In einer gemeinsamen Initiative haben das Arbeitsmarktservice (AMS) sowie die Arbeiter- und Wirtschaftskammer ein Ausbildungspaket für die niederösterreichische Verkehrswirtschaft geschnürt. 130 Ausbildungsplätze für Jobsuchende aus dem Bundesland stehen nun zur Verfügung, wurde gestern in St. Pölten verlautbart.
Anfang März haben die niederösterreichischen Unternehmen in Summe 637 freie Stellen quer über alle Branchen hinweg beim AMS gemeldet, bei denen Führerscheine der Kategorie C und D ein Einstellungserfordernis war. Die Branche brauche dringend eine Qualifizierungsoffensive, „die wir nun gemeinsam mit den Sozialpartnern in Niederösterreich umsetzen werden“, sagte AMS NÖ-Chef Sven Hergovich bei einer Pressekonferenz.
100 Ausbildungsplätze für Qualifizierungen in der NÖ Verkehrswirtschaft werden 2022 angeboten. Das Arbeitsmarktservice finanziert Jobsuchenden Ausbildungen zu Fahrern, Fahrlehrern sowie Fachkräften in den Bereichen Spedition, Zollwesen und Lagerlogistik im Wert von bis zu 4.000 Euro pro Person und erstmals auch Führerscheine der Gruppe C, D und E, wenn sie eine verbindliche Jobzusage bei einem Betrieb in der Tasche haben. Dafür wird die Akademie für Berufslenker weitergeführt.
Wirtschaftskammer NÖ-Präsident Wolfgang Ecker: „Der Mangel an Arbeitskräften kostet Niederösterreichs Unternehmen rund 400 Mio. Euro pro Jahr. Das entspricht einem BIP-Wachstum von 0,7 Prozent, das nicht realisiert werden kann.“ Das neue Maßnahmenpaket sei ein wichtiger Beitrag, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.
Besonders attraktiv sowohl für die Teilnehmer als auch für die Betriebe ist die verkürzte Lehrzeit: Insgesamt 18 Monate dauert die Ausbildung bis zum Lehrabschluss. Während dieser Zeit durchlaufen die künftigen Fachkräfte einen Mix aus Theorie und Praxis in der Berufsschule und den Betrieben.
Die Chancen auf eine Übernahme in ein fixes Dienstverhältnis nach der Lehrabschlussprüfung sind entsprechend hoch: 100 Prozent der bisherigen Absolventen der Berufslenker -Akademie wurden von den Ausbildungsbetrieben direkt in ein Dienstverhältnis übernommen. Um mehr Teilnehmer als bisher für das Angebot zu gewinnen, haben die Sozialpartner zusätzliche Initiativen gesetzt.
AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser betont: „Durch den anerkannten Lehrabschluss im Bereich Berufskraftfahrer wird sichergestellt, dass hier bestens geschulte Fachkräfte für den Arbeitsmarkt ausgebildet werden. Wir übernehmen die gesamten Kosten für die Ausbildungsunterlagen der Teilnehmer und gewähren einen einmaligen Bonus von 500 Euro bei erfolgreicher Lehrabschlussprüfung.“
Die Ausbildungsangebote der Initiative ‚Jobs für die Verkehrswirtschaft‘ helfen nicht nur unseren Güterbeförderern, Bus- und Fahrschulunternehmen, sie ebnen auch den Ausbildungsweg für die Bereiche Spedition, Zoll und Lagerlogistik. „Das hilft nicht nur den Arbeitsuchenden und den Unternehmen, es zeigt auch, dass die Transportwirtschaft alles für unsere Versorgungssicherheit unternimmt, was in ihrer Macht steht“, so Spartenobfrau Beate Färber-Venz.
Logistik merkt man nicht. Man nimmt sie erst zur Kenntnis, wenn sie fehlt. In Niederösterreich verhindern das 6.000 Betriebe mit 44.000 Mitarbeitenden. „Diese Fachkräfte erledigen auch die korrekte Verzollung von Importgütern aus Asien“, erläuterte Beate Färber-Venz. Insgesamt gibt es in der Transport- und Logistikbranche in Niederösterreich aktuell rund 1.600 freie Stellen.