Mit Machine Learning vorausschauend Daten analysieren, Entwicklungen im Liefernetzwerk prognostizieren und Handlungsempfehlungen geben: Auf diese Weise möchte das vor kurzem neu eröffnete Josef-Ressel-Zentrum für „Predictive Value Network Intelligence“ (PREVAIL) am Logistikum der FH Steyr u.a. zur Stabilisierung von Lieferketten beitragen.
Die Forschung in Steyr ist auf fünf Jahre angelegt. Die 2 Mio. Euro Budget steuern je zur Hälfte das Arbeits- und Wirtschaftsministerium (BMAW) und drei Partnerunternehmen bei. Ziel des Forschungsprogramms ist es, datenbasierte Entscheidungshilfen zu bieten und Unsicherheiten systematisch zu reduzieren.
Mit maschinellem Lernen werden Datenbestände analysiert, die wertvolles Wissen zu vergangenen Ereignissen und Transaktionen beinhalten. „Man schaut sich bestehende Daten an wie die Wetterlage, Inflationsrate und Zinsen, stellt Muster fest, wie die Daten zusammenhängen, was in der Vergangenheit zu Lieferengpässen geführt hat“, erklärt FH-Professor Patrick Brandtner, der das Zentrum mit sieben Forscherinnen und Forschern leitet.
PREVAIL werde sich insbesondere auf Liefer-, Nachfrage-, Prozess- und Kontrollunsicherheiten konzentrieren. Der Möbelbeschläge-Produzent Blum sowie der Fenster- und Türenhersteller Internorm wollen mit dem Programm Lieferketten und Lagerkapazitäten optimieren.
Der Heizungs- und Klimatechnikspezialist Vaillant will mithilfe der prädiktiven Analytik die Zuverlässigkeit in seinem Servicenetzwerk weiter erhöhen. Das soll etwaige Ausfälle in Heizsystemen erkennen und vermeiden helfen sowie Routen- und Materialplanung nachhaltiger gestalten.
Die Unternehmenspartner sollen mit dem Forschungsprogramm „nicht nur besser gewappnet auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren, sondern diese auch proaktiv vermeiden können“, so Brandtner. Für die Zukunft stellte er in Aussicht, Auswirkungen einer Pandemie vorherzusagen, auch wenn das schwierig sei.
Man könne mit der prädiktiven Analytik zum Beispiel auch bestimmen, welche Lieferanten im Kontext des neuen Lieferkettengesetzes problematisch werden. Die Daten seien alle da, es gelte nun, sie sinnvoll zu nutzen, dabei proaktiv und nachhaltig zu wirken.
Während des Forschungsprogramms werden Modelle und Methoden in Pilotprojekten mit den Unternehmenspartnern validiert und Zwischenergebnisse publiziert. Nach den ersten fünf Jahren stehen die gewonnenen Erkenntnisse auch weiteren interessierten Unternehmen zur Verfügung. Eine Weiterführung der Forschung und Beantragung von thematisch nachfolgenden Projekten ist geplant.