Erster Norditalien-Regelverkehr bei der Montan Spedition

„Wir saugen das Straßensubstrat auf und leisten so einen Beitrag zur CO2-Reduktion.“ So beschreibt Geschäftsführerin Ingrid Glauninger das Wirken der Montan Speditionsgesellschaft m.b.H. in Kapfenberg. Der Klimawandel befruchtet das Geschäft des obersteirischen Unternehmens in Form von neuen Transportrelationen.

Erster Norditalien-Regelverkehr  bei der Montan Spedition Bild: Die Montan Spedition zählt zu den Vorreitern im Unbegleiteten Kombinierten Verkehr in Österreich.

KAPFENBERG. Die Maßnahmen der Tiroler Landesregierung zur Eindämmung des stetig wachsenden Lkw-Verkehrs zeigen Wirkung. Zumindest lösen sie in den Köpfen der Logistikmanager von Unternehmen mit Bedarf an zuverlässigen Lieferservices zu stabilen Kosten ein Umdenken aus. Bei einem großen Bedarfsträger mit Sitz im Großraum Linz zum Beispiel wurde die Beschaffung von Halbprodukten in loser Schüttung aus Norditalien im Frühjahr von der Straße auf die Schiene verlagert. Dabei stützt man sich auf ein Logistikkonzept der Montan Spedition, die ihr Angebot im Unbegleiteten Kombinierten Verkehr (UKV) Straße-Schiene-Straße erstmals nach vielen Jahren um eine neue Länderrelation ergänzt hat.

Für das obersteirische Logistikunternehmen ist das eine Zäsur. „In den letzten Jahren war unser Fokus auf die Bereitstellung von Transportkonzepten auf der Schiene entlang der Achsen von der Türkei, Koper in Slowenien sowie Zahony an der ungarisch-ukrainischen Grenze über Österreich und das Ruhrgebiet bis in die Westhäfen Antwerpen und Rotterdam gerichtet“, sagt Geschäftsführerin Ingrid Glauninger im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Dafür steht bei dem Spezialisten für Montangüter- sowie Rohstofflogistik eine Flotte von 1.200 Containern in der Dimension 30-Fuß bereit, die von 30 Mitarbeitenden an den Standorten Kapfenberg (Zentrale), Fürnitz und Istanbul disponiert wird. Im Jahr 2018 schlug die in Privatbesitz befindliche Spedition rund 1 Mio. Tonnen Güter um, und es stand ein Umsatz in der Höhe von 18 Mio. Euro zu Buche.

Gemessen an diesen Zahlen steht die neue „Tradelane“ von Norditalien nach Wien und Linz noch ganz am Anfang. Allerdings ist man bei der Montan Spedition guter Dinge, was die Chancen für den Ausbau der Italien-Verkehre betrifft. Noch handelt es sich dabei um eine Transportlösung in der Fahrtrichtung von Süden nach Norden. Allerdings arbeiten die Verantwortlichen bei der obersteirischen Spedition fest daran, dass sich daraus bald ein regelmäßiger Rundlaufservice mit stabilen Abfahrten ergibt. Mehr wollen sie dazu erst verraten, wenn das entsprechende Konzept spruchreif oder besser noch erfolgreich in die Tat umgesetzt ist.

Die Transporte für den oberösterreichischen Bedarfsträger absolvieren eine rund 600 Kilometer lange Wegstrecke. „Das war bisher eine klassische Relation für die Kipperfahrzeuge-Frächter“, stellt Ingrid Glauninger fest. Doch die wachsende Zahl an Unwägbarkeiten wurde den handelnden Personen in letzter Zeit zu viel. Wer sollte ihnen das in Anbetracht der fallweisen Sperre der Brennerautobahn, der Maßnahmen zur Lkw-Dosierung und der regelmäßigen Erhöhung der Mauttarife verdenken? Noch dazu, wo sich der Einsatz des UKV im Fall der Montan Spedition so einfach gestaltet. „Abgesehen vom Ladeauftrag, den der Kunde an uns vergibt, muss er sich bis zum Zustellaviso, das er von uns erhält, um nichts kümmern, das spart interne Prozesskosten! Es braucht auch keine infrastrukturellen oder technischen Umstellungsprozesse, ebenso keine neuen Lieferdokumente, alles funktioniert wie bisher bei den Straßenladungen, nur eben besser, planbarer und umweltfreundlicher mit einer kombinierten Verkehrslösung, die zu über 90 Prozent auf der Bahn abgewickelt wird“, erklärt DI (FH) Christian Glauninger in der Funktion als Leiter Vertrieb/Marketing/Key Accounting des obersteirischen Unternehmens, dessen Gründung aus dem Jahr 1973 datiert.

Momentan bewegt die Montan Spedition auf der Route von Norditalien nach Oberösterreich rund 100 Tonnen Halbprodukte in der Woche. Das ersetzt vier Lkw-Transporte oder rund 200 Fahrten auf der Straße im Jahr. „Wenn uns das auch noch auf anderen Verbindungen gelingt, ist das ein guter Beitrag zum Klimaschutz“, besteht Einigkeit zwischen Ingrid Glauninger und ihrem Sohn Christian Glauninger. Die Chancen dafür schätzen sie als ausgesprochen gut ein. Denn hervorgerufen durch Entwicklungen wie Industrie 4.0, das speziell bei den maßgeblichen Bedarfsträgern zusehends restriktiver gehandhabte Ladefenstermanagementsysteme mit sich bringt, sowie das steigende Umweltbewusstsein wächst bei vielen Unternehmen das Interesse an Alternativen zu den Transportlösungen auf der Straße. Davon sollte der Unbegleitete Kombinierte Verkehr Straße-Schiene-Straße profitieren, sofern die Bahninfrastrukturen mitspielen.

JOACHIM HORVATH

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