Der Markt für Gütertransporte ist stark fragmentiert und operiert in weiten Teilen noch immer offline. Insgesamt machen die führenden sechs Logistikanbieter lediglich 7,1 Prozent des europäischen Marktes aus. Zudem liegen etablierte Spediteure beim digitalen Know-how noch nicht auf Augenhöhe mit Tech-Unternehmen. Hinzu kommen niedrige Margen von durchschnittlich 2 Prozent, die es schwierig für einzelne Unternehmen machen, signifikante Investitionen in digitale Projekte zu realisieren.
Doch durch neue Technologien finden softwarebasierte Marktplätze nun auch im Logistik- und Transportwesen zunehmend Anwendungsmöglichkeiten. Dadurch werden erhebliche Effizienzverbesserungen möglich, was Kosteneinsparungen von bis zu rund 280 Mio. Euro für die österreichische Gütertransportbranche bedeuten könnte.
Gleichzeitig lassen sich durch die Vermeidung von Leerfahrten etwa 300.000 Tonnen CO2 in Österreich reduzieren. Das zeigt die aktuelle Studie „Smart logistics will transform trucking through unprecedented efficiency“ von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, und dem Technologieanbieter Orbit: https://www.strategyand.pwc.com/de/smart-logistics.
Aktuell fahren Lkw in der EU rund 20 Prozent der jährlich zurückgelegten Strecke leer. In Österreich sind das 923 Mio. Kilometer. Durch den Zugriff auf Routenplanungs- und Frachtdaten sowie die Verwendung KI-basierter Matching-Modelle könnten digitale Marktplätze optimale Routen identifizieren und die Anzahl der leeren oder halb leeren Fahrten um 10-20 Prozent reduzieren, was für Österreich bis zu rund 185 Mio. Kilometer bedeuten würde.
Softwarebasierte Logistikmarktplätze bieten die Möglichkeit, den Lkw-Verkehr unternehmens- und branchenübergreifend zu transformieren und stellen den Gütertransport vor einen beispiellosen Wandel. Beispielsweise drängen Tech-Unternehmen in den Markt, die vor allem in der digitalen Auftragsplanung effizienter sind als etablierte Systeme.
„Auch immer mehr Investoren erkennen die Wachstumschancen: Das Deal-Volumen nimmt seit 2016 kontinuierlich zu und erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 276 Mio. USD in Europa“, kommentiert Harald Dutzler, Partner und Operations Practice Leader bei Strategy& Europe.
Langfristig werden nicht nur softwarebasierte Markplätze die Transportbranche umfassend verändern. Als weiterer Effizienztreiber der Zukunft gelten autonome Lkw, die optimal in das entstehende Netzwerk digitaler Logistikmarktplätze integriert werden könnten. Eine Automatisierung würde fahrerbezogene Einschränkungen wie Verfügbarkeit, Qualifikationen, Ruhezeiten oder Krankheiten umgehen, und so den Transport von Waren noch effektiver gestalten.
Der anhaltende Kostendruck, Emissionsregulierungen und der Übergang zum autonomen Lkw werden auch die Nachfrage nach einer neuen Generation effizienterer Marktplätze vorantreiben. Vor allem mit Blick auf den Nachhaltigkeitsaspekt ist die Logistikbranche gefragt, Partnerschaften einzugehen, um neue Technologien zu entwickeln, das notwendige Know-how aufzubauen und die Digitalisierung damit auch für traditionelle Logistikunternehmen nutzbar zu machen.
„Doch auch etablierte Spediteure haben vielversprechende Möglichkeiten: Wenn sie eine Strategie verfolgen, die auf ihren vorhandenen Fähigkeiten aufbaut und entscheidende Lücken in ihren technischen Fähigkeiten schließt, können sie der Konkurrenz durch Tech-Unternehmen und Automobilherstellern weiterhin selbstbewusst entgegentreten“, beruhigt Dr. Daniel Haag, Director bei Strategy& Deutschland und Co-Autor der Studie.