Das Jahr 2022 verlief für knapp 75 Prozent der von der BHV – Bremischen Hafen- und Logistikvertretung befragten Projektlogistiker trotz der vielen Herausforderungen besser als das Vorjahr. Fast die Hälfte erwartet für das laufende Jahr 2023, dass der Markt gegenüber 2022 noch weiter zulegt. Diese positive Markteinschätzung ist eines der zentralen Ergebnisse des „BHV-Projektlogistik-Monitors 2023“, den der Wirtschafts- und Interessenverband jetzt veröffentlicht hat. An der anonym durchgeführten Umfrage zum Stimmungsbild der Branche beteiligten sich über 70 Unternehmen.
Bei einer vergleichbaren Umfrage der BHV vor zwei Jahren gingen noch zwei Drittel der Befragten davon aus, dass die Kosten in der Projektlogistik weiterhin stark steigen werden. „Das hat sich geändert“, berichtet Dr.-Ing. Patric Drewes, der als Mitglied des BHV-Präsidiums die Umsetzung auch dieses zweiten Projektlogistik-Monitors initiiert und begleitet hat: „Aktuell erwartet die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen, dass die Transport- und Logistikkosten sowie die Frachtraten 2023 gegenüber dem Vorjahr sinken werden.“
Zwar sorge der Kostendruck quer durch die Logistikkette weiterhin für enorme Herausforderungen, „doch nun kommt der Fachkräftemangel als größtes von den Befragten genanntes Problem auch mit voller Wucht in der Projektlogistik an“, so Patric Drewes weiter. „Und das vor dem Hintergrund, dass fast zwei Drittel der Unternehmen die Zahl ihrer Mitarbeiter im laufenden Jahr vor dem Hintergrund der guten Auftragslage aufstocken möchten.“
So leiden mittlerweile schon 75 Prozent der befragten Unternehmen unter einem Mangel an qualifizierten Bewerbern vor allem im kaufmännischen Bereich. „Vor zwei Jahren waren es ‚nur‘ die Hälfte“, vergleicht Patric Drewes. Zudem bleibe mittlerweile jeder zweite Ausbildungsplatz unbesetzt. 2021 konnten immerhin noch zwei Drittel aller Plätze adäquat besetzt werden.
Unverändert steht das „persönliche“ Geschäft in der Projektlogistik über allem, einen Wandel zum automatisierten, digitalen Business sehen die Befragten wie auch schon vor zwei Jahren eher nicht. Allerdings hat es bei den befragten Unternehmen gegenüber 2021 kaum Fortschritte bei der Umsetzung konkreter digitaler Projekte, um beispielsweise für mehr Effizienz zu sorgen, gegeben.
„Hier schlummert noch großes Potenzial“, sagt Patric Drewes: „Rund die Hälfte der Befragten ist davon überzeugt, dass sich im Projektlogistikgeschäft neue Kunden durch eigene, innovative digitale Prozesse gewinnen lassen. Leider sind die Unternehmen noch sehr zögerlich, dieses Potenzial aktiv anzugehen.“