China bleibt für Kühne + Nagel einer der spannendsten Märkte

Um 6-7 Prozent per annum ist das Bruttosozialprodukt der Volksrepublik China in den letzten Jahren gewachsen. Die Folge davon sind zunehmende Transportströme. Durch sie erlebt die „Neue Seidenstraße“ auf der Schiene einen Aufschwung, obwohl die Kosten für die Vor- und Nachläufe im Reich der Mitte empfindlich hoch sind.

China bleibt für Kühne + Nagel  einer der spannendsten Märkte Bild: KN Eurasia Express ist das Bindeglied auf der Schiene zwischen Asien und Europa und wurde kürzlich in Wien vorgestellt.

WIEN. Von seinem letzten Wien-Aufenthalt bleibt Michael Fromm eine zufällige Beobachtung in Erinnerung. Bei einem Gesprächstermin mit Kollegen hatte er einen freien Blick auf die Donau – und sah nur Wasser. In der knappen Stunde sei kein einziges Binnenschiff vorbeigefahren, wundert sich der Regional Intermodal Manager North Asia Pacific bei Kühne + Nagel. Da ist er von seinem offiziellen Einsatzort in Shanghai anderes gewohnt. Hier kreuzen im Sekundentakt Schubverbände sein Blickfeld. Die meisten Schiffe verbinden die Wirtschaftsmetropole im Linienverkehr mit Städten im Hinterland. Sie befördern 39 Prozent des Aufkommens im chinesischen Binnenverkehr. Damit liegen sie deutlich vor den Lkw-Transporten (26%), den innerchinesischen Seefrachten (22%) und dem Bahnverkehr (11%).

China ist zweifellos ein „Hotspot“ für die Transportlogistikindustrie. Sieben der Top-10-Seehäfen auf der Welt liegen im Reich der Mitte. Allein in Shanghai wurden im Vorjahr rund 42 Mio. TEU umgeschlagen. Für den Luftfrachtverkehr entstehen neue Drehkreuze in Beijing, Chengdu und Zhengzhou. Auf der „Neuen Seidenstraße“ kommen Verlader in der Genuss von schnellen Gütertransporten auf der Schiene von China nach Europa. Die durchschnittlichen Laufzeiten door-to-door nach Österreich v. v. betragen 26 Tage. Damit ist die Bahnlogistik deutlich schneller als die Seefracht und kostengünstiger als die Luftfracht. Noch dazu reduziert sie den Aufwand für die Lagerhaltung.

„Wir nutzen den Bahntransport als dritte Modalität neben der Luft- und Seefracht“, erläuterte Michael Fromm auf der „Road Show China“ von Kühne + Nagel Österreich. Auf der gut besuchten Veranstaltung konnten sich die Zuhörer einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der Transportlogistik entlang der „Neuen Seidenstraße“ verschaffen. Diese sind von einer stetigen Verkürzung der Laufzeiten und von sicheren Transportabwicklungen gekennzeichnet. Außerdem halten die Züge auf den asiatischen und russischen Streckenabschnitten die Fahrpläne ein. Wenn es in letzter Zeit zu Verzögerungen gekommen ist, dann wurden sie von den Wartezeiten an den Umschlagknoten von den Breitspur- auf die Normalspurnetze verursacht. Speziell an der Grenze zwischen Weißrussland und Polen sind in den vergangenen Monaten regelmäßig Stausituationen aufgetreten, weshalb Kühne + Nagel – wie auch einige andere Speditionen – die Österreich-Sendungen jetzt durch die Ukraine nach Budapest schleust.

Mit dem KN Eurasia Express bietet der weltweit tätige Transport- und Logistikkonzern ein gut eingeführtes Produkt für Bahntransporte von China nach Europa und retour. Im Verkehr „westbound“ seien japanische Unternehmen mit Fertigungsstätten im Reich der Mitte eifrige Nutzer dieser Serviceschiene, berichtete Michael Fromm. Gleiches gilt für Handelskonzerne, die bei Aktionswaren aus welchem Grund auch immer unter Zeitdruck geraten. In der entgegengesetzten Richtung haben laut Kühne + Nagel die Mengen der Automobilindustrie – auch Ersatzteile – angezogen. Außerdem bildet sich hier mit den chinesischen E-Commerce-Unternehmen ein neuer Kundenkreis. Sie importieren Weine, Wasser, hochwertige Motoröle und vieles mehr per Bahntransport nach Westchina und organisieren von hier aus die landesweite Distribution.

Es gibt eine wachsende Zahl von zentraleuropäischen Unternehmen, die Interesse an der Nutzung der „Neuen Seidenstraße“ bekunden. Momentan sind ihren Logistikmanagern die Transportkosten dafür noch zu hoch. Das liege weniger in den Frachtraten für die Hauptläufe als vielmehr in den sehr teuren Vor- oder Nachläufen in China begründet, beklagten die Vertreter von mehreren österreichischen Großverladern auf der Veranstaltung. Jedoch sind sie sich alle des gewaltigen Potenzials des Marktes bewusst. Schon jetzt nutzen 725 Mio. Chinesen regelmäßig das Internet und besitzen 672 Mio. Einwohner ein Smartphone. Zudem bieten die großen Plattformen leistungsfähige Apps für „Mobile Payment“. Das alles wird den E-Commerce weiter ankurbeln und eröffnet europäischen Unternehmen tolle Absatzchancen, sofern ihnen leistungsfähige Logistikdienstleister dabei zur Seite stehen.

JOACHIM HORVATH

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