Die staatliche ukrainische Eisenbahn Ukrsalisnyzja (UZ) kann sich langfristig auf die Hilfe und Unterstützung der Deutschen Bahn verlassen. Eine vertiefte Partnerschaft vereinbarten heute in Berlin die Bahnchefs Dr. Richard Lutz und Oleksander Kamyshin in einem Memorandum of Understanding (MoU).
Der Vertrag sichert der UZ Hilfeleistungen beim Wiederaufbau nach dem Krieg zu, beinhaltet die Zusammenarbeit beim Ausbau von Güterverkehrskorridoren und Terminalkapazitäten sowie umfangreiche Beratungsleistungen bei der Einführung europäischer Standards für den Bahnbetrieb und das Management.
DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz: „Wir verfolgen mit größtem Respekt, wie unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen unter Kriegsbedingungen zuverlässig und mutig ihre Arbeit tun. Für Millionen Menschen ist die Eisenbahn das einzige Transportmittel, für die Wirtschaft ist sie wichtigste Lebensader. Eine funktionierende Eisenbahn ist für den Wiederaufbau des Landes unabdinglich.“
DB und UZ haben bereits vor dem russischen Angriffskrieg zusammengearbeitet, um die ukrainische Eisenbahn zu modernisieren und reformieren. Die neue Partnerschaft zielt auf Verbesserungen im Schienengüterverkehr – und hier insbesondere bei Agrartransporten. So werden Experten der DB Cargo dabei helfen, Güter-Korridore und Terminals für den Umschlag zwischen Breitspur und Normalspur neu zu entwickeln oder bestehende zu ertüchtigen.
Olexander Kamyshin, CEO der Ukrzalisnyzja: „Die Neuausrichtung des europäischen Eisenbahnsystems auf die neuen Möglichkeiten ist die Priorität auf dem Weg, die Abhängigkeit vom schädlichen Einfluss Russlands zu vermeiden. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit der DB und der Ukrzaliznyzja große gegenseitige Vorteile bringen kann, um den Güterverkehr und die Getreideexporte nach Europa zu steigern. Hier hat die DB eine unbestreitbare Expertise.“
Dabei ist es bereits möglich, im westlichen Schienennetz der Ukraine einige größere Güterverkehrsknoten mit Waggons auf europäischer Normalspur anzusteuern. Das beschleunigt die Transporte erheblich. Um Getreideexporte in die Europäische Union zu verstärken, wird der Einsatz ukrainischer Getreidewagen geprüft.
Die entsprechenden Trichterwagen können wesentlich höhere Mengen aufnehmen als Container. Vor allem die Landesgesellschaften der DB Cargo in Polen und Rumänien fahren hier bereits große Mengen Getreide über grenznahe Schienennetze und helfen so, den immer noch schwierigen Seeweg aus der Ukraine zu entlasten.
Die DB wird weiterhin beim Aufbau von Unternehmensstrukturen bei der UZ helfen, die unter anderem Voraussetzung für den Erhalt von Finanzhilfen für den Wiederaufbau sind. Vorgesehen ist zudem die Lieferung von Ersatzteilen. Auch bei Wagenmaterial wird eine Lieferung geprüft; allerdings ist hier eine aufwändige Umrüstung auf Breitspur erforderlich.