GLOGGNITZ. Bis vor kurzem war Afrika ein weißer Fleck auf der Landkarte der GIG Karasek GmbH. Damit ist es jetzt vorbei, und maßgeblichen Anteil daran hat der Sappi-Konzern. Sein Zellstoffwerk in Umkomaas in Südafrika sprengt alle Dimensionen (siehe Kurzbericht unten). Im Herbst startet die Installation der neuen Eindampfanlage „Designed in Austria“. Sie besteht grob dargestellt aus vier großen Verdampfern mit integrierten Heizplatten zur Aufkonzentrierung von Ablauge. Damit schont Sappi die Umwelt und beschert dem österreichischen Lieferanten den bislang mit Abstand größten Einzelauftrag in der 86-jährigen Firmengeschichte.
Die Wurzeln des 1933 als Spenglerbetrieb gegründeten Unternehmens und das Headquarter liegen in Gloggnitz im Bezirk Neunkirchen im südlichen Niederösterreich. Daraus entwickelte sich bis heute ein Spezialist für anspruchsvollste Prozesslösungen und Anlagenbauprojekte in den Bereichen Destillation, Eindampfung und Trocknung für Auftraggeber aus der Chemie-, Pharma-, Papier-, Zellstoff-, Faser- und Lebensmittelindustrie. Aktuell umfasst das Unternehmen zwei weitere Standorte mit Attnang-Puchheim und Graz. Seit 2016 gehört GIG Karasek gemeinsam mit den Schwesterunternehmen BFT und BHDT zur Dr. Aichhorn Gruppe in Kapfenberg. Deren Wirken ist darauf ausgerichtet, Unternehmen der Investitionsgüterindustrie zu entwickeln und zur optimalen Entfaltung zu bringen.
So wie es aussieht, befinden sich die Verantwortlichen in dieser Hinsicht bei GIG Karasek auf einem guten Weg. Dies wurde Eindrucksvoll mit dem größten Einzelauftrag in der Firmengeschichte untermauert. Die Projektsumme beträgt dabei deutlich über 20 Mio. Euro. Den genauen Betrag will Verkaufsleiter DDI Wolfgang Aichhorn aus Wettbewerbsgründen nicht veröffentlicht wissen. Jedoch lastet er das Unternehmen mit 120 Mitarbeitenden an den Standorten Gloggnitz, Graz und Attnang-Puchheim über einen mehrjährigen Zeitraum aus. Dazu kommt die Aussicht auf weitere Aufträge aus Südafrika.
Eine schwedische Consultingfirma begleitet Sappi bei der Umsetzung des Projekts. Auch die Sicherheitslage streicht Wolfgang Aichhorn als ein besonderes Kriterium hervor. Diesbezüglich herrschten in Südafrika ganz andere Verhältnisse wie in Europa mit den kürzlich abgehaltenen Präsidentschaftswahlen und kleineren Unruhen dazu bzw. dem starken Unwetter Anfang dieses Jahres. Das müsse man in den initialen Planungen berücksichtigen, lauten seine ersten Erfahrungswerte. Den Hafen in Durban, welcher übrigens der größte Containerhafen Afrikas ist, bezeichnet er absolut leistungsfähig. „Auch für die Schwer- und Sondertransporte in das etwa 50 Kilometer entfernte Sappi-Werk in Umkomaas biete der Markt ausreichend leistungsfähige Transportunternehmen.
Trotzdem bleibt die Transportlogistik eine der größten Herausforderungen für die Firma GIG Karasek, deren Jahresumsatz rund 30 Mio. Euro beträgt. Der gänzliche Bau der Hauptapparate in Gloggnitz wäre aufgrund der sehr großen Transportabmessungen nicht möglich gewesen. „Es ist alles andere als einfach, mehrere Einzelkomponenten mit über 100 Tonnen Stückgewicht per Lkw-Transport zu den Seehäfen zu verbringen“, stellt Wolfgang Aichhorn fest. Daher haben sich die Fachleute des niederösterreichischen Anlagenbauers für eine andere Lösung entschieden. Dabei werden einige tausend Quadratmeter Heizflächen in Niederösterreich erzeugt und in Seefracht-Containern zu einem Partnerunternehmen in Asien verschifft. An seinem Standort erfolgt die Einbettung der Heizflächen in die großen Zylinder, die anschließend im November als Großkolli die Verschiffung nach Südafrika antreten.
Die besonders großen Einzelkomponenten weisen bei über 100 Tonnen Stückgewicht rund 6 Meter Durchmesser und 15 Meter Länge auf. Ihre transportlogistische Abwicklung bedarf einer genauen Vorbereitung bis hin zu detaillierten Streckenprüfungen in Südafrika. Darum hat man sich bereits vorab gekümmert, sagt Wolfgang Aichhorn im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Bei GIG Karasek kann man den damit verbundenen Aufwand nachvollziehen. Das Unternehmen ist weltweit tätig und muss dadurch bedingt auch bei Versandfällen ab Gloggnitz Güter mit großen Abmessungen und hohen Stückgewichten bewältigen. Dafür holt es sich die Unterstützung von renommierten Spezialisten, die für fast jeden sensiblen Transportfall eine passende Lösung finden.
Sappi wiederum ist ein global agierendes Unternehmen im Bereich Zellstoff und Papier mit Unternehmenssitz in Südafrika. Dazu kommen Standorte in den USA und Europa, wobei auch das österreichische Werk in Gratkorn eine Eindampfanlage von GIG Karasek betreibt.
JOACHIM HORVATH