WIEN. Wer den Glauben an den Fortbestand der kleinen und mittelgroßen österreichischen Bahnspeditionen zu verlieren droht, den belehrt die Entwicklung der B&S Logistik GmbH eines Besseren. Obwohl das inhabergeführte Unternehmen erst seit 12 Jahren besteht und laufend neue Herausforderungen bewältigen muss, verzeichnet es ein stetiges Wachstum. Im Vorjahr disponierten die 19 Mitarbeitenden an den Standorten Wien (Zentrale), Salzburg und Bratislava den Transport von 1 Mio. Tonnen Gütern auf der Schiene. Etwa 90 Prozent des Volumens werden mit Ganzzügen abgefahren. Der Rest entfällt auf Wagengruppen und Einzelwagenverkehre.
Den Jahresumsatz 2018 beziffert Geschäftsführer Walter Leitgeb im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung mit 28 Mio. Euro. Sein Nachfolger steht bereits in den Startlöchern. Lukas Leitgeb tritt demnächst in die Fußstapfen seines Vaters (vgl. Kurzbericht unten). Er rückt an die Spitze eines Unternehmens, das sich als Gesamtanbieter im Marktsegment der Bahnspeditionen sieht. „Die beste Logistik ist die, von denen die Kunden nichts merken“, pflegt sein Vater zu sagen. Wenn ein Anbieter das dann noch besser, schneller und flexibler als die Großkonzerne in dieser Disziplin bewerkstelligt, was man bei B&S Logistik zum Anspruch erhebt, dann umso besser.
Was Walter Leitgeb und seine Kollegen darunter verstehen, beleuchtet das neueste Großprojekt des Unternehmens. Ort der Handlung ist das oberösterreichische Schwanenstadt, wo die Firma B&S Logistik gerade einen Lagerstandort mit Gleisanschluss für den Faserkonzern Lenzing AG realisiert. Dafür wurde ein 18.000 m² großes Areal gekauft. Darauf befindet sich ein Lager mit 6.000 m² Fläche, das in den letzten Wochen eine grundlegende Modernisierung erfahren hat. Bereits im Juli nimmt hier die Firmenneugründung B&S Warehousing GmbH mit fünf bis sechs Mitarbeitenden und Geschäftsführer Gerhard Gattinger an der Spitze den regulären Betrieb auf.
Sollte Bedarf dafür gegeben sein, kann der Standort in Schwanenstadt um einen bis zu 3.000 m² großen Zubau ergänzt und auf bis zu zwölf Beschäftigte aufgestockt werden. Im Vorfeld zur Inbetriebnahme der neuen Betriebsstätte werden rund 3 Mio. Euro investiert, die Walter Leitgeb gut angelegt sieht. Sinn und Zweck des Projekts ist die effizientere Steuerung der Eingangsfrachten am Werkstandort der Lenzing AG. Es folgt die Verladung in Bahnwagen und die Belieferung des oberösterreichischen Leitbetriebes auf der Schiene.
In der Gegenrichtung empfängt das Unternehmen in Schwanenstadt Bahnwagen mit Fertigwaren aus der Produktion der Lenzing AG. Je nach Bedarf werden die Ballen zwischengelagert oder in Lkw beziehungsweise in Container verladen. So kommt es zu einer Entspannung der Situation bei den Straßengüterverkehren von und nach Lenzing. Man könne am neuen Lagerstandort täglich bis zu zehn Bahnwagen im Ein- und Ausgang abfertigen, rechnen Walter Leitgeb und Gerhard Gattinger vor. Umgelegt auf ein Jahr ergibt das etwa 2.000 Waggons oder ein Aufkommen von mehr als 100.000 Tonnen Zellstoffen und Fasern. Damit leistet die neue Zweckgemeinschaft einen Beitrag zur Entspannung der Verkehrssituation im Bezirk Vöcklabruck.
JOACHIM HORVATH