Hafen Koper will die Position als Österreich-Primus einzementieren

Für die Luka Koper d. d. bleibt die Generierung von noch mehr Seefrachten für die Häfen in der nördlichen Adria die oberste Prämisse. Dafür sollen neben laufenden Serviceoptimierungen verschiedene Maßnahmen zur besseren Erreichbarkeit der slowenischen Logistikdrehscheibe sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße sorgen.

Hafen Koper will die Position als Österreich-Primus einzementieren Bild: Österreichische Holzprodukte werden in rauen Mengen von Koper nach Afrika und Asien verschifft.

KOPER. Wie in den meisten Bürogebäuden gibt es auch in der Zentrale der Luka Koper d. d. einen Aufzug. Damit erreicht man bequem die Besprechungsräume in den oberen Etagen. Jedoch entgehen den Besuchern dabei wichtige Informationen. Diese bleiben ihnen auch in den PowerPoint-Präsentationen der PR-Fachleute des slowenischen Seehafens vorenthalten. Es sind nämlich weder Statistiken noch Tabellen, welche die Blicke der aufmerksamen Beobachter auf sich ziehen, sondern die im ganzen Objekt aufgehängten großformatigen Fotos. Sie beleuchten die Entwicklung des Hafen Koper in den mittlerweile mehr als 60 Jahren seines Bestehens.

Alles begann mit einem Liegeplatz für die Be- und Entladung von Hochseeschiffen. Zu dieser Zeit war der Hafen ein kleines Detail im Stadtbild von Koper. Daraus entwickelte sich bis heute eine Logistikdrehscheibe mit dem aufkommensstärksten Containerterminal am Adriatischen Meer und mit der zweitgrößten RoRo-Anlage für die Be- und Entladung der Neufahrzeuge von namhaften Automobilherstellern im Mittelmeer-Raum. Aus der Vogelperspektive betrachtet, belegt der Hafen heute in etwa die dreifache Fläche der Stadt Koper. Dabei wird es nicht bleiben. Sowohl im Segment Container als auch bei der rollenden Fracht besteht seitens der Kunden in Zentral- und Osteuropa Bedarf für den Ausbau der Warenströme.

So vielversprechend das für den Hafen Koper ist, so groß sind die damit verbundenen Herausforderungen für das Management. Einerseits nutzen die Verantwortlichen jede Möglichkeit zur Vertiefung der Geschäftsbeziehungen mit den Kunden und Partnerunternehmen im zentraleuropäischen Hinterland. Die Folge davon sind stetig steigende Marktanteile in den Ländern Ungarn, Österreich, Tschechien, Slowakei und Polen. Andererseits geht damit die wachsende Zu- und Abfuhr von Gütern einher. Das führt phasenweise zu Engpässen an den Terminals. Dann müssen erfahrene und smarte Manager die Dinge in geordnete Bahn lenken.

Einer dieser Spezialisten ist Gordan Ban, der seit etwas mehr als einem Jahr die Geschicke des Containerterminals im Hafen Koper leitet. In dieser Funktion steht er an der Spitze von rund 350 fix angestellten Mitarbeitenden, die im Tagesgeschäft von bis zu 200 Leiharbeitern unterstützt werden. Zusammen haben sie im Vorjahr 988.499 TEU umgeschlagen. Knapp 60 Prozent davon wurden per Bahntransport angeliefert oder abgefahren. Doch hier ist der Hafen Koper quasi ein Gefangener seines Erfolges. Weil die Containermengen kontinuierlich steigen und die dringend benötigte zusätzliche Schienenanbindung frühestens ab dem Jahr 2025 zur Verfügung steht, sind die Chancen für die stärkere Nutzung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers vorerst begrenzt.

In 2018 wurden im Hafen Koper ungefähr 23.000 Züge mit mehr als 300.000 Bahnwagen abgefertigt. Verschiedene Optimierungsmaßnahmen an den einzelnen Terminals können vielleicht zusätzliche Mengen abfangen. Doch parallel dazu wird der Lkw-Verkehr weiter zunehmen. Die Linienreedereien rechnen mittelfristig mit einer Zunahme des Containerverkehrs in die Nordadria-Häfen in der Bandbreite von 3,5 bis 5 Prozent im Jahr. Damit Koper da mithalten kann, wird der Containerterminal in den kommenden Jahren schrittweise ausgebaut. Der Hafen nimmt Kurs auf 1.150 Meter Kaianlagen mit einer Jahreskapazität für rund 1,5 Mio. TEU.

Österreich stand in Koper im Vorjahr für ein Containeraufkommen von 225.000 TEU gut. „Hier bestehen noch Chancen für leichte Marktanteilssteigerungen“, schätzt Gordan Ban. Aber noch viel mehr gibt es für den slowenischen Seehafen in den deutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg zu holen. Hier leistet der Vertrieb gerade Überzeugungsarbeit bei ausgewählten Gesprächspartnern aus dem Kreis der Logistikdienstleister und Verlader. In Österreich kann sich das Management die Festigung der Position als Spezialist für das Containerstuffing vorstellen. In dieser Sparte hält der Hafen Koper aktuell bei 120.000 TEU Jahresaufkommen. Davon geht ungefähr die Hälfte auf das Konto der Hersteller von Papierprodukten, Zellstoff, Holz und Energy Drinks aus der Alpenrepublik.

Neben rund 90 Containerzügen in der Woche werden in Koper täglich unzählige Lkw-Züge gezählt. Für sie gab es bisher nur eine Zufahrt, vor der sich in den Spitzenzeiten Fahrzeugkolonnen gebildet haben. Das stellte für die Betroffenen oft eine Nervenprobe dar. Doch hier zeichnet sich eine rasche Entspannung der Situation ab. In diesen Tagen wird eine zweite Lkw-Zufahrt eröffnet. Sie ermöglicht eine raschere Erreichbarkeit der Terminals für Dry Bulk, Eisenerz und Kohle. Danach soll ein eigenes Lkw-Gate für die Bedienung des Containerterminals kommen. Das wäre gleichbedeutend mit einer Verbesserung der Servicequalität auch für die Anlieferung von österreichischen Holzprodukten, von denen Unternehmen wie MM Timber Trading, Stora Enso Wood Products oder Vesely Timber rund 1,2 Mio. Kubikmeter im Jahr via Koper verschiffen.

JOACHIM HORVATH

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