„Das weiße Gold“ arbeitet am Ausbau der Lieferradien

Salz aus den Alpen – von der Gewinnung bis zur Veredelung „Made in Austria“! Mit dieser Strategie ist die Salinen Austria AG in den Kreis der führenden Salzhersteller in Europa aufgestiegen. Eine ausgeklügelte Transportlogistik unterstützt das Traditionsunternehmen aus dem Salzkammergut bei der Festigung dieser Position.

„Das weiße Gold“ arbeitet  am Ausbau der Lieferradien Bild: Zur Saisonspitze werden in der Saline Ebensee täglich bis zu 300 Lkw beladen.

EBENSEE. Es gibt nur wenige Vorstandsvorsitzende in Österreich zu deren Verantwortungsbereich auch die Verladung der Fertigprodukte zählt. So als ob es die normalste Sache der Welt wäre, beantwortet Dr. Peter Unters-perger die Fragen der Österreichischen Verkehrszeitung zu dieser Materie. „Das Funktionieren der Transportlogistik besitzt für uns dieselbe Relevanz wie der Bergbau“, betont der CEO der Salinen Austria AG. Er steht in dieser Managementfunktion an der Spitze eines Traditionsunternehmens mit 520 Mitarbeitenden an fünf Standorten im Salzkammergut sowie in acht Vertriebsniederlassungen in Mittel- und Osteuropa, das im Geschäftsjahr 2017/18 einen Umsatz in der Höhe von 134 Mio. Euro erwirtschaftet hat.

Ungefähr 55 Prozent der Umsatzerlöse steuert der Export bei. Das Auslandsgeschäft bei Salinen Austria ist geprägt von Speisesalzlieferungen zu Abnehmern in Italien, Deutschland und Osteuropa, vom Versand der Tablettensalze für die Wasseraufbereitung in ganz Europa und vom globalen Business im Bereich der Pharmasalze. Letztere machen aktuell knapp fünf Prozent des Umsatzes aus und gehen zu Abnehmern in ganz Europa, Nord- / Südamerika, China und Taiwan. Die Verschiffung der Container mit Überseeware erfolgt über die Seehäfen Hamburg und Rotterdam.

Bei den Auftausalzen für den Winterdienst und bei den Chlorsalzen für die Weiterverarbeitung in der Industrie liegt der Hauptabsatzmarkt in Österreich. Peter Untersperger beziffert die Produktionsmenge im Bereich der Auftausalze mit mehr als 500.000 Tonnen im Jahr. Abnehmer sind zu 90 Prozent die Straßendienste, die Asfinag beziehungsweise Bundesländer und große Kommunen. Der Rest geht zu „Verbrauchern“ in Deutschland, Ungarn und Tschechien. Nicht zu vergessen die Lieferungen nach Serbien, wo das Unternehmen eine Logistikschiene unter Einschaltung der Binnenschifffahrt ab dem Donauhafen in Enns eingerichtet hat. Ihre Nutzung gestaltete sich im zweiten Halbjahr 2018 aufgrund des Niederwassers schwierig. Statt 1.500 Tonnen konnten die Binnenschiffe phasenweise nur 400 Tonnen pro Transportfall zuladen. Doch zuletzt hat sich die Lage wieder einigermaßen stabilisiert.

Salinen Austria gewinnt in den Bergwerken Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl rund 4 Mio. Kubikmeter Salzsole im Jahr und liefert diese über Pipelines in die Saline Ebensee. Dort werden etwa 1,2 Mio. Tonnen Salzprodukte und Kaliumsulfat als Düngemittel erzeugt. Die Produktion an 365 Tagen im Jahr erfordert eine Logistik auf Topniveau. Deren Ausgangspunkte liegen im weltweit ersten Hochregallager in Holzbauweise mit 11.000 Palettenstellplätzen sowie in zwei weiteren Hallenkomplexen mit 300.000 Tonnen Fassungsvermögen in Ebensee. Das perfekte Zusammenspiel der Fachleute für das Supply Chain Management mit leistungsfähigen Logistikdienstleistern ergibt in den Wintermonaten eine tägliche Verladekapazität von bis zu 8.000 Tonnen.

Ungefähr 80 Prozent der Versandmenge wird in Lkw verladen, der Rest per Bahntransport abgewickelt. Fixpunkte in der Schienenlogistik sind die monatlich ungefähr 15 Ganzzüge à 700 Tonnen Zuladung mit Chlorsalz für das Werk Brückl der Donau Chemie-Gruppe. Auch bei den Lieferungen zu den Verteilerzentren in Italien bewährt sich das System Bahn, dessen Nutzung sich für das Unternehmen aber schon einfacher dargestellt habe, wie Peter Untersperger betont. Demnach stützt sich die Salinen Austria AG in diesem Bereich auf spezielle Salzwaggons, die in den letzten Monaten fallweise eingeschränkt oder nur mit einem erheblichen administrativen Aufwand verfügbar waren.

„Parallel dazu sind die Transportkosten im Straßengüterverkehr massiv gestiegen“, bemerkt Peter Untersperger. Die Frächter begründeten das ihm und dem SCM-Team gegenüber mit der Erhöhung und massiven, räumlichen Ausdehnung der Lkw-Mauten, begleitet von Problemen bei der Fahrerrekrutierung. Kopfschütteln rufen bei ihm die verschärften Sozialvorschriften betreffend die Tagesruhezeiten für die „Kapitäne der Landstraße“ hervor. Sie verpflichten die Fahrer zu Übernachtungen in Hotels / Motels, woraus den Transportunternehmen erhöhte Kosten entstehen. Die Folge davon sind signifikante Zusatzbelastungen bei den Frachten, „für die unsere Kunden kein Verständnis mehr aufbringen“, wie man bei Salinen Austria betont. Noch dazu spielten Deutschland und Österreich hier wieder einmal die Vorreiter in Europa, was den transportintensiven Branchen einen erheblichen Schaden zufüge.

An Spitzentagen beansprucht die Versandabteilung der Saline Ebensee bis zu 300 Silo-Lkw und 180 Planenzüge. „Das kann nur funktionieren, wenn die Frächter die ihnen zugewiesenen Aufgabenstellungen und Zeitfenster für die Beladevorgänge einhalten – und das auch bei schlechten Wetterverhältnissen“, appelliert Peter Untersperger. Das gelte natürlich auch umgekehrt, ergänzt der Manager und räumt ein, „dass auch uns einmal Fehler unterlaufen können, die wir dann zu aller Zufriedenheit zu beseitigen versuchen. Die Zusammenarbeit mit den in- und ausländischen Transportlogistikern – darunter die Firmen Wolfsgruber, Poll-Nussbaumer, Seethaler, DB Schenker, Lkw Walter, Quehenberger, R&W Spedition und Codognotto – betrachtet er als gut eingespielt.

Für die kommenden Jahre setzt sich die Salinen Austria AG ein kontinuierliches Wachstum bei den wertschöpfenden Produkten zum Ziel. Auf der Agenda von Peter Untersperger stehen der Ausbau der Speisesalz-Exporte nach Deutschland und Italien, die Verdoppelung der Produktion im Bereich der Pharmasalze sowie Marktanteilssteigerungen bei den Spezial- und Tablettensalzen. Vom Blickwinkel der Transportlogistik aus betrachtet, handelt es sich dabei um Sortimente aus der Kategorie der palettierten Waren. Ihr Anteil am Gesamtversand beträgt derzeit 50 Prozent und dürfte mittelfristig deutlich zunehmen, wovon in erster Linie die Planenfrächter und internationalen Speditionen – auch in der Seefracht – profitieren sollten.

JOACHIM HORVATH

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