ANSFELDEN. Versandfälle nach China gehören bei der Erema Engineering Recycling Maschinen und Anlagen GesmbH zum Tagesgeschäft. Etwa 20 Prozent der am Firmensitz in Ansfelden bei Linz produzierten High-Tech-Gerätschaften gehen zu Geschäftspartnern im Reich der Mitte. Da könnte die Coronavirus-Epidemie in den nächsten Wochen schon Folgen für die Stabilität der Lieferketten zeitigen. Doch Logistikleiter Andreas Steger sieht sich dafür gut gerüstet. Er hat rechtzeitig Alternativkonzepte zu den klassischen Seefrachttransporten getestet und kann sich gegebenenfalls Versandabwicklungen per Bahn entlang der „Neuen Seidenstraße“ vorstellen.
Bei den bisherigen Probeversendungen auf der Schiene seien die von den Logistikdienstleistern angeführten Laufzeiten immer eingehalten worden. Man komme mit der Bahnlogistik schneller als per Seefracht an die Zielorte in China, müsse dafür aber tiefer in die Tasche greifen, schildert Andreas Steger seine Erfahrungen. Zuletzt haben ihm einige Logistikdienstleister Vorschläge für Lkw-Transporte nach China unterbreitet. Das hält er für einigermaßen gewagt, weil die Trucks viele Grenzen passieren müssen. Es ist für ihn schwer nachvollziehbar, dass dabei alles klappt. Daher kann er nicht sagen, „ob wir uns in Zukunft darauf einlassen werden“. Aus heutiger Sicht erscheint ihm das eher unwahrscheinlich.
Erema schreibt eine Erfolgsgeschichte in der Kreislaufwirtschaft. Das 1983 als Pionier gegründete Unternehmen in Privatbesitz zählt heute zu den weltweit führenden Anbietern von Kunststoffrecyclingmaschinen. Etwa 6.000 Systeme „Made in Ansfelden“ sind in 108 Ländern im Einsatz. Sie produzieren rund 14,5 Mio. Tonnen Kunststoffgranulate im Jahr. Zahlreiche politische und freiwillige Initiativen sowie das Aus für Kunststoffabfallexporte nach China sind Indikatoren für ein fortgesetztes Wachstum. Darauf bereitet man sich bei Erema mit einer Verdoppelung der Produktionskapazität in Ansfelden vor. Das ambitionierte Ausbauprogramm steht kurz vor der Fertigstellung.
Rund die Hälfte der Erema-Systeme geht zu Anwendern in Europa. Dahinter folgen China mit 20 Prozent, Asien (Indien, Singapur, Südkorea), die USA, Südamerika und Afrika. Der Produktionsausstoß liegt bei etwa 350 Maschinen im Jahr. Dabei geht der Trend zu den Großanlagen. Bei derartigen Projekten fallen in der Regel 10-12 Container und ein bis zwei Kisten auf Flats an. Für kleine Maschinen reicht ein Container. Grundsätzlich nutzt das Team von Andreas Steger die Dienste der Linienreedereien ab Hamburg und Bremerhaven. Fallweise besteht Bedarf für RoRo-Verschiffungen. Mit den konventionellen Reedereien kommt man selten in Berührung. Das wäre mit einem zu großen Aufwand verbunden, befürchtet man in der Erema-Zentrale, wo aktuell rund 550 Personen beschäftigt sind.
Andreas Steger hat in seiner jahrelangen Tätigkeit als Logistikleiter der Erema-Gruppe so ziemlich alle Geschäftsmodelle in der Logistikbranche kennengelernt. Daher weiß er, dass es abgesehen von den weltweit tätigen Konzernspeditionen zahlreiche sehr gut aufgestellte lokale Anbieter von Transportlösungen per Lkw, See- und Luftfracht gibt. Für ihn steht und fällt der Erfolg eines Versandfalles mit der Kompetenz und dem Durchsetzungsvermögen des jeweiligen Disponenten. Das sei mehr eine Frage der Einsatzbereitschaft als der Unternehmensgröße, sagt er. Jedenfalls gibt es für ihn einige oberösterreichische Speditionen, deren Fachkräfte gute Arbeit leisten und die sein Team dank der guten Erfahrungen regelmäßig beschäftigt.
JOACHIM HORVATH