Hohe Ansprüche an die Logistik für die Materialien von morgen

Als Technologiepartner der internationalen Flugzeug- und Triebwerkshersteller ist die FACC AG auf die Unterstützung durch zuverlässige Logistikdienstleister angewiesen. Wenn dabei Probleme auftreten, sind diese bei einer rechtzeitigen proaktiven Information lösbar. Doch genau das hat in letzter Zeit nicht immer funktioniert.

Hohe Ansprüche an die Logistik  für die Materialien von morgen Bild: FACC produziert hochwertige Kabinenausstattungen auch für die Airbus A320-Jets der Austrian Airlines.

SANKT MARTIN IM INNKREIS. Manchmal bringen ihn die Speditionspartner zur Weißglut. „Das ist dann der Fall, wenn bei einer Transport-abwicklung eine unvorhergesehene Verzögerung eintritt und sich niemand bemüßigt fühlt uns darüber zu informieren“, sagt Rudolf Leitner, Executive Vice President Procurement bei FACC. Sein Team steuert unter anderem die Transportlogistik-Prozesse bei einem der weltweit führenden Anbieter im Bereich Design, Entwicklung und Fertigung von Komponenten und Systemen für Luftfahrzeuge. Der Konzern mit aktuell 3.465 Mitarbeitenden aus 38 Nationen und 782 Mio. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 beliefert als Spezialist für Composite-Leichtbaukomponenten der Primär- und Sekundärstruktur einen exklusiven Kundenkreis.

Nahezu alle renommierten Flugzeug- und Triebwerkshersteller – darunter Airbus, Boeing, Bombardier, Embraer, COMAC, Rolls-Royce und Pratt & Whitney – sowie zahlreiche Tier-1-Lieferanten stehen auf der Referenzliste der FACC AG. Die aus einer Eigeninitiative des Sportartikelherstellers Fischer zur Erweiterung des Produktspektrums im Segment der Faserverbundstoffe entstandene Marke ist seit exakt 30 Jahren ein eigenständiges Unternehmen und gehört seit 2009 mehrheitlich (55,5%) dem chinesischen AVIC Konzern. „Unsere Kunden sind in jeder Hinsicht sehr anspruchsvoll. Sie erwarten sich im Tagesgeschäft einen einwandfrei funktionierenden Lieferservice“, erläutert Rudolf Leitner im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung.

Obwohl die FACC-Verantwortlichen die Dienstleister aus dem Sektor der Frachtführer sowie internationalen Speditionen als verlängerten Arm des eigenen Unternehmens betrachten und aufgrund der Sensibilität der Produkte langfristige Logistikkooperationen bevorzugen, fühlten sie sich von diesen zuletzt in bestimmten Situationen im Stich gelassen. „Uns helfen teuer produzierte Hochglanzbroschüren relativ wenig, wenn bei den Transportabwicklungen Probleme auftreten und wir keine Informationen darüber erhalten“, eröffnet Rudolf Leitner Einblicke in seine berufliche Gefühlswelt. Das verleitet ihn zu der Annahme, dass in der Logistikbranche vielleicht zu wenig Wettbewerb herrscht. Zumindest gibt es nach seiner Einschätzung der Sachlage Branchen, in denen sich die Anbieter mehr um den Markt kümmern.

Knapp 17 Mio. Euro investiert die FACC jährlich in Dienstleistungen in der Lager- und Transportlogistik. Davon entfallen etwa 11,1 Mio. Euro auf den Versand. Das Beschaffungswesen wird von Rohstoffen dominiert, die eine durchgängig gekühlte Beförderung bei –18 Grad Celsius erfordern. Ansonsten droht das Material zu härten und wird für die Weiterverarbeitung unbrauchbar. Aber diese Gefahr bestehe glücklicherweise nur in der Theorie. In der Praxis mache das Partnerunternehmen Ontime Logistics hier nämlich einen tollen Job, wodurch einem Unannehmlichkeiten erspart blieben, betont Rudolf Leitner. Auch im Versand ist der genannte Logistikdienstleister ein wichtiger Partner von FACC, insbesondere was die komplizierten Preisverhandlungen und die Koordination der Prozesse mit den internationalen Expressdiensten FedEx und UPS betrifft.

Zuletzt betrug das Jahresversandaufkommen von FACC 27.730 Tonnen. Davon gingen mehr als 22.000 Tonnen zu Abnehmern in der Europäischen Union mit den Hauptmärkten Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und im Vereinigten Königreich. Bei den Drittstaaten-Lieferungen sind die USA mit 4,3 Mio. Euro der mit deutlichem Abstand größte Aufwandsposten in der ausgehenden Transportlogistik, gefolgt von Kanada mit 950.000 Euro. Bei den Verkehrsträgern liegen die Lkw-Transporte mit knapp 23.000 Tonnen, die Seefracht mit 2.625 Tonnen und die Luftfracht mit 1.811 Tonnen auf den ersten drei Plätzen. Aufgrund des Anschreibeverfahrens halten sich die Kosten der Zollabgaben dank der Unterstützung der Spezialisten von Panalpina in einem überschaubaren Rahmen..

Neue Dienstleister in den Bereichen Transport, Spedition sowie Ware-housing müssen erst einmal ihre Servicequalität und Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen, bevor sie strategische Partner der FACC AG werden. „Das war auch bei der Firma Ontime Logistics so, deren Name uns bei der ersten Präsentation unbekannt war und die heute aufgrund ihrer Kundenfokussierung und Flexibilität unser größter Logistikpartner ist“, wie Rudolf Leitner einräumt. Stark verankert sind bei seinem Team außerdem die Unternehmen DB Schenker (Luftfracht), die Stranzinger Gruppe mit ihren drei Tochterunternehmen SLS, XPS und SEG (Warehousing, Verpackung, Versand, Lkw-Rundläufe auf den Länderrelationen Frankreich und Italien) und Angermayr Spedition & Logistik im Deutschland-Verkehr. Große Erwartungen setzt die FACC-Logistikabteilung in den gemeinsam mit der Franz Angleitner GmbH realisierten „Ökoliner“-Regelverkehr (vgl. Bericht auf S. 10), für den man sich allerdings noch ein politisches Umdenken in Österreich wünschen würde.

JOACHIM HORVATH

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