Kurskorrektur in Richtung der kontinentalen Bedarfsträger

Je ambitionierter die internationalen Containerreedereien im Seehafenhinterlandverkehr auf der Schiene von und nach Zentraleuropa auftreten, umso schwieriger wird die Situation für die klassischen Bahnoperateure im maritimen Verkehr. Dafür entwickelt IMS Cargo Austria eine Gegenstrategie.

Kurskorrektur in Richtung  der kontinentalen Bedarfsträger Bild: IMS Cargo Austria steht den Kunden als Bahnoperator europaweit zur Seite.

WIEN. Schon in den letzten zehn Jahren hat sich im Bahnoperating vieles verändert. Nur das Anbieterspektrum blieb in Österreich nahezu unverändert. Doch deren Mitarbeitende müssen heute wesentlich mehr Leistungen erbringen, obwohl die Preise stagnieren. ,,Wir erledigen mittlerweile Tätigkeiten, deren Durchführung früher den Speditionen vorbehalten war“, schüttelt Wolfgang Tomassovich den Kopf.

Der Eigentümer und Geschäftsführer der IMS Cargo Austria GmbH sieht er als erwiesen an, ,,dass die Wertigkeit unserer Transportleistungen immer weniger geschätzt wird“. Jedoch stecke da sehr viel Arbeit dahinter. So bedürfe zum Beispiel die Abstimmung mit den Terminalsystemen und mit den Hafenbahnen einer genauen Vorbereitung. Hinzu käme die Überprüfung der Schiffsankünfte und Freistellungen oder die Abholung der ATB-Listen. Letztgenannte Aufgaben hätten früher die Mitarbeitenden in der Bahndispo-Abteilungen der internationalen Speditionen erledigt. Doch das sei mittlerweile Geschichte, reflektiert Wolfgang Tomassovich. Und, so wundert er sich: ,,Eine wachsende Zahl von Geschäftspartnern glaubt, Bahnoperating sei so einfach wie ein Lkw-Transport, und das soll dann auch noch zu einem Drittel der Kosten für einen Containertransport auf der Straße passieren.‘‘

IMS Cargo Austria wurde 1992 gegründet und ist seit 26 Jahren operativ tätig. Das Unternehmen in Privatbesitz gehört zum Kreis der maßgeblichen Anbieter von Beförderungslösungen für Containertransporte auf der Schiene in Österreich und im benachbarten Ausland. Firmenchef Wolfgang Tomassovich erwartet in 2019 ein Gesamtaufkommen von rund 100.000 TEU. Der Österreich-Anteil liegt in der Bandbreite zwischen 60 und 65 Prozent, gefolgt von Deutschland. Zu seinem Team gehören knapp 50 Mitarbeiter, davon 28 Personen in der Wiener Firmenzentrale und im Zollbüro im Hafen Freudenau, je acht Beschäftigte in den Niederlassungen Hamburg und Bratislava, sowie drei Kollegen am Standort Budapest. Der prognostizierte Jahresumsatz in der Höhe von 30 Mio. Euro wird zu über 90 Prozent mit Transporten im Auftrag von Speditionen erwirtschaftet.

Unter Berücksichtigung der auf Dienstleistungen im Containertrucking spezialisierten Schwestergesellschaft JKT stehen in der Firmengruppe IMS Cargo Austria knapp 70 Dienstnehmer auf der „Payroll“. Das Produktportfolio war bisher ganz klar von Containertransporten im Seehafenhinterlandverkehr geprägt. Doch in dieses Marktsegment drängen neuerdings die Linienreedereien verstärkt hinein. Wolfgang Tomassovich wagt keine Prognose abzugeben, ,,ob es unser Unternehmen in der heutigen Form in zehn Jahren noch gibt“. Daher wälzt er Pläne für die Diversifizierung des Geschäftsmodells. Vorstellbar ist für ihn ein verstärktes Engagement im kontinentalen Verkehr, wo man neuerdings – als Beilader bei einem Partnerunternehmen – auf der Russland-Relation in Aktion tritt. ,,Außerdem prüfen wir die Potenziale auf Routen, die derzeit noch nicht stark entwickelt sind. Darunter befinden sich Verbindungen nach Italien und die Langstrecken von Zentraleuropa nach Skandinavien“, lässt der IMS-Chef durchblicken.

Im maritimen Verkehr vermarktet das Wiener Unternehmen schwerpunktmäßig den seit 2004 mit privaten Traktionspartnern betriebenen Austria Container Shuttle (ACS) mit wöchentlich sechs Rundläufen zwischen Wien und Enns auf der einen sowie Hamburg und Bremerhaven auf der anderen Seite. Dies ergänzt um Beiladungen auf zahlreichen anderen innereuropäischen Verbindungen. Den Aufbau eines eigenen Zugproduktes in Richtung Südhäfen bezeichnet Wolfgang Tomassovich gegenüber der Österreichischen Verkehrszeitung ,,als schwer vorstellbar“. Dafür fehlten seinem Unternehmen die entsprechenden Mengen. Zudem seien hier die Traktionsleistungen im Verhältnis zu den Nordhafen-Verbindungen viel teurer. Das in Kombination mit dem vielfältigen Angebot der Containerreedereien (Stichwort: „carrier haulage“) lässt ihm von einem derartigen Projekt Abstand nehmen, noch dazu wo die Margen im Bahnoperating ohnedies knapp bemessen sind.

JOACHIM HORVATH

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