Bahnhafen Triest orientiert sich am Duisburger Modell

Die Ausführungen zum Thema „300 Jahre Freihafen Triest“ überlässt Zeno D’Agostino den Historikerin. Umso intensiver beschäftigt sich der Präsident der Port System Authority of the Eastern Adriatic Sea mit der Gegenwart und der Zukunft der Drehscheibe für die maritime Logistik für die Länder in der Region Zentraleuropa.

Bahnhafen Triest orientiert sich  am Duisburger Modell Bild: Am Containerterminal Molo VII startet bald ein zweistufiges Ausbauprogramm.

TRIEST. Jede Woche kommt ein 14.000 TEU Containerschiff der Reederei-Allianz 2M in den Hafen Triest. Zeno D’Agostino hält das für eine tolle Sache. „Aber das kann nicht alles sein“, reflektiert der Präsident der Port System Authority of the Eastern Adriatic Sea im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Es folgt ein großes Lob für die Entwicklungen im Duisburger Hafen. Aus dem Standort im Ruhrgebiet ist in den letzten zwei Jahrzehnten eine Logistikplattform geworden. Hier bekommen die Kunden und Geschäftspartner mehr geboten als nur den Güterumschlag von einem Verkehrsträger auf den anderen. Das Leistungsspektrum reicht von den Ein-/Auslagerungen mit Zusatzdiensten in den Bereichen Konfektionierung, Verpackung und Kommissionierung bis zur Weiterverarbeitung und Veredelung von Gütern.

Für den Hafen Triest weist das den Weg in die Zukunft. In seinem Umfeld gibt es mehrere Standorte mit dem Potenzial zur Etablierung von leistungsfähigen „Dry Ports“. Hierfür nimmt sich Zeno D’Agostino den duisport als Vorbild, mit dessen CEO Erich Staake er enge Kontakte pflegt. Daraus könnte eine enge Kooperation entstehen. Denn obwohl sich im Hafen Triest zuletzt vieles zum Besseren gewandelt hat, kann ein gewisser Know-how-Transfer nicht schaden. Dazu leisten neuerdings auch internationale Manager einen Beitrag. So zum Beispiel am RoRo-Terminal der Samer Group, wo jetzt ein von der dänischen Transport- und Logistikgruppe DFDS entsandter Fachmann die Fäden zieht. Bei der Plattaforma Logistica Trieste S.r.l. bekleidet seit November 2018 Dragomir Matic die Funktion als Terminal Manager. Der frühere Präsident des Hafen Koper ist ein wahrer Glücksfall für das Projekt.

„Wir möchten kontinuierlich wachsen“, so lautet die Devise von Zeno D’Agostino. Damit das funktioniert, wird das Containerterminal am Molo VII in den kommenden Jahren in zwei Etappen um 200 Mio. Euro erweitert. Der erste Bauabschnitt soll noch in 2019 starten. Das Gesamtprojekt sieht die Verlängerung der bestehenden Liegeplätze um eine 200 Meter lange Kaje vor. Dadurch steigt die Gesamtkapazität für den Containerumschlag auf rund 1,3 Mio. TEU im Jahr. Damit einher geht die weitere Ertüchtigung der Anschlüsse für die Bahntransporte, darunter die Elektrifizierung der Zufahrtsstrecke zum Containerterminal Molo VII.

Mit knapp 10.000 Zügen im Jahr bewältigt der Hafen Triest jetzt schon ein beträchtliches Bahnaufkommen. Zeno D’Agostino sieht hier noch viel Spielraum nach oben. Gegenüber dieser Zeitung kündigt er ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Modernisierung, Optimierung und Ergänzung der bestehenden Schieneninfrastrukturen sowohl im Hafen als auch im Einzugsgebiet der Stadt Triest an. So entsteht am Campo Marzio um 100 Mio. Euro eine neue Station und ist in den Güterverkehrszentren Cervignano und Villa Opicina an der italienisch-slowenischen Grenze die Etablierung von zwei vorgeschobenen Bahnknoten vorgesehen. Wenn alles gut geht, wächst die Jahreskapazität für die Bahnlogistik im Raum Triest bis 2023 auf rund 25.000 Züge.

Es wäre aus der Sicht von Zeno D’Agostino vermessern zu glauben, ein derartiges Volumen ließe sich allein mit Direktverkehren auf der Schiene zu und von den Hafenanlagen bewältigen. Falls überhaupt, müsste dafür ein Umdenken bei den Güterbahnen Platz greifen. Doch deren Systeme sind nun einmal so konzipiert, dass die Güterzüge vorzugsweise in den frühen Morgenstunden in den internationalen Logistikzentren eintreffen und in den Abendstunden wieder voll beladen abfahren. Da kommt es zu Stausituationen, und die will man im Hafen Triest mit den zwei vorgelagerten Bahnknoten vermeiden. Damit verbunden wäre die Einrichtung eines Shutt-lezug-Fahrplanschemas zur Ver- und Entsorgung der wasserseitig gelegenen Umschlagbetriebe.

Von den Hubs in Cervignano und Villa Opicina könnte auch die Rail Cargo Group (RCG) profitieren, die jetzt schon den Status als größter Anbieter von Bahntransporten auf den internationalen Verbindungen von und nach Triest besitzt. Im Jahr 2018 bewegte der Güterverkehr der ÖBB etwa 2.900 Züge, Tendenz steigend. Der weitere Ausbau der Verkehre ist das erklärte Ziel von Zeno D’Agostino. Der Hafenpräsident hält die Leistungsfähigkeit der RCG auf den Österreich- und Zentraleuropa-Routen für ungebrochen. Umgekehrt kann der Hafen Triest unter den gegebenen Umständen bis zu rund 15.000 Züge im Jahr bewältigen. Somit bleibt noch viel Entwicklungspotenzial für den Schienengüterverkehr – und die weiteren Ausbaumaßnahmen stehen kurz vor der Umsetzung!

JOACHIM HORVATH

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