Seit etwa 1940 schlug die inzwischen 22 Meter hohe Platane im achten Wiener Gemeindebezirk ihre Wurzeln. Jetzt, etwa 80 Jahre danach muss sie dem Bau einer U-Bahn-Station weichen. Aufgrund zahlreicher Interventionen von Naturliebhabern wurde der Baum in letzter Sekunde gerettet und hat einen neuen Platz bekommen.
Mit der Übersiedelung des ahornblättrigen Gewächses wurde nach einer europaweiten Ausschreibung die Felbermayr-Abteilung für Spezialtransporte in Lanzendorf bei Wien beauftragt. Da der schmucke Baum laut Gutachten in übersiedelungsfähigen Zustand rund 42 Tonnen auf die Waage bringen sollte, kamen dafür zwei stattliche Mobilkrane von Felbermayr zum Einsatz.
Rund drei Wochen dauerten die Vorbereitungen für den Großeinsatz zu nächtlicher Stunde, für den auch zahlreiche Genehmigungen nötig waren. Das größte Problem war die Höhe des Baumes. „Ein liegender Transport wäre einfach gewesen, kam aber nicht in Frage, da dabei zahlreiche Äste gebrochen wären“, erklärt Thomas Daxelmüller, der die Kranabteilung bei Felbermayr in Lanzendorf leitet.
Somit musste ein Konzept erarbeitet werden, um die Platane „erhobenen Hauptes“ zu ihrem neuen, etwa 350 Meter entfernten Standort zu übersiedeln. Transportfähig verpackt wurde der Baum, indem rund um den Wurzelbereich ein Spundwandkasten errichtet wurde. An diesem wurde er dann mittels Textilschlingen und einem Heberahmen an der Kranflasche angeschlagen.
„Inklusive dieser Stahlkonstruktion erreichte der Baum ein Gewicht von rund 55 Tonnen“, schildert Thomas Daxelmüller. Werden dann noch das Gewicht des Tiefladers und der Sattelzugmaschine hinzugerechnet, kommt man auf knapp 86 Tonnen.
„Damit waren wir statisch betrachtet sehr nah an der zulässigen Belastbarkeit der Fahrbahn“, verweist Thomas Daxelmüller auf die bestehende, nur 1,4 Meter unter der Fahrbahn liegende U-Bahn sowie auf die zahlreichen unterirdischen Leitungen unterhalb der Transportroute und der Kranstellplätze hin. Deshalb wurde aus Sicherheitsgründen auch ein Live-Monitoring im U-Bahn-Tunnel durchgeführt, um allfällig entstehende Veränderungen dokumentieren zu können.
Zu guter Letzt ist alles laut Plan gelaufen und die 80-jährige Platane erreichte noch vor dem Einsetzen des Frühverkehrs ihren neuen Standplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk unweit des Justizpalastes. Für das Ausheben des Baumes war ein Mobilkran (LTM 1350-6.1 von Liebherr) mit 350 Tonnen maximaler Traglast und 100 Tonnen Ballast ausreichend.
Für das Einheben des Baumes am Zielort war mit etwa 23 Metern die benötigte Ausladung aber fast doppelt so weit. Deshalb ist dort ein LTM 1450-8.1 mit 134 Tonnen Ballast und einer maximalen Traglast von 450 Tonnen zum Einsatz gekommen.