Nunner Logistics bringt die „Silk Road“ nach Westösterreich

Als schnelle und zuverlässge Alternative zu den Transportlösungen entlang der „Maritimen Seidenstraße“ hat die Nunner Logistics Gruppe den Einstieg in die Bahnlogistik von China nach Europa und retour vollzogen. Jetzt wurde der Aktionsradius mit der Eröffnung einer Niederlassung in St Gallen in der Schweiz weiter ausgedehnt.

Nunner Logistics bringt die  „Silk Road“ nach Westösterreich Bild: Die „Eiserne Seidenstraße“ schreibt bei Nunner Logistics eine Erfolgsgeschichte.

MÜNCHEN. Für einen derart weitgereisten Mann strahlt Erwin Cootjans eine erstaunliche Ruhe aus. Von den Urlauben mit seiner Familie abgesehen, absolviert der CEO von Nunner Logistics praktisch jede Woche eine oder mehrere Dienstreisen. Unterstützt wird er dabei von einem engagierten Team mit Bedarf an laufenden personellen Verstärkungen. Denn wenn das aus der österreichischen Nunner-Gruppe hervorgegangene Unternehmen mit Sitz in Helmond in den Niederlanden etwas besonders gut beherrscht, dann ist das die Umsetzung einer Wachstumsstrategie. Mit integrierten Logistikdienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Kunden erwirtschafteten die mehr als 500 Mitarbeitenden an mehr als 30 firmeneigenen Standorten in 10 Ländern zuletzt einen Jahresumsatz in der Höhe von 150 Mio. Euro.

Auf der Fachmesse „transport logistic 2019“ in München bezeichnete Erwin Cootjans Nunner Logistics gegenüber der Österreichischen Verkehrszeitung als ein sehr innovatives, agiles und stark digitalisiertes Unternehmen. Moderne IT-Applikationen sind für ihn der Garant für optimale Prozessabläufe und für die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten. In der Beweglichkeit und Flexibilität sieht er ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den ganz großen Konzernspeditionen gegeben, deren Apparate fallweise nur sehr langsam in Schwung kommen. Und mit der Bereitschaft zur Entwicklung und Umsetzung von neuen Konzepten bewahrt er das Interesse der internationalen Kunden an einer Zusammenarbeit mit seinem Unternehmen.

Auf dem Messestand in München gaben sich die SCM-Verantwortlichen bildlich dargestellt die Türschnalle in die Hand. Auf ihren Visitenkarten stehen Firmennamen, die Erwin Cootjans noch lieber für sich behält. Besonders rege war das Interesse der Logistiker aus den Industriesparten Automotive, Chemie und High Tech. Hier werden Produkte mit hohen Warenwerten teilweise über große Distanzen bewegt. Je schneller und zuverlässiger das geht, umso lieber ist es den Verantwortlichen für die Transportlogistik der Unternehmen. Dies umso mehr, wenn dabei auch noch der Klimaschutz Berücksichtigung findet. Denn je weniger gebundenes Kapital anfällt, umso mehr Finanzmittel stehen ihren Dienstgebern für andere Anwendungsbereiche zur Verfügung.

Aus dieser Überlegung heraus hat sich Nunner Logistics im Jahr 2015 auf die „Eiserne Seidenstraße“ als Alternative zur „Maritimen Seidenstraße“ begeben. Letztere ist seit vielen Jahren ein fixer Bestandteil des Servicespektrums. Dabei läuft der Großteil der Verschiffungen von und nach China über den Hafen Rotterdam, gefolgt von Hamburg, Koper, Triest sowie fallweise auch Piräus. Dazu kam als erster Bahnservice die Verbindung von Wuhan über Moskau nach Duisburg. Daraus entwickelte sich ein vielschichtiges Angebot mit Regelverkehren auf den Relationen Chengdu – Amsterdam, Chongqing – Amsterdam, Yiwu – Amsterdam oder in der Gegenrichtung von Amsterdam über Neuss und Budapest nach Chengdu, Wuhan und Chongqing, wobei diese Darstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

So sei man in den Niederlanden zum Marktführer für Transportlösungen per Bahn auf der „Silk Road“ aufgestiegen, reflektiert Erwin Cootjans. Es folgt der Hinweis, „dass unsere Servicekonzepte für Voll- und Sammelcontainer auf der ‚Eisernen Seidenstraße‘ auch die anderen europäischen Länder und Zentralasien abdecken“. Und, so schüttelt er selber den Kopf: „Früher haben wir chinesische Produkte für Empfänger in Kasachstan nach Rotterdam verschifft und dann per Lkw oder Bahn an die Zielbestimmung verbracht. Das dauerte in der Regel zwischen sechs und acht Wochen, war sehr teuer und kein bisschen nachhaltig.“ Heute erledige man derartige Aufgabenstellungen in acht bis zehn Tagen.

Nunner Logistics unterstützt die internationalen Kunden in China mit einer eigenen Landesgesellschaft mit aktuell rund 60 Mitarbeitenden. Diese Spezialisten tüfteln laufend an neuen Transportrelationen und bekommen dabei auch Unterstützung durch die europäischen Kollegen, die als Ergänzung zu den Aktivitäten in der Transportlogistik für FTL/LTL im Landverkehr, FCL/LCL in der Seefracht und den weltweiten Luftfrachten Logistikzentren mit zusammen rund 400.000 m² gedeckter Fläche in den Niederlanden, Polen, Rumänien, Slowenien und Litauen bewirtschaften. „Diese Anlagen fungieren als Drehscheiben für die Warenverkehre zwischen Skandinavien sowie den Ländern in Zentral- und Osteuropa einerseits beziehungsweise zwischen Westeuropa und Russland/Zentralasien andererseits“, erläutert Erwin Cootjans.

Gestützt auf das laut eigenen Angaben sehr gute LTL-Netzwerk in Europa und die hochfrequenten LCL-Verkehre für hochwertige Güter auf der „Eisernen Seidenstraße“ – in beiden Richtungen – will Nunner Logistics den Umsatz bis Ende 2020 verdoppeln. Das klingt nach einem sehr ambitionierten Vorhaben. Jedoch gewinnt das Unternehmen auf der „Silk Road“ wöchentlich Neukunden. Gleichzeitig wächst das Transportvolumen der Bestandsgeschäfte. Damit das so weitergeht, wurde am 1. Mai eine Niederlassung in St. Gallen in der Ostschweiz eröffnet. Ihr Managing Director Tufan Khalaji besitzt 13 Jahre Erfahrung in der Bahnlogistik zwischen Europa und China. Mit seinem Know-how will man jetzt neue Kundenkreise in der Schweiz, Norditalien, Süddeutschland und Westösterreich mit dem Schwerpunkt Vorarlberg von den Vorzügen der „Silk Road“ überzeugen.

JOACHIM HORVATH

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