Rotes Meer: Einbruch in der Containerschifffahrt

Die Anzahl an Schiffen rund ums Kap der Guten Hoffnung vor Afrika verdreifacht.

Rotes Meer: Einbruch in der Containerschifffahrt Bild: Kiel Trade Indicator / Die Grafik misst die summierte Kapazität der Containerschiffe, die sich täglich im Roten Meer und im Suezkanal befinden. Wegen der besonderen geografischen Lage des Roten Meeres spiegelt die Schifffahrt hier die Handelsaktivität zwischen Europa und Asien wider.

Der Konflikt im Nahen Osten verändert die internationalen Handelsrouten auf See. Die Anzahl an Containerschiffen, die das Rote Meer und den Suezkanal passieren, ist im Februar im Vergleich zum Januar abermals gesunken. Gleichzeitig hat sich das Aufkommen an Schiffen rund ums Kap der Guten Hoffnung vor Afrika verdreifacht.

Gesamtwirtschaftlich und speziell für die deutsche Wirtschaft seien aber keine negativen Folgen zu erwarten, sowohl die Frachtraten nach Europa also auch die ankommende Warenmenge in der Nordsee stabilisierten sich. Dies geht aus dem jüngsten Update des Kiel Trade Indicators hervor. Der Algorithmus wertet die weltweiten Positionsdaten von Containerschiffen in Echtzeit aus.

Gegenwärtig fahren täglich noch etwa 40 Containerschiffe durch das Rote Meer, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich deutlich über 100 Schiffe. Die aktuelle Schiffsmenge liegt nahe am Tiefpunkt von Mitte Jänner. Zwischenzeitlich hatte sie sich auf rund 50 Schiffe erholt. Damit ist der Einbruch des Schiffsverkehrs im Roten Meer seit den Angriffen der Huthi-Rebellen offenbar noch nicht gestoppt.

„Auch wenn die gesamtwirtschaftlichen Folgen überschaubar sind: Die abermalige Unterbrechung gewohnter Handelsrouten im Nadelöhr des Roten Meeres trifft auf eine sensibilisierte Stimmung für geoökonomische Risken und Abhängigkeiten“, sagt Julian Hinz,  Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik und neuer Leiter des Kiel Trade Indicators. 

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit, sowie des Welthandels insgesamt. Im Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer Asiens.

Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in preis- und saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

www.ifw-kiel.de

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