Der Lang-Lkw ist besser als sein Ruf

Das Thema Lang-Lkw polarisiert Österreichs Verkehrspolitik. Theoretisch bieten die 25,25 Meter langen Fahrzeuge eine Möglichkeit zur Optimierung des Straßengüterverkehrs. Bei der Elflein Spedition & Transport GmbH hat man damit in ganz bestimmten Kundensegmenten gute Erfahrungen gemacht.

Der Lang-Lkw  ist besser als sein Ruf Bild: Die Elflein Spedition & Transport GmbH betreibt derzeit die größte Lang-Lkw-Flotte in Deutschland.

WIEN. Ende Jänner erläuterten Vertreter des heimischen Straßentransportgewerbes auf einer Veranstaltung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ihre Sichtweisen und Standpunkte zu den Themenfeldern Klima-/Umweltschutz und Eindämmung der CO2-Emissionen. Die Vorträge und Analysen waren auf den Lkw-Verkehr zugeschnitten. Davon leben die Unternehmen der Vortragenden. Was positiv auffiel: Es gab keine Seitenhiebe auf die anderen Verkehrsträger. Nur eine Frage beschäftigte Mag. Alexander Klacska in der Rolle als Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der WKÖ: Inwieweit verträgt der Verkehrsträger Schiene mehr Frachtaufkommen, wenn gleichzeitig auch der Personennah- und –fernverkehr einen deutlichen Ausbau erfahren soll?

In den zahlreichen Vorträgen der eingeladenen Fachleute kam regelmäßig das Thema Lang-Lkw zur Sprache. Günter Reder, Fachverbandsobmann für das Güterbeförderungsgewerbe in der WKÖ, vermied ausdrücklich die Bezeichnung „Giga Liner“, damit Außenstehende keine falschen Schlüsse ziehen. Laut seiner Aussage sieht das Güterbeförderungsgewerbe darin eine Möglichkeit zur Eindämmung von Lkw-Fahrten. Die Folge davon wären ein geringerer Dieselverbrauch und damit verbunden weniger durch den Straßengüterverkehr verursachte CO2-Emissionen.

Worum es der heimischen Transportwirtschaft explizit nicht geht, ist die Erhöhung des höchsten zulässigen Gesamtgewichts für den Lkw-Schwerverkehr. Das würden viele Straßenbauwerke gar nicht vertragen, wissen die Branchenvertreter. Außerdem zielen ihre Vorschläge auf die Beförderung von voluminösen und leichtgewichtigen Gütern ab. Statt 36 Europaletten in einem Megatrailer-Sattelzug könnten die Lang-Lkw mit 157 m³ Laderaumvolumen 54 Einheiten aufnehmen, und das bei einem um rund 25 Prozent geringeren Dieselbedarf. Das erübrigt eine von drei Fahrten, ohne dass dabei die Sicherheit auf der Strecke bleibt. Durch die Ausstattung der Fahrzeuge mit acht Achsen wäre die Bremsleistung um 15 Prozent besser.

Rüdiger Elflein besitzt siebeneinhalb Jahre Erfahrung beim Einsatz von Lang-Lkw. Die von ihm geführte Elflein Spedition & Transport GmbH mit Hauptsitz in Bamberg im Norden des deutschen Bundeslandes Bayern ist der größte Betreiber von Lang-Lkw in Deutschland. Etwa 30 Fahrzeugeinheiten in der Flotte bestehend aus 500 ziehenden sowie 650 gezogenen Einheiten fallen in diese Kategorie. Das Unternehmen mit 130 Mio. Euro Jahresumsatz, erwirtschaftet von 1.400 Mitarbeitenden an eigenen Standorten in Deutschland und Tschechien, führt an Durchschnittstagen 1.500 Transporte durch. Davon geht ein Bruchteil auf das Konto der Lang-Lkw, die hauptsächlich Einsätze in der Produktionsversorgung der großen Automobilindustrien versehen.

„Nur 20 Prozent der Frachten sind Lang-Lkw fähig. Ihr Einsatzgebiet beschränkt sich auf Großverlader mit regelmäßigem Transportbedarf und findet außerhalb der städtischen Ballungszentren statt“, betonte Rüdiger Elflein in seinem Vortrag in der Wirtschaftskammer Österreich. Sein Unternehmen habe mit der Einführung dieser Fahrzeugtechnologie keinen einzigen Beförderungsfall von der Schiene abgezogen, sondern lediglich eine Initiative zur Effizienzsteigerung im Straßengüterverkehr gesetzt. Die Laufleistung der Lang-Lkw-Flotte liege mittlerweile über der Marke von 20 Mio. Kilometer, ohne dass dabei außergewöhnliche Störungen aufgetreten wären.

Rüdiger Elflein beleuchtete die Vorteile der Lang-Lkw am Beispiel eines Kunden, „den wir früher täglich mit 41 Megatrailer-Sattelzügen beliefert haben“. Dafür seien jetzt nur mehr 26 Fahrten notwendig. Dadurch erspare man sich 25 Prozent Dieselkraftstoff, was 30 Prozent weniger CO2 verursache. Die Fahrzeuge als solche seien relativ wendig und für geübte Fahrer gut steuerbar. Letzteres deckt sich mit den Erfahrungen des österreichischen Aerospace-Zulieferunternehmens FACC AG, dessen Transportdienstleister Franz Angleitner GmbH die Fernverkehre ab der Grenze in Suben bis zum Airbus-Werk in Hamburg seit 2019 mit Lang-Lkw durchführt und damit fast 200 Fahrten pro Jahr einspart.

Bei einem prognostizierten Verkehrswachstum von 30 Prozent bis 2030 seien Maßnahmen zur Eindämmung des Lkw-Verkehrs bei gleichzeitiger Optimierung der CO2-Situation zwingend erforderlich, besteht Einigkeit unter den Vertretern des österreichischen Güterbeförderungsgewerbes. Auf Deutschlands Straßen fahren aktuell 200 Lkw-Züge mit 25,25 Meter Gesamtlänge. Ihre rasche Vermehrung ist unrealistisch. Denn bevor ein Lang-Lkw den operativen Einsatz im Tagesgeschäft aufnehmen kann, benötigt das Transportunternehmen zahlreiche Bewilligungen und insbesondere Streckenfreigaben. „Es dauert in der Regel sechs Monate, bis man alle Genehmigungen beisammen hat“, berichtete Rüdiger Elflein in Wien.

JOACHIM HORVATH

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