Nichts ohne den Eigenfuhrpark bei der Angermayr GmbH

Als mittelständischer Transport- und Logistikdienstleister mit einer stark ausgeprägten Nischenorientierung versteht sich die Angermayr GmbH. Firmenchef Eyke Angermayr übt sich in Zurückhaltung, was die Prognose von Wachstumsraten betrifft. „Was unserer Branche fehlt, ist der Fernfahrer-Nachwuchs“, gibt er zu bedenken.

Nichts ohne den Eigenfuhrpark  bei der Angermayr GmbH Bild: Am Firmensitz der Angermayr GmbH gibt es großzügig dimensionierte Flächen für die Lkw-Flotte.

RIED IM INNKREIS. Es ist kurz nach 17 Uhr, und auf dem Firmenareal der Angermayr GmbH kehrt eine bemerkenswerte Ruhe ein. Für die Anrainer ist das ein Segen. Sie können die lauen Sommerabende in ihren Gärten genießen. Auch Eyke Angermayr kommt ein wenig zum Durchatmen. Solange die Lkw-Züge seines Transport- und Logistikunternehmens auf Europas Straßen unterwegs sind, läuft das Geschäft. Doch für seine Fahrer, wo immer sie sich gerade befinden mögen, ist das so ziemlich die stressigste Zeit. Sie müssen sich am späten Nachmittag Gedanken darüber machen, wo sie die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit verbringen. Bei Verstößen gegen die einschlägigen Vorstrafen drohen empfindlich hohe Geldstrafen.

In Deutschland sei die Parkplatz-Situation besonders angespannt. Da müssten sich seine Fernfahrer in manchen Regionen spätestens um 16 Uhr auf die Suche nach einem Lkw-Abstellplatz auf den Rastplätzen entlang der Autobahnen machen, schildert Eyke Angermayr. Sein Unternehmen, die Angermayr GmbH mit Firmensitz in Auleiten in Ried im Innkreis, hat es sich zum Prinzip gemacht, alle Transporte mit dem Eigenfuhrpark durchführen. Das beschert den Kunden qualitativ hochwertige und zuverlässige Dienstleistungen, was dem Vernehmen nach sehr geschätzt wird. Jedoch stellt das speziell die im Fernverkehr tätigen Mitarbeitenden täglich auf die Probe.

Von den 130 Lkw der Angermayr-Flotte operieren circa 120 Einheiten auf den Langstrecken von und nach Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Italien, Tschechien und Polen. Die Fahrer beziehen laut Firmenangaben ein ordentliches Gehalt, und in der Disposition sind Profis am Werk. Trotzdem ist Eyke Angermayr froh, wenn er das Unternehmen in der aktuellen Größe erhalten kann. In den vergangenen acht Monaten sind sechs Fahrer nach mehr als 30-jähriger Betriebszugehörigkeit in Pension gegangen. Es gibt viel zu wenig junge Menschen, die ihre Nachfolge antreten wollen. So kommt es, dass der gesamten Transportlogistikbranche langsam aber doch die Fahrer für Einsätze im Fernverkehr verloren gehen, „obwohl das nach wie vor gut bezahlte Jobs sind“, wie Eyke Angermayr betont.

Wenngleich der Innviertler Unternehmer und Chef von rund 200 Mitarbeitenden diese Herausforderung noch einigermaßen gut lösen kann, bewegt sich die Angermayr GmbH bewusst in Marktnischen. Damit sind Segmente mit hohen Anforderungsprofilen gemeint, wo entweder die Angebote der zahlreichen digitalen Frachtenplattformen auf Ablehnung stoßen oder der Einsatz von Fahrzeugen mit Spezialausstattung notwendig ist. Ein Beispiel dafür ist die Beförderung von flüssigem Aluminium vom AMAG-Werk in Ranshofen zu den Produktionsstätten der Automobilindustrie. Dabei erfolgt die Abfüllung bei Temperaturen bis 900 Grad Celsius und beträgt die maximale Fahrzeit knapp über sieben Stunden. Der Empfänger erspart sich das Aufwärmen des Flüssiggutes und drosselt so den Energiebedarf.

Auch in der österreichischen Holz- und Papierindustrie, bei Produzenten von Wintersportgeräten und bei der Auslieferung von Motorrädern ist die Angermayr GmbH gut angeschrieben. Nicht zu vergessen die regelmäßigen Transporte im Auftrag der FACC AG. „Das ist unserem hohen Qualitätsbewusstsein geschuldet“, hebt Eyke Angermayr im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrzeitung hervor. Es folgt der Hinweis, „dass wir im Landverkehr alles anbieten können was die Kunden benötigen, angefangen von der Abwicklung von Teil- und Komplettladungen bis zur Stückgutlogistik im ILN-Netzwerk. In der Lagerlogistik tritt das Unternehmen mit 16.000 m² Hallenfläche in Aktion, wobei eine 10.000 m² große Halle mit 20.000 Palettenstellplätzen fix an den Sportartikelhersteller Fischer vermietet ist.

Mit laufenden Investitionen in das rollende Equipment und einer eigenen Lkw-Werkstätte hält das im Jahr 1951 gegründete Familienunternehmen Angermayr den Eigenfuhrpark in Schuss. Zusatzleistungen wie die Übernahme von Werkverkehren, Servicepakete im Bereich Zolllogistik oder die Erstellung von Logistik-Benchmarks machen die Spedition laut eigenen Angaben zu einem kompetenten Anbieter für Kunden mit hohen Ansprüchen. „Bei uns können sich die Auftraggeber verlassen, dass ihre Waren sicher und termingerecht die gewünschten Ziele erreichen“, sagt Eyke Angermayr. Mit dieser Qualitätsstrategie stößt sein Unternehmen bei ausgewählten Kundenkreisen wieder auf mehr Verständnis – auch im Hinblick auf die Preisgestaltung.

JOACHIM HORVATH

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