ENNS. Bis vor drei Jahren prägten die Container der Reedereien MSC, Hapag-Lloyd und Maersk Line das Geschehen am Container Terminal Enns (CTE). Heute stechen einem hier auch jede Menge Boxen mit dem Branding von Cosco, China Shipping Lines und OOCL ins Auge. Einen eigenen Terminalabschnitt nehmen die Transportbehältnisse der Gesellschaften bereits in Beschlag. Und damit dürfte noch nicht das Limit erreicht sein, schätzen die Kenner der Materie. Denn wenn ein Terminalstandort im zentraleuropäischen Hinterland erst einmal das Vertrauen der chinesischen Reedereigruppe gefunden hat, dann halten ihm ihre Verantwortlichen für gewöhnlich die Treue und fördern ihn mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Das ist für CTE-Geschäftsführer Otto Hawlicek die schöne Seite der Medaille. Die Sache hat aber auch einen Haken. Denn je mehr Ganzzüge das Containerterminal anfahren, umso leistungsfähiger müssen die Systematiken für deren rasche Abfertigung in hoher Qualität sein. Ähnlich verhält es sich mit den Servicekonzepten für die Spezialisten im Bereich Containertrucking. Aktuell fertigt das CTE bis zu 400 Lkw pro Tag ab, Tendenz steigend. Es ist daher höchste Eisenbahn, dass die trimodale Infrastruktureinrichtung für den maritimen Hinterlandverkehr, fünf Jahre nach der Übernahme der Betriebsführung durch die Container Terminal Enns GmbH, kapazitätsmäßig, erweitert wird.
Gerade steht ein mit 9,6 Mio. Euro budgetiertes Ausbauvorhaben in der Endphase. Durch seine Fertigstellung im September 2019 erhält das Container Terminal Enns zwei zusätzliche Gleisanlagen, einen vierten Portalkran und die dringend notwendigen zusätzlichen Depotflächen. „Damit wächst unsere Kapazität auf rund 500.000 TEU im Jahr“, erläutert Otto Hawlicek im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Außerdem kündigt er die Schaffung von zwei zusätzlichen hochautomatisierten Gates für den Lkw-Verkehr an. Durch diese „fast lanes“ für Verkehre mit großen Volumina winken den Lkw-Transporteuren verkürzte Durchlaufzeiten und somit ein bis zwei zusätzliche Umläufe pro Tag.
Das erklärt auch, warum das Container Terminal Enns eine Ausstattung mit zehn Gleisen zu je 720 Meter Länge benötigt. Tagsüber liegt die volle Konzentration der rund 40 Mitarbeitenden auf der Betreuung der Containertrucking-Spezialisten. Erst in den Nachmittags- und Abendstunden schlägt das Pendel in Richtung der Zugprodukte aus, die in den Nachtstunden zur Reise in die Seehäfen aufbrechen. Da muss dann alles sehr schnell gehen, um Verspätungen zu vermeiden. „Da kommt bei durchschnittlich 50 Rundläufen in der Woche schon sehr viel Arbeit sowie Verantwortung zusammen“, meint Otto Hawlicek, der die seit April 2014 getätigten Investitionen zur Modernisierung und Erweiterung des Container Terminal Enns mit 27 Mio. Euro beziffert.
In den letzten eineinhalb Jahren ist das Angebot der Bahnverbindungen von und nach Enns vielfältiger geworden. Es gibt jetzt einen wöchentlichen „company train“ der Maersk Line nach Koper. „Dieser Verkehr wurde in der Startphase ganz massiv über Social Media beworben, damit die jungen Disponenten der Speditionen Kenntnis davon bekommen. Das hat offenbar gewirkt“, berichtet Otto Hawlicek von hohen Auslastungswerten. Auch das neue Koper-Produkt von TFG Transfracht ist laut seinen Angaben sehr gut gestartet. Und auf den Verbindungen in die norddeutschen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven der Operateure Roland und IMS ist an den verkehrsstarken Tagen kurzfristig kaum ein freier Slot zu bekommen.
Bleibt noch ein Phänomen, das bei den Verantwortlichen am Container Terminal Enns bis heute Erstaunen hervorruft. Damit ist der vor eineinhalb Jahren gestartete Bahn-Shuttle der Cosco Container Lines in den griechischen Seehafen Piräus gemeint. Dieser stellt mit einer Streckenlänge von 1.900 Kilometer alle anderen Hinterlandverkehre auf der Schiene von und nach Österreich in den Schatten. „Noch dazu ist dieser durch die RCA traktionierte Service in Dreiecksverkehre mit erstaunlich guten Pünktlichkeitswerten eingebunden“, bemerkt Otto Hawlicek. Mittlerweile startet der „Piräus Shuttle“ fünfmal wöchentlich zur drei- bis viertägigen Reise nach Griechenland, wobei jeder Zug bis zu 75 TEU aufnehmen kann.
„Nach Abschluss der Terminalerweiterung durch den Betreiber CTE steht im Ennshafen ein leistungsfähiger, im vollelektrischen Betrieb erreichbarer und trimodaler Standort, mit einer Gesamtfläche von 275.000m², 10 kranbaren Gleisen in Ganzzugslänge, sowie eine Vorstaugruppe von 7 Gleisen und vier hochmoderne Krananlagen zur Verfügung, welcher die Weichenstellung des Terminals Enns zum größten österreichischen Gateway für Containerverkehre noch im Jahr 2019 in die Wege leitet“, wie es Otto Hawlicek formuliert.
JOACHIM HORVATH