TRIEST. Bei Sonnenschein gibt Triest schon etwas her. Dann glänzt die dicht an der Grenze zu Slowenien gelegene Hafenstadt in Nordostitalien mit einem herrlichen Panorama. Den Benutzern der vierspurigen Hochstraße eröffnet sich ein toller Ausblick auf das Containerterminal am Molo VII. Wer Glück hat, bekommt eines der im Liniendienst von Asien in die nördliche Adria eingesetzten Schiffe mit 14.000 TEU Kapazität der Reedereiallianz 2M (Maersk Line und MSC Mediterranean Shipping Company) zu sehen. Ihre Abfertigung verlangt den rund 300 Beschäftigten am Trieste Marine Terminal (TMT) viel ab. Doch die Betreibergesellschaft des Pier VII profitiert davon auch in einer Art und Weise wie das vor ein paar Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Dazu leistet die Containerreederei MSC einen wichtigen Beitrag. Die weltweite Nr. 2 in der Linienschifffahrt teilt sich seit zwei Jahren mit der T.O. Delta Group das Stammkapital des Trieste Marine Terminal. Seither verzeichnen die Umschlagzahlen und das Bahnangebot auf den Verbindungen in das zentraleuropäische Hinterland ein dynamisches Wachstum. In 2018 wurden 626.000 TEU abgefertigt, ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In diesem Tempo soll es weitergehen, wenn der Markt mitspielt. Zumindest besitzt das mit einer 700 Meter langen Kaianlage mit sieben Post Panamax-Kränen ausgestattete TMT die Kapazität zur Bewältigung von zusätzlichen Containermengen.
„Wir sind und bleiben ein neutraler Anbieter“, erläutert Marco Zollia im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung die Marktpositionierung des Containerterminals für bis zu 900.000 TEU Jahresumschlag. Zwar bestätigt der Sales and Marketing Manager des Trieste Marine Terminal die positiven Effekte des MSC-Engagements. Die Containerreederei schätzt die jederzeitige uneingeschränkte Zufahrt in den Tiefwasserhafens. Eine derartige Konstellation gibt es in Europa nur an wenigen anderen Plätzen. Jedoch tragen noch einige andere Schifffahrtsunternehmen erheblich zum Wachstum am TMT bei, darunter Maersk Line, CMA CGM, Evergreen Line und Hapag-Lloyd.
Verglichen mit den Containerterminals in den europäischen Nord- und Westhäfen ist das Molo VII ein kleiner Anbieter. Doch man habe die Servicequalität und das Bahnangebot in den letzten Jahren deutlich erhöht, berichtet Marco Zollia. Für ihn ergibt das eine neue Konstellation, „die Triest insbesondere für die Containerfrachten von und nach dem Mittelmeerraum sowie den Ziel- und Quellhäfen im Nahen, Mittleren und Fernen Osten zu einer Alternative zu Hamburg, Bremerhaven, Antwerpen und Rotterdam macht“. Importeuren, Exporteuren und Spediteuren in Zentraleuropa unter Einschluss von Österreich und Süddeutschland winkten hier Zeitvorteile in Verbindung mit attraktiven Handlingkosten und flexiblen Dienstleistungen.
Was den Hinterlandverkehr per Bahntansport betrifft, so werden am Trieste Marine Terminal aktuell 76 Züge pro Woche abgefertigt. Darunter befinden sich etwa 20 Österreich-Operationen, Tendenz steigend. „Wir haben in 2018 rund 3.100 Züge gezählt“, berichtet Marco Zollia. Es folgt der sachdienliche Hinweis auf die Gesamtkapazität der TMT-Bahnanlagen für rund 7.000 Züge im Jahr. Die positive Entwicklung der Bahnverkehre in den letzten Jahren liegt unter anderem im Engagement der Rail Cargo Group begründet. Der ÖBB-Güterverkehr hat gemeinsam mit T.O. Delta und Alpe Adria mehrere neue Zugprodukte auf die Schiene gesetzt. Die Chancen für die Fortsetzung dieser Entwicklung stehen insofern gut, weil Trieste Marine Terminal den Ausbau der Geschäftsbeziehungen in der Alpenrepublik anstrebt.
Noch vor sechs Jahren war die Präsenz des Trieste Marine Terminal in Österreich mehr schlecht als recht. Dann entwickelte das Management einen Reformplan und setzte diesen engagiert um. Jedenfalls sieht Marco Zollia das Unternehmen bei einem jährlichen Bahnvolumen von geschätzten 40.000 TEU angekommen. Dazu kommen laut seinen Angaben circa 60.000 per Lkw angelieferte oder abgefahrene Containereinheiten. Die Zahl der von den Triester Hafenlogistikunternehmen gestauten Boxen mit Österreich-Substrat vermag er nicht im Detail zu nennen. Es dürfte in den nächsten Jahren aber deutlich mehr werden, weil TMT die Geschäftsbeziehungen mit den Kunden und Geschäftspartnern in Zentraleuropa noch deutlich auszubauen gedenkt.
JOACHIM HORVATH