GLEISDORF. Es war ein Event der Sonderklasse in Gleisdorf. In der Stadt mit knapp 10.800 Einwohnern im Bezirk Weiz in der Oststeiermark schlägt seit 50 Jahren das Herz der Transport- und Logistikgruppe Jerich International. An dieser Tradition halte man unverändert fest, versicherte Herbert Jerich in seiner Ansprache auf der Jubiläumsfeier des Familienunternehmens. Man werde auch in Zukunft vorausschauend agieren, gegebenenfalls kalkulierbare Risiken eingehen und mit Teamwork neue Chancen nutzen. Damit sei man groß geworden, sodass man mit der bestehenden Struktur selbstbewusst in die Zukunft gehen könne, ließ er durchblicken.
Ab 1. Jänner 2020 trägt Herbert Jerich die alleinige Verantwortung dafür. Dann löst er seinen Vater in der Funktion des alleinigen Geschäftsführers eines Unternehmens mit weltweit 860 Mitarbeitenden an 33 eigenen Standorten in 12 Ländern und 230 Mio. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2018 ab. Gemeinsam mit einem ambitionierten Team will er das Wachstum der letzten fünf Jahrzehnte konsequent vorantreiben. Den ersten Schritt in diese Richtung markiert ein neues Outsourcing-Projekt in Belgien, über das die Österreichische Verkehrszeitung in der Ausgabe Nr. 30/2019 ausführlich berichtet hat. Dadurch wächst die Belegschaft um 60 zusätzliche Personen, was die Eigentümerfamilie mit Stolz erfüllt.
Es ist eine beachtliche Leistung von KR Herbert Jerich sen., dass er seine Kinder und Schwiegerkinder für die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit bei Jerich International begeistern konnte. Das kann manchmal kompliziert sein, schweißt die Beteiligten aber auch zusammen. Der sogenannte „Innere Kreis“ zieht an einem Strang, und das verleiht dem Unternehmen eine besondere Stärke und gegebenenfalls auch Resilienz. Vor allem sind die Entscheidungswege kurz, was sich schon in einigen Fällen mit hoher Dringlichkeit als Vorteil erwiesen hat. Während bei den globalen Logistikkonzernen gewisse Dinge den zeitraubenden Weg durch die verschiedenen Instanzen gehen müssen, werden bei dem steirischen Transport- und Logistikdienstleister nach einer schnellen Prüfung der jeweiligen Sachlage Taten gesetzt.
Bei der Festveranstaltung „50 Jahre Jerich International“ stellte die Familie Jerich ihre Fähigkeiten als Gastgeber unter Beweis. Ungefähr 170 Gäste aus der ganzen Welt fanden sich am 13. September in der Unternehmenszentrale ein, sei es um Kontakte mit den anderen Teilnehmern zu knüpfen oder einfach nur ausgelassen zu feiern. Erleichtert wurde ihnen das durch ein tolles Catering, eine reichhaltige Getränkeauswahl und einen sprachgewandten Moderator. Klaus Eberhartinger, Sänger der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“, die am 14. September in Wien ihr Abschiedskonzert gegeben hatte, führte durch das offizielle Programm, dessen musikalischer Höhepunkt ein Auftritt der steirischen Volksmusikgruppe „Die Edlseer“ bildete.
Ein Sprichwort lautet, wer viel arbeitet der soll gelegentlich auch ausgelassen feiern. Wer daraus den Umkehrschluss zieht, wonach Jerich International nach der großen Festveranstaltung ab der Kalenderwoche 38 wieder fokussiert dem Kerngeschäft nachgeht, der liegt damit richtig. KR Herbert Jerich sen. mag vielleicht nie ein begeisterter Redner gewesen sein. Jedoch nutzte er jede Chance zu Gesprächen und fallweise auch hitzigen Diskussionen mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern als Grundlage für bedeutende Weichenstellungen. So ist aus dem als klassischer Transportdienstleister gestarteten Unternehmen ein Systemlogistiker mit ganzheitlichen Ansätzen geworden, der heute auch ein starkes Standbein als Terminal Operator besitzt.
In den vergangenen 50 Jahren sei niemand an KR Herbert Jerich sen. vorbeigekommen, lautet der einhellige Tenor der Teilnehmer auf der Jubiläumsveranstaltung. Dieser wiederum schreibt sich auf die Fahnen, als Unternehmer immer über den Tellerrand geschaut zu haben. Das tat er in unnachahmlicher Weise. So geschehen vor vielen Jahren bei einem Meeting mit potenziellen Kunden aus Nordamerika. Bei dem Treffen an der USA-Westküste kämpfte KR Herbert Jerich sen. mit seinen begrenzten englischen Sprachkenntnissen. Trotzdem sicherte er sich den Auftrag, „was eventuell der Bewirtung der amerikanischen Gesprächspartner mit erlesenen steirischen Weinen geschuldet war“, wie Klaus Eberhartinger auf der Festveranstaltung vermutete. Aber auch das ist ja letztlich eine Geste zur Völkerverständigung, aus der mit dem nötigen Einsatz eine langfristige Geschäftsbeziehung entstehen kann!
JOACHIM HORVATH