Unter dem Titel „Transportmanagement 2024: Worauf müssen wir uns einstellen?“ hat der Verein Netzwerk Logistik (VNL) letzte Woche wieder zum traditionellen „Powerday Transportmanagement“ ins voestalpine Gästehaus nach Linz eingeladen. Im Fokus standen die konjunkturellen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Warenströme in den Segmenten der Straße, Bahn, See- und Luftfracht.
VNL-Obmann Stellvertreter Kurt Leidinger strich hervor: „Die Bau- und Sanierungsarbeiten im deutschen Bahnnetz in den kommenden Jahren könnten, falls keine ergänzenden Maßnahmen ergriffen werden, zu einer verstärkten Verlagerung des Gütertransports auf Lkw führen. Transportkapazitätsengpässe auf den Straßen wären die Folge. Erschwerend kommt hinzu, dass die entstehenden Umleitungskosten der Bahn auf die Unternehmen abgewälzt werden.“
Ergänzend betonte er die notwendigen Maßnahmen: „Um die Zuverlässigkeit des Gütertransports aufrechtzuerhalten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Verkehrsträger Bahn und Lkw besser koordiniert agieren. Gleichzeitig sollte die europäische Politik durch gezielte Fördermaßnahmen den Anteil der Bahn am Güterverkehr stärken. Andernfalls könnten viele der bisherigen Bemühungen zur Förderung des Schienengüterverkehrs ins Leere laufen.“
Bernhard Schmaldienst (Director Operations, Transporeon) zeigte die Marktentwicklung im Straßengüterverkehr auf: „Im letzten Jahr fand eine spürbare Rückverlagerung Bahntransporte auf den Lkw statt. Trotzdem ging das gesamte Transportvolumen auf der Straße 2023 durch den konjunkturellen Rückgang zurück. Für heuer zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Nach der flachen Preisentwicklung im Jahr 2023, zeichnen sich für heuer im Trendszenario leicht steigende Preise ab.“
Christian Janecek (Geschäftsführer LogServ) hatte in seinem Vortrag vor allem den Schienengüterverkehr im Fokus: „Die Bahn soll nach dem politischen, ökologischen und kundengetriebenen Willen stärker eingesetzt werden, nutzt aber den Rückenwind des teureren Straßenverkehrs nicht. Das Preisniveau bleibt gleich, obwohl die Energiepreise gesenkt wurden – der Entfall des reduzierten Netzentgeltes frisst wieder alles auf. Was soll die ÖBB tun, wenn der Eigentümer nichts für die preisliche Attraktivität beiträgt?“
In seinem Marktausblick zur Seefracht betonte Otto Havlicek, Geschäftsführer, Containerterminal Enns und Salzburg): „Die Maßnahmen der Reederei- Allianzen werden die Preise wieder treiben, wenngleich nicht in dem Ausmaß zu Corona-Zeiten. Im Bahnvor- und Nachlauf werden zahlreiche Baustellen in den nächsten Jahren erschwerend wirken, leistungsfähige Hinterlandterminals werden die Seehäfen unterstützen und als Container-Puffer für die Industrie fungieren.“
Die Prognosen zu den Entwicklungen in der Luftfracht gab diesmal Markus Oberbauer (Head of Strategy & Development Airfreight SEE, Schenker & Co. AG) ab: „Die Luftfrachtbranche steht an der Schwelle einer neuen Ära. Mit doppelt so hohen SAF-Volumen im Jahr 2023 und dem Streben nach Klimaneutralität bis 2050, navigieren wir durch eine Landschaft, die sich durch Innovation, Nachhaltigkeit und steigende Nachfrage auszeichnet. In Österreich zeigt sich der Luftfrachtsektor zunehmend dynamisch, indem er sich an globale Marktveränderungen anpasst und effektiv auf die steigende Nachfrage reagiert, was seine wichtige Rolle im europäischen und internationalen Handel unterstreicht.“
In seinem Statement ging Roman Gmachl (Sales Shell Commercial Road Transport, Shell) Austria auf neue Geschäftsmodelle und den enormen Investitionsbedarf bei Einsatz von alternativen Antrieben ein. Shell hat 30 Wasserstoff-Lkw angeschafft und vermietet diese an Unternehmen, um mit dieser Technologie den Praxiseinsatz zu testen. Interessant war auch eine Aussage von ihm über den Energieverbrauch von E-Lkw. Demnach verbraucht ein E-Lkw bei der Fahrt von Linz nach Hamburg und retour genau so viel wie ein Einfamilienhaus pro Jahr.