Schachinger plant Expansion nach Süddeutschland

Nach einer Phase der Strukturoptimierung steht Schachinger Logistik laut eigenen Angaben besser da, als je zuvor. Jetzt will der Branchenlogistik-Spezialist seine bewährten Stärken in Österreich in das benachbarte Ausland ausdehnen, wofür man in einzelnen Branchen über Kooperationspartner nachdenkt.

Schachinger  plant Expansion  nach Süddeutschland Bild: Im Logistikpark Hörsching gehören moderne Lkw-Züge und Photovoltaikanlagen zum Grundinventar.

HÖRSCHING. Die Logistik kann man als Facilitator verstehen! Schachinger Logistik bietet unter diesem Aspekt großen nationalen und internationalen Kunden zuverlässige und qualitativ hochwertige Dienstleistungen in den Bereichen Beschaffung, Produktionsversorgung, Lagerbewirtschaftung und Distribution. „Das tun wir schwerpunktmäßig in Nischen, welche die großen Systemspeditionen entweder wegen der Beschaffenheit der Güter oder wegen der temperaturspezifischen Anforderungen meiden“, sagt Dkfm. Peter Overkamp in der Rolle als Sprecher der Geschäftsführung des in Hörsching bei Linz ansässigen Unternehmens in der dritten Familiengeneration.

Dazu kommt die eindeutige regionale Komponente. Schachinger Logistik zählt in Österreich zu den führenden Anbietern von umfassenden Logistikdienstleistungen für die Branchen Pharma/Healthcare, Markenartikel, Automotive, Baustoffe und High Tech. „Manche Kunden vertrauen seit 40 Jahren auf unsere Servicekompetenz“, sagt Peter Overkamp und erwähnt als Beispiele den Nahrungs- und Genussmittelhersteller Ed. Haas, den Fruchtgummi-Spezialisten Haribo, den Süßwaren-Riesen Manner, die Pharma-Sparte von Bayer und den Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus. Und auch für die Firmen Eternit und Knauf spielt Schachinger Logistik eine wichtige Rolle, genauso wie für die Großkunden Metro und Mars.

Für einige Auftraggeber strahlt das Unternehmen über die Landesgrenzen hinaus. Das geschehe aber immer von den österreichischen Standorten ausgehend, erklärt Peter Overkamp, der gemeinsam mit Roland Glöckl die zweiköpfige Geschäftsführung des Traditionsunternehmens mit aktuell 606 Mitarbeitenden an 17 Standorten sowie 166 Mio. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 bildet. Zu den Visionen des Managements zählt die behutsame Internationalisierung in der Branchenlogistik. In einem ersten Schritt ist die Ausdehnung der Aktivitäten in der Baulogistik nach Bayern vorgesehen. Dem sollen weitere Initiativen – gestützt auf Kooperationen mit ähnlich ausgerichteten und gleichgesinnten Partnern – im benachbarten Ausland folgen. „Es wäre vermessen zu glauben, dass wir eine eventuelle großflächige Expansion in Deutschland alleine bewältigen können“, bemerkt Peter Overkamp dazu.

Branchenlogistik heißt für die Verantwortlichen bei Schachinger die Betreuung von Kunden mit ähnlichen Anforderungen in den Bereichen Transport, Lagerbewirtschaftung und Distribution. Aus der Bündelung ihrer Güter entstehen Synergien, die allen Beteiligten in der Supply Chain zum Vorteil gereichen. Das reicht bis zur Paket- und Tourenlogistik, wo das Unternehmen mit der Beteiligung an DPD Austria und mit der Disposition von täglich bis zu 800 Lkw auftritt. Dabei erhebt man hohe Ansprüche im Hinblick auf die Nachhaltigkeit. Mit E-Fahrzeugen, Photovoltaikanlagen und Neubauten wie dem LT1 im Logistikpark Hörsching besetzt man eine Vorreiterrolle in der Logistikbranche.

Dafür sei man im Jahr 2014 mit dem Nachhaltigkeitspreis Logistik der BVL Deutschland und Österreich ausgezeichnet worden, betont Peter Overkamp. Ein Meilenstein auch deshalb, weil sich damit ein österreichisches Familienunternehmen in den Kreis von sehr bekannten Namen der deutschen Industrie wie zum Beispiel Audi oder Tchibo einreiht. Unabhängig davon beeinflusse das Thema Nachhaltigkeit die Entscheidungsfindung bei großen Outsourcing-Projekten in zunehmendem Maße, wobei das leider viel zu selten Berücksichtigung bei der Preisgestaltung finde. Soll heißen: Wenn es maximal mit einem geringen finanziellen Mehraufwand verbunden ist, geben die Entscheider in der verladenden Wirtschaft umweltfreundlichen Lösungen den Vorzug.

Logistik ist eine konjunkturabhängige Industrie. Insofern schätzt man bei der Schachinger Gruppe die teilweise sehr unterschiedlichen Branchenschwerpunkte. „Dadurch sind wir ganz gut diversifiziert und können so die immer wieder auftretenden zyklischen Schwankungen abfangen“, sagt Peter Overkamp. Noch dazu tut das Unternehmen alles Erdenkliche zur Festigung der Marktstellung in den Hauptbranchen. So wurde das Leistungsspektrum in der Pharmalogistik vor eineinhalb Jahren um eine Handelsfunktion erweitert. In dieser Rolle kauft und verkauft Schachinger Logistik die Produkte der Kunden. Das kommt vor allem bei kleinen und mittelgroßen Arzneimittelherstelllern gut an. Auch für ihre Zwecke wurden an zwei Standorten in Wien die Kühllager-Kapazitäten erweitert. Diesem Maßnahmenpaket folgt gerade die Installation einer zusätzlichen Paketsortieranlage im Logistikpark Hörsching.

Hinsichtlich der Zukunftsperspektiven für Schachinger Logistik überwiegt bei Peter Overkamp und Roland Glöckl die Zuversicht. Dem liegt die Beobachtung zugrunde, wonach bei stetig wachsenden Unternehmen in den Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung eine sinkende Bereitschaft zur „Verschwendung“ von Betriebsflächen für logistiknahe Funktionen besteht. Noch dazu winken ihnen bei der Einschaltung von externen Dienstleistern Effizienzsteigerungen und Qualitätsverbesserungen. Das auch, was die Beschleunigung des Lieferservice zur den Endkunden betrifft. Wenn dann auch noch der Klimaschutz davon profitiert, umso besser. Damit will die Schachinger-Gruppe in Zukunft gegebenenfalls auch in der Krankenhauslogistik stärker auftreten.

Im Jahr 2019 feiert Schachinger Logistik das Jubiläum des 80-jährigen Bestehens. In dieser langen Zeit hat das sich das Familienunternehmen immer wieder neu erfunden. Am Anfang standen die Transportdienstleistungen, wo man lange Zeit das Wachstum des Stahlkonzerns voestalpine begleitet hat. Später folgte der Einstieg in das Marktsegment der Stückgutlogistik, deren Aktivitäten im Jahr 2004 an die Dachser-Organisation veräußert wurden. „Das geschah im für uns denkbar günstigsten Augenblick“, bemerkte Dr. Max Schachinger einmal gegenüber der Österreichischen Verkehrszeitung. Ihm verdankt das Unternehmen zahlreiche maßgebliche Kundenbeziehungen, die bis heute Bestand haben. Nicht zuletzt aus diesem Grund wächst das Engagement in der Branchenlogistik seit 15 Jahren.

Im Jubiläumsjahr 2019 befindet sich Schachinger Logistik unverändert in Privatbesitz. An der Spitze des Unternehmens steht das zweiköpfige Managementteam Peter Overkamp und Roland Glöckl. „In der Logistikbranche gibt es keine Selbstläufer mehr und man darf sich heutzutage nicht mehr zu viel ablenken lassen“, ist Peter Overkamp überzeugt. Insofern wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass die Leute die Bedeutung dieser Disziplin für die gesamte Wirtschaft verstehen anstatt sie schlecht zu reden. Was er mit dem Hinweis auf die Kundenwünsche sehr bedauert, ist wenig bis gar nicht vorhandene Nutzung der Bahnlogistik, „obwohl fast alle unsere Standorte mit einem Gleisanschluss ausgestattet sind“.

JOACHIM HORVATH

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