Mehrere tausend Paletten durchlaufen ein typisches Stückgut-Umschlaglager von Dachser am Tag. Die Mitarbeitenden im Warenumschlag scannen immer wieder per Hand die auf den Packstücken angebrachten Strichcodes. Im Dachser-Umschlaglager Unterschleißheim im Norden Münchens sowie im Umschlaglager Öhringen bei Heilbronn, nördlich von Stuttgart, ist das seit Kurzem anders:
In den zwei digitalisierten Umschlaglagern wird vollautomatisch und in Echtzeit ein digitales Abbild aller Packstücke, Assets und Abläufe erzeugt – ein „digitaler Zwilling“. Jedes Packstück, das dort ankommt, trägt zusätzlich einen neuen 9,5 x 9,5 Zentimeter großen Datamatrix-Code. Dieser Datamatrix-Code bildet die Grundlage von @ILO, einem Forschungsprojekt aus dem Dachser Enterprise Lab, welches der Logistikdienstleister gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund betreibt.
@ILO steht für „Advanced Indoor Localization and Operations“ und beschreibt den neuen, digitalen Zwilling, der künftig vollautomatisch generierte Echtzeitdaten zu jeder palettierten Sendung im europäischen Dachser-Transportnetzwerk liefern soll. „Das @ILO-Terminal hat das Potenzial, ein Meilenstein auf dem Weg zu effizienteren und nachhaltigeren Logistikoperationen zu sein, da es eine ganz neue Stufe der Transparenz über die Abläufe im Umschlaglager bietet“, ist Dachser CEO Burkhard Eling zuversichtlich.
In den @ILO-Terminals werden Packstücke beim Eintritt, Aufenthalt und Verlassen des Umschlaglagers vollautomatisch identifiziert und im Dachser-eigenen Transportmanagementsystem erfasst. Manuelle Barcode-Scanvorgänge am Warenein- und -ausgang sind nicht mehr notwendig. Die Datamatrix-Codes auf der Oberseite eines jeden Packstücks sowie mehrere hundert optische Scaneinheiten im Deckenbereich der Hallen, die den gesamten Boden erfassen, liefern Daten für ein digitales, jederzeit aktuelles Abbild des Umschlaglagers – den digitalen Zwilling.
„Bei täglich mehreren tausend Paletten muss eine einfache und damit umweltfreundliche Packstückerfassung zum Einsatz kommen. Funk-Lösungen wie RFID (RadioFrequency Identifi cation) und BLE (Bluetooth Low Energy) wurden auch getestet, können diese Anforderungen der Stückgutlogistik jedoch nicht erfüllen“, berichtet Andre Kranke, der als Head of Research & Development die Forschungspartnerschaft mit dem Fraunhofer IML verantwortet.
Eine Neuheit ist zudem die sogenannte automatische „Verheiratung“ der Flurförderzeuge und Packstücke. Das @ILO-System erkennt die Aufnahme einer Palette mit einem Flurförderzeug automatisch und übermittelt in Echtzeit die Informationen zum jeweiligen Packstück. Sobald ein Packstück vom Fahrzeug aufgenommen und registriert ist, wird die hinterlegte Information abgerufen und auf einem Display am Flurförderzeug angezeigt. Der Mitarbeiter hat immer im Blick, wohin die Palette transportiert werden soll, und bekommt einen Hinweis, sollte die Palette am falschen Ort abgestellt worden sein.