Ein großer Schritt zu einer modernen Logistikinfrastruktur in Slowenien

Bei der cargo-partner Gruppe geht in diesen Tagen und Wochen eine neue internationale Logistikdrehscheibe in Betrieb. Das um 28 Mio. Euro realisierte iLogistics Center in Ljubljana eröffnet der verladenen Wirtschaft neue Optionen im Wirtschaftsraum Zentral- und Süosteuropa.

Ein großer Schritt zu einer modernen Logistikinfrastruktur in Slowenien Bild: Slowenien beschert cargo-partner rund 13.000 TEU Seefracht und 4.000 Tonnen Luftfracht im Jahr.

LJUBLJANA. Auf die Frage, wo in Slowenien denn die Herausforderungen für die Ausübung der Tätigkeit als internationale Spedition liegen, findet Viktor Kastelic zuvorderst lobende Worte für die Regierung in Ljubljana. Die Politiker hätten die Bedeutung der Logistikbranche für das kleine Land mit 2 Mio. Einwohnern erkannt. Es würden jetzt endlich beherzte Maßnahmen zur Ertüchtigung der Infrastruktur gesetzt, schickt der Managing Director der cargo-partner d.o.o. voraus. Als Beispiele nennt er den Bau eines modernen und leistungsfähigen Luftfrachtterminals am Flughafen Ljubljana Brnik und die Beseitigung des Nadelöhrs auf der Bahnstrecke zwischen Koper und Divaca bis 2025.

Bei der Lösung eines weiteren Problems hat die slowenische Tochtergesellschaft der cargo-partner Gruppe jetzt selber die Initiative ergriffen. Um 28 Mio. Euro wurde in direkter Nachbarschaft zum Flughafen Ljubljana Brnik eine Logistikanlage errichtet, wie es sie in Slowenien – wenn überhaupt – nur vereinzelt gibt. Das Objekt mit 25.000 m2 Hallenfläche wird am 12. September feierlich eröffnet. Es leistet einen Beitrag zur Beseitigung eines Handicaps, über das viele nationale/internationale Unternehmen klagen. Es gibt in Slowenien zu wenig moderne Standorte für die Erbringung von hochwertigen Dienstleistungen im Bereich der Kontraktlogistik.

Auch bei der cargo-partner d.o.o. erfuhr besagter Geschäftszweig bisher eine eher zurückhaltende Behandlung. Zwar betätigt sich das Unternehmen seit etwa fünf Jahren in dieser Disziplin. Dafür wurden drei Standorte mit zusammen rund 6.000 m2 Lagerfläche im Raum Ljubljana etabliert, die sich für die Betreuung von großen Kontrakten nur bedingt eignen. Noch dazu steigt die Nachfrage der produzierenden Industrie nach umfassenden Servicepaketen, die neben dem Lagergeschäft und der Distribution Zusatzleistungen in den Bereichen Konfektionierung, Kommissionierung, Verpackung, Cross Dock, Consolidation, E-Fulfillment und Retourenmanagement einschließen. Da kommt es für das Logistikunternehmen mit aktuell 108 Mitarbeitenden an Standorten in Ljubljana und Koper einem Glücksfall gleich, dass die Geschäftsleitung am Firmensitz in Fischamend bei Wien vor etwa zwei Jahren die Kontraktlogistik als ein weiteres strategisches Geschäftsfeld neben den Aktivitäten in den Bereichen Luft-/Seefracht und Road Transport auserkoren hat.

Damit wurde der Rahmen für die Errichtung von modernen Logistikanlagen in Fischamend, in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und nun in Ljubljana gesetzt. Das Projekt in der slowenischen Hauptstadt markiert die bislang größte Einzelinvestition in der mehr als 35-jährigen Firmengeschichte. Das ist eine große Herausforderung für das slowenische Team. Jedoch gibt es zahlreiche Unternehmen, die bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit cargo-partner angemeldet haben. Wir waren einer der ersten Auslandsinvestoren aus dem Kreis der internationalen Speditionen. Daher kennen unsere Spezialisten die lokalen Verhältnisse wie nur wenige andere Anbieter, betont Viktor Kastelic im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung.

Wenn alles gut geht, unterzeichnet cargo-partner demnächst einen Vertrag mit einem namhaften Neukunden aus der internationalen Automobilzulieferindustrie. Seine Logistiker würdigen damit auch die geographische Position von Slowenien, die Viktor Kastelic folgendermaßen beschreibt: „Es gibt kaum ein Land mit einer besseren geographischen Lage als Bindeglied zwischen West- und Zentraleuropa auf der einen und Südosteuropa auf der anderen Seite. Die Nähe zu den Seehäfen Koper und Triest bietet ideale Voraussetzungen für die Steuerung und Abwicklung von Containerverkehren mit allen erdenklichen Zusatzdiensten für Sendungen mit Ziel- und Quell-

orten in Slowenien, Nordostitalien, Österreich, Süddeutschland, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Südpolen.“

Einen weiteren Pluspunkt sieht der Speditionsmanager in der traditionell stark ausgeprägten internationalen Orientierung seiner Landsleute gegeben. Slowenien ist viel zu klein, als dass es eine Logistikanlage vom Zuschnitt des cargo-partner Neubaus alleine auslasten könnte. Allerdings besitzt der Großteil der Bevölkerung eine gute Ausbildung mit fundierten Fremdsprachenkenntnissen, was die Leute für die Betreuung von internationalen Geschäften prädestiniert. Und das auch noch zu Lohnkosten, die schätzungsweise um rund 20 Prozent unter den aktuellen Vergleichswerten in Italien und Österreich liegen. Slowenien als solches besitzt eine stark diversifizierte Industrie mit zahlreichen mittelgroßen Unternehmen, deren positive Weiterentwicklung in hohem Maß von den Erfolgen im Export – insbesondere nach Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, China und Japan – abhängt.

In Anbetrtacht dieser Tatsache positioniert sich das iLogistics Center in Ljubljana als Drescheibe für die Distribution und Konsolidierung von Warenströmen für den Wirtschaftsraum in Zentral- und Südosteuropa. „Wir gehören in der Luft- und Seefrachtspedition zu den Top-3-Anbietern am slowenischen Markt und haben in den letzten Jahren unsere Position im Bereich Road Logistics stark verbessert. Jetzt nehmen wir den Ausbau der Kontraktlogistik in Angriff“, skizziert Viktor Kastelic die Stoßrichtung. Zu diesem Zweck wird der Personalstand in Ljubljana bis Jahresende um rund 30 Mitarbeitende erhöht. Umsatzmäßig nimmt das Unternehmen 2019 Kurs auf die Marke von 45 Mio. Euro (2018: 40 Mio. Euro) und nennt Viktor Kastelic das Durchbrechen der ,,Schallmauer“ von 50 Mio. Euro als Zielsetzung für 2020.

Wie schnell sich die Dinge in der Logistikbranche ändern, erläutert der cargo-partner Mann anhand eines mexikanischen Kunden, ,,in dessen Auftrag wir die interkontinentalen Logistikketten nach Europa organisieren“. Dabei treffen die Seefrachten in Koper ein und dient das Lager in Ljubljana als Drehscheibe für die Weiterleitung der Sendungen nach Italien, Slowakei, Schweden und Spanien. Das 12.000 m2 große Hochregallager im iLogistics Center in der slowenischen Hauptstadt ist als Anlage mit einer kontrollierten Temperatur in der Bandbreite zwischen 15 und 20 Grad Celsius ausgelegt, was ein wichtiges Kriterium für die potenziellen Kundenkreise aus der Pharma-, Nahrungsmittel- und Süßwarenindustrie darstellt. Unabhängig davon betreut cargo-partner in Slowenien seit vielen Jahren die Seefrachten von Gorenje. Bei diesem Key Account haben sich die logistischen Entscheidungsfindungsprozesse seit dem Verkauf an die Hisense Group nach China verlagert, was der ,,Maritimen Seidenstraße“ nach Koper einen besonderen Stellenwert verleiht.

JOACHIM HORVATH

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