Das von Bayern, Tirol und Südtirol vorgeschlagene, verpflichtende digitale Slot-Buchungs-System stelle keine Lösung für den Lkw-Verkehr über den Brenner dar, sondern werde die Situation vielmehr verschärfen, warnt der Zentralverband Spedition & Logistik (ZV) in einer Aussendung. Folgen wären vermehrte Staus und das Risiko zusätzlicher, anstatt geringerer Emissionen.
ZV-Präsident Alexander Friesz: „Das im Detail noch nicht bekannte System würde nicht weniger Lkw-Verkehr über den Brenner bringen, sondern mehr Staus und damit auch potenziell höhere Emissionen. Niemand kann nämlich immer genau sagen, wann ein Lkw an der Grenze ankommen wird. Was passiert, wenn ein Lkw zu früh oder zu spät eintrifft?“
Der Vorschlag einer Verlagerung auf die Schiene ist in seinen Augen scheinheilig, „da alle Beteiligten wissen, dass es dort derzeit viel zu wenig Kapazitäten gibt“. Auch nach Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels würden bis auf weiteres die Zulaufstrecken in Deutschland und Italien fehlen. Darüber hinaus fehlten in Italien und Deutschland adäquate Güterterminals zur Verlagerung auf die Schiene.
Österreich und speziell Bundesministerin Leonore Gewessler müssten die Warnung von EU-Verkehrskommissarin Adina Valean vor einer Einschränkung des freien Warenverkehrs ernst nehmen. Eine derartige, unüberlegte Behinderung sei nicht hinnehmbar, warnt Alexander Friesz.
Auch im EU-Parlament mehren sich bereits Stimmen, die vor einem möglichen EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich warnen. Ein solch massiver Schaden für den Standort und massive Kosten für den Steuerzahler müsse vermieden werden, appelliert die verkehrsmittelneutrale Vertretung der österreichischen Logistik-Branche.
Zur Verbesserung der Verkehrslage schlägt der ZV eine Aufweichung des Lkw-Nachtfahrverbotes vor. Damit könnte man den Verkehr besser verteilen, Verkehrsspitzen abflachen und damit Staus vermeiden.