„Die Infrastruktur bleibt der entscheidende Faktor“

Mehr Binnenschifffahrtsexperte geht kaum: Friedrich Weigert hat in seiner langen Berufslaufbahn beim Bayerischen Lloyd, bei LSR, sowie bei Kühne+Nagel Euroshipping viel für die Donaulogistik geleistet. Auch dem Beirat des Vereins Pro Danube Austria gehörte er lange Zeit an. Jetzt startet er in einen neuen Lebensabschnitt.

„Die Infrastruktur bleibt der entscheidende Faktor“ Bild: KN Euroshipping / Friedrich Weigert

LINZ. Nach fast 30 Berufsjahren bei dem Binnenschifffahrtsunternehmen Kühne+Nagel Euroshipping tritt Friedrich Weigert jetzt ein wenig kürzer. Obwohl man es ihm nicht ansieht, wechselte der Logistikexperte zum Jahreswechsel offiziell in den Ruhestand. Sein Know-how stellt er interessierten Unternehmen weiterhin in Form von Beratungstätigkeiten zur Verfügung. Erste Anfragen dafür gibt es bereits. Es kann also durchaus vorkommen, dass ihm die langjährigen Branchenkollegen auf einer der zahlreichen Fachveranstaltungen über den Weg laufen. Ihm persönlich bleibt der Meinungsaustausch mit den Freunden und Bekannten aus der RMD-Community ein Anliegen. Er möchte schlichtweg am Laufenden bleiben.

Beim Expertenworkshop „Zukunft der Binnenschifffahrt“ der viadonau am 12. Dezember in Linz absolvierte Friedrich Weigert einen seiner letzten Auftritte als Managing Director der Kühne+Nagel Euroshipping GmbH. Er hat das Unternehmen von der Stunde null an aufgebaut und geleitet. Was am 1. Dezember 1995 mit Kohleverkehren für den VIAG-Konzern und Transporten per Binnenschiff für die voestalpine begonnen hat, ist heute ein Carrier mit 36 Mitarbeitenden und 15-20 Prozent Marktanteil im RMD-Wechselverkehr. Gemeinsam mit den Unternehmen Panta Rhei (Brunn am Gebirge), DTU (Regensburg) und YST Logistics aus den Niederlanden bildet KN Euroshipping die KN River Shipping Group mit 60 Beschäftigten.

Zum Befinden der Binnenschifffahrt auf der Donau hat der Logistiker einen klaren Standpunkt. Demnach ist die Branche besser als ihr Ruf und hat sich in den letzten Jahren technisch positiv weiterentwickelt. Damit bezieht sich Friedrich Weigert auf die Binnenschifffahrtsunternehmen und Binnenhäfen. Hingegen wurde aus seiner Sicht für die Infrastruktur auf der Wasserstraße zu wenig getan – speziell in Deutschland und in einigen Ländern in Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Dabei sei das der alles entscheidende Faktor für den Ausbau der Marktposition der Donaulogistik. Auch mit den Kosten für den Güterumschlag in den Donauhäfen geht der Logistikexperte streng zu Gericht. Sie erscheinen ihm zu hoch, um erfolgreich Güterströme von der Straße auf den Wasserweg verlagern zu können. „Die Zukunft gehört in der Binnenschifffahrt den Unternehmen mit der Befähigung zur Transformation hin zur Beförderung von Partien in der Größenordnung von 300-400 Tonnen“, meint Friedrich Weigert. Statt Eisenerz, Kohle und Koks beziehe die Stahlindustrie vermehrt Schrottfraktionen. Darauf müssten sich die Carrier und Umschlagbetriebe einstellen. Positive Effekte erwartet sich der Binnenschifffahrtsexperte von den verschärften Bestimmungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung. „Speziell die energieintensiven Unternehmen werden sich nach Alternativen zum Kauf von teuren CO2-Zertifikaten umsehen. Daraus können neue Chancen für die Verlagerung von Gütertransporten auf die Donau entstehen“, schreibt er seinen Nachfolgern bei Kühne+Nagel Euroshipping und im Verein Pro Danube Austria ins Stammbuch.

Aus der Zeitschrift Pro Danube Austria Aktuell 04/2024

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