Simpex stören die springenden Frachtraten und Seefrachten-Zuschläge

Als 100%ige Tochtergesellschaft von Interspar Austria koordiniert die Simpex Import Export GmbH die weltweiten Nonfood II Importe und Mengenbündelungsartikel der Spar Österreich-Gruppe. Dabei stützt sich das Unternehmen auf stabile Logistikprozesse, die durch COVID-19 auf die Probe gestellt werden.

Simpex stören die  springenden Frachtraten  und Seefrachten-Zuschläge Bild: Der Lagerstandort im Wiener Neudorf ist die Drehscheibe für die Import- und Versandlogistik.

WIEN. Seit der Gründung im Jahr 1954 ist Spar Österreich stetig gewachsen. Neben einer Vielzahl an Markenartikeln führt der Handelskonzern mit Hauptsitz in Salzburg 40 Eigenmarken-Linien mit insgesamt rund 7.500 Artikeln im Food- und im Nonfood-Sortiment. Viele sind nicht nur am Heimmarkt, sondern auch in den anderen vier Ländern, in denen das zu 100 Prozent private österreichische Familienunternehmen tätig ist, erhältlich. In Österreich macht der Anteil der Spar-Eigenmarken bereits über 40 Prozent vom Gesamtumsatz aus. Der Umsatzzuwachs 2019 betrug 5,4 Prozent.

Die Simpex Import Export GmbH betreibt in Wiener Neudorf die internationale Nonfood II Logistikplattform für alle Unternehmen der Spar Österreich-Gruppe in Mitteleuropa. Ihre rund 150 Mitarbeitenden organisieren die Beschaffung von 2.700 Saison- und Aktionsartikeln für 17 Eigenmarken für die Sortimente Küche & Tisch, Haushalt & Haushaltselektrogeräte, Garten, Papier-, Büro- und Schreibwaren, Spiel & Sport, Koffer, Heimtextilien, Wäsche sowie Strümpfe. Das Coronavirus ist für das Unternehmen überraschend aufgetreten, bestätigt aber auch die resiliente Organisationsstruktur, wie das folgende schriftliche Interview beleuchtet.

Welchen Stellenwert haben China und die Staaten in Ostasien als Beschaffungsmärkte für die Firma Simpex?

Die Region Ostasien ein wichtiger Beschaffungsmarkt. So kommen aus China einige Eigenmarken-Produkte aus dem Nonfood-Bereich. Aus Vietnam beziehen wir viele Einkaufstaschen, die Einweghandschuhe kommen aus Malaysia – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir versuchen aber zunehmend, wieder mehr aus Europa zu kaufen, derzeit vorwiegend Bekleidung aus Türkei, Italien, und Portugal.

Auf welche Art und Weise werden die Transporte nach Europa für gewöhnlich abgewickelt?

Per Seefrachtcontainer, in den beiden größten Einheiten (40 Fuß und 40 Fuß high cube).

Wie viele Containersendungen in TEU bezieht die Firma Simpex aus dieser Region pro Jahr?

Etwa 500 – 600 Container im Jahr.

Ob und inwieweit wirkt sich die Streichung von Liniendiensten der Containerreedereien im Fahrtgebiet China – Europa (Nordkontinent/Mittelmeer) auf die Beschaffungslogistik der Firma Simpex aus?

Wir achten immer darauf, dass wir die gesamte Frühlingsware vor „Chinese new year“ bekommen. Das hat auch heuer gut geklappt und wir waren erst einmal nur wenig getroffen, weil das Meiste schon unterwegs war. Sollte nun mit anhaltenden Problemen doch das eine oder andere nicht kommen, müssten wir Alternativen finden.

Muss eventuell auf Bahntransporte entlang der „Neue Seidenstraße“ oder gar auf Luftfrachttransporte ausgewichen werden? Falls ja, welcher Mehraufwand entsteht dem Unternehmen dadurch?

Bahnlogistik ist keine Alternative. Ein Zug kann nur 41 Container befördern. Und die Luftfracht ist für unsere Sortimente viel zu teuer.

Seit der Kalenderwoche 11 berichten Speditionen und Reedereien von einer leichten Entspannung der Situation in China. Können Ihre Kollegen das bestätigen?

Ja, unsere Spezialisten in Hongkong berichten von einer zunehmenden Normalisierung des Alltags.

Bestehen bei den Containerimporten aus Fernost Partnerschaften mit internationalen Speditionen? Oder werden diese Transporte in Form von Direktkontrakten mit den Reedereien abgewickelt?

Wir arbeiten mit MGB Metro Group Buying zusammen, daher haben wir Jahreskontrakte mit den Containerreedereien.

Über welche Häfen gelangen die Sendungen nach Europa?

Über Rotterdam und Hamburg.

Was ist derzeit der dringendste Wunsch der Firma Simpex an die Dienstleister aus der Logistikbranche?

Nicht so auf und ab zu springen mit den Frachtraten für die Containertransporte. Es werden auch immer öfter Extra-Zuschläge für die Abfertigung erhoben. Am coolsten wäre, wenn die Eisenbahnverkehre ausgebaut würden, aber das ist wahrscheinlich aufgrund der Rahmenbedingungen ein Wunsch, der nicht zu erfüllen sein wird.

Die Spar Österreich-Gruppe betreibt im In- und Ausland 3.207 Standorte, 2.941 davon im Lebensmittelhandel und 237 im Sportfachhandel. Hinzu kommen 29 Shopping-Center. Das Unternehmen beschäftigt in acht Ländern über 85.000 Mitarbeitende und bildet 3.274 Lehrlinge aus. 2019 wurden im In- und Ausland über 2.200 neue Arbeitsplätze geschaffen, davon mehr als 1.000 in Österreich. Der Brutto-Verkaufsumsatz der gesamten Spar Österreich-Gruppe belief sich 2019 auf 15,72 Mrd. Euro. Dies bedeutet einen Zuwachs von 4,7 Prozent für den gesamten Konzern im Vergleich zum Vorjahr. Der Brutto-Verkaufsumsatz von Spar Österreich stieg im Jahr 2019 auf 7,2 Mrd. Euro und wurde von 45.700 Mitarbeitenden erwirtschaftet.

Die Gesamtanzahl der Spar-, Eurospar- und Interspar-Standorte blieb 2019 annähernd stabil bei 1.557 (2018: 1560). Der leichte Rückgang ist bedingt dadurch, dass einige Spar-Kaufleute ihre Märkte durch Pensionierungen geschlossen haben. Über 40 Spar- und Eurospar-Standorte wurden 2019 neu oder wiedereröffnet und über 50 modernisiert. 811 der Standorte sind Spar-, Eurospar-, Interspar- und Maximarkt-Filialen, 687 Standorte werden von selbstständigen Spar-Kaufleuten betrieben, 59 sind Restaurants.

Der Spar-Konzern hat im Jahr 2019 ein hohes Investitionsvolumen von insgesamt 680 Mio. Euro umgesetzt. Damit wurden im In- und Ausland neue Standorte eröffnet und bestehende auf das neue Supermarkt-Konzept umgestellt. Aktuell entsteht in Monselice bei Padua ein komplett neues Tann-Frischfleisch-Werk und ein neues Distributionszentrum für das Gebiet Nord-Italien. Die Eröffnung ist nach fast zweijähriger Bauzeit für Herbst 2020 geplant. Für 2020 sind Investitionen von rund 750 Mio. Euro vorgesehen. Unter anderem soll das bestehende Zentrallager in Wels erneut erweitert werden.

Mit Ende 2019 betreibt Spar in den vier Nachbarländern Italien, Ungarn, Slowenien und Kroatien 1.277 Spar- und Eurospar-Märkte sowie 107 Interspar-Hypermärkte. Insgesamt erzielten die Landesorganisationen einen Gesamtumsatz von 5,99 Mrd. Euro. Dies bedeutet ein Umsatzwachstum von 6 Prozent zum Vorjahr. 535 DeSPAR- und Eurospar-Märkte sowie 39 Interspar-Hypermärkte in Norditalien erwirtschafteten einen Verkaufsumsatz von 2,33 Mrd. Euro. Dies bedeutet ein Plus von 3,4 Prozent zum Vorjahr. Spar Slowenien (12 Interspar-Standorte und 111 Spar-Supemärkte) erzielte 2019 einen Bruttoverkaufsumsatz von 848 Mio. Euro, was ein Plus von 4 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Spar Ungarn ist auf 572 Standorte gewachsen. Der Umsatz stieg um 10 Prozent auf erstmals über zwei Milliarden Euro.

In Österreich gibt es mittlerweile 106 Hervis-Standorte, im Ausland 131. Die nun insgesamt 237 Hervis Sport-Fachmärkte in sieben Ländern erzielten 2019 einen Gesamtverkaufsumsatz von 513 Mio. Euro, dies bedeutet ein Wachstum von 3,2 Prozent. Hervis beschäftigt 3.250 Mitarbeitende und bildet im In- und Ausland 389 Lehrlinge aus. Über SES Spar European Shopping Centers managt Spar 29 Einkaufszentren mit einer verpachtbaren Gesamtfläche von 790.000 m² in Österreich, Italien, Slowenien, Ungarn, Tschechien und Kroatien. Insgesamt erwirtschafteten die Shoppartner an diesen Standorten 2019 einen Verkaufsumsatz von 2,83 Mrd. Euro, was ein Plus von 2,5 Prozent bedeutet.

Spar war in Österreich einer der ersten Händler mit einem eigenen Onlineshop: Seit 20 Jahren besteht die „www.weinwelt.at“, der Interspar-Online-Shop für Weine und Spirituosen. Das Online-Angebot wurde später ergänzt durch Elektro- und Haushaltsartikel. Seit 2016 besteht ein Lebensmittel-Onlineshop in Österreich, seit 2018 in Slowenien – und seit Mitte 2019 in Ungarn. In Österreich ist das Angebot in Wien und Umgebung sowie in Salzburg und Umgebung nutzbar, in Slowenien in der Gegend um Ljubljana und in Ungarn vorerst nur im Großraum Budapest. Der Umsatz der Lebensmittel-Onlineshops beläuft sich auf weniger als ein Prozent der jeweiligen Landeserlöse. Im Sportfachhandel, beim Hervis-Onlineshop, liegt der Umsatzanteil bei fünf Prozent. •

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