Zum 56. Mal hat die BHV – Bremische Hafen- und Logistikvertretung e.V. (BHV) im Auftrag des Bremer Senats zum traditionellen Kapitänstag eingeladen. Am Freitag, dem 1. September 2023, trafen sich dazu nach 2019 erstmals wieder rund 300 Kapitäne, Vertreter der maritimen Wirtschaft und Politiker in der Oberen Rathaushalle. Festredner waren Dr. Andreas Bovenschulte, Bremer Bürgermeister und Präsident des Senats, Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr sowie Stephan Berger, Hafenkapitän und Amtsleiter des Hansestadt Bremischen Hafenamtes.
Der Sprecher des BHV-Präsidiums, Christoph Bruns, wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass allein in Bremen und Bremerhaven rund 40.000 Menschen in der Logistik und der Hafenwirtschaft aktiv sind. „Daher gehört der Kapitänstag zu Recht zu den großen gesellschaftlichen Ereignissen in unserem Bundesland, denn kaum eine andere deutsche Region ist so stark von der maritimen Wirtschaft geprägt.“
Verkehrsminister Volker Wissing versprach, das Ziel der Bundesländer, die finanziellen Mittel für die Seehäfen angemessen zu erhöhen, zu unterstützen: „Wir sind im Rahmen der Nationalen Hafenstrategie mit Hochdruck dabei, den bestmöglichen Weg und eine verbindliche Regelung zu finden, um der gemeinsamen Verantwortung für die notwendigen Hafeninfrastrukturen gerecht zu werden“, kündigte er an. Die Nationale Hafenstrategie werde derzeit von seinem Ministerium und allen wichtigen Interessenvertretungen erarbeitet „und soll noch in diesem Jahr vom Kabinett beschlossen werden.“
„Augen auf. Ärmel hoch. Machen!“ kündigte Bürgermeister Bovenschulte als Motto für den kürzlich neu aufgestellten Bremer Senat in punkto Hafen- und Wirtschaftspolitik an. Dazu zählten eine neue, 2,5 Kilometer lang ausgebaute Kaje des Containerhafens mit Infrastrukturen für die größten Containerschiffe der Welt, die Anpassung der Fahrrinne der Außenweser oder der neue EnergyPort in Bremerhaven. „Dazu stehen wir auch!“, versprach er. Hier sei nun aber auch der Bund gefordert, „die notwendigen entsprechenden Plan- und sonstigen Verfahren zügig zum Erfolg zu bringen“.
Hafenkapitän Stephan Berger nahm die Teilnehmer in seiner Rede gedanklich mit auf ein großes Containerschiff und machte damit den Zeitdruck deutlich, unter dem die Crews vor allem in den Häfen stehen. „In meiner Eigenschaft als Kapitän war der Hafenanlauf stets ein lästiger Unterbrecher der wohltuenden Routine eines Seetages“, berichtete er mit einem Augenzwinkern.
Gleichzeitig warb er für Verständnis für die andere Seite, die Arbeit des Hafenamtes: „Das ist keine leichte Aufgabe in den heutigen Zeiten, in denen der wirtschaftliche Druck auf allen Akteuren lastet.“ Hinzu kämen die Herausforderungen, die der Fachkräftemangel, die Digitalisierung oder die Verschlickung der Häfen mit sich brächten. „Zudem nagt unaufhaltsam der Zahn der Zeit an unserer Infra- und Suprastruktur. Statt einer Millionensumme, die allein in Bremerhaven in den nächsten Jahren investiert werden muss, wird das wohl eher einer Milliardensumme“, befürchtete der Hafenkapitän.