Royal Opera House, St. James’s Market, Oxford University und vieles mehr

Britische Architekten und Projektentwickler schätzen die Lösungen der GIG Fassaden GmbH bei der Realisierung von visionären Ansichten – insbesondere in der City of London und in Dublin. Die 200 Mitarbeitenden des österreichischen Unternehmens erwirtschaften 40 Mio. Euro Jahresumsatz, davon mindestens 60 Prozent im UK.

Royal Opera House, St. James’s Market, Oxford University und vieles mehr Bild: Die GIG Fassaden GmbH war und ist bei vielen spektakulären Architekturprojekten in England mit von der Partie.

ATTNANG-PUCHHEIM. An ein Projekt im Vereinigten Königreich erinnert sich DI (FH) Franz J. Ecker noch ganz genau. Beim Auftrag „British Museum London“ war sein Arbeitgeber in puncto Logistik besonders gefordert. Aufgrund der selbst für britische Verhältnisse extrem eingeschränkten Platzverhältnisse auf der Baustelle musste jedes Element aus der Fertigung der GIG Fassaden GmbH auf die Minute genau angeliefert werden. „Es bestand da nicht die geringste Chance für Zwischenlagerungen, weshalb jede Einzelkomponente sofort verarbeitet wurde. Das war schon eine sehr fordernde Sache“, rekapituliert der Vertriebsleiter des in Attnang-Puchheim (OÖ) ansässigen Unternehmens.

Die Konstruktion, Herstellung und Vermarktung von Premium-Fassaden für visionäre Architekten und Projektentwickler ist eine Disziplin, auf die sich nur wenige hochspezialisierte Anbieter verstehen. Ihnen gegenüber stehen extrem anspruchsvolle Kundenkreise, bei denen in der Ausführung alles auf Punkt und Beistrich passen muss. Doch wer das versteht, entsprechend handelt und so eine Vertrauensbasis herstellt, der besitzt bei Auftraggebern wie Balfour Beatty, CA Immo, Canary Wharf Contractors, Foster + Partners, Landleave, Stanhope, The Crown Estate, Zara Hadid Architects oder der Züblin AG gute Chancen auf langfristige Geschäftsbeziehungen.

GIG Fassaden nimmt in diesem Marktsegment eine Sonderstellung ein. Das Unternehmen der GIG-Holding, die gemeinsam mit den Firmen Internorm, HSF, Kastrup, Schlotterer, Skaala und Topic zur IFN-Holding mit insgesamt 3.200 Mitarbeitenden und 502 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2017 gehört, bezeichnet sich selbst als Lieferant von einzigartigen Premiumfassaden für die weltweite Spitzenarchitektur. Unter den rund 200 Beschäftigten befinden sich 70 Ingenieure, Designgruppenleiter und Designer, 20 Angestellte sowie 95 Personen in der Produktion. Letztere verarbeiten jährlich rund 220 Tonnen Aluminium, 450 Tonnen Bleche, 150 Tonnen Stahl und 1.800 Tonnen Glas zu maßgeschneiderten Fassadenelementen und -konstruktionen.

„Wir betreiben am Firmensitz in Attnang-Puchheim einen sehr großen Prüfstand für unsere Sonderfassaden“, erläutert Franz Ecker im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Das schätzen insbesondere die englischen Kundenkreise, mit denen teilweise bis zu 30-jährige Geschäftsbeziehungen bestehen. In dieser Zeit hat sich eine besonders enge Zusammenarbeit mit den Architekten, Projektentwicklern und Generalunternehmern in der City of London entwickelt. Zwar gelten hier besonders strenge Maßstäbe für Lieferanten von Bau- und Konstruktionsteilen zur Realisierung von neuen Gebäuden. Nur Anbieter von innovativen und qualitativ einzigartigen Lösungen erhalten Aufträge. Außerdem müssen die Unternehmen in sämtlichen Belangen seriös und zuverlässig sein. Jedoch entstehen hier auch die mit Abstand meisten Neubauten mit spektakulären Außenfassaden in Europa.

GIG Fassaden ist ein stark exportorientiertes Unternehmen. Etwa 95 Prozent aller Projekte werden im Ausland realisiert. Allein das Jahresvolumen von England und Irland liegt je nach Größe der einzelnen Aufträge in der Bandbreite zwischen 60 und 80 Prozent. Auf der Referenzliste stehen das Headquarter des Ölkonzerns BP in London, das Television Center in London, die Oxford University sowie die in Dublin realisierten Objekte Enterprise House und St. Stephens Green. Aktuell ist das oberösterreichische Unternehmen in das Projekt Edwardian Hotel am Leicester Square in London eingebunden. Auch in Russland und in Deutschland passiert gerade einiges. Dazu kommen gelegentlich Spotgeschäfte wie zuletzt in Albanien, Kasachstan und in den USA.

Der bevorstehende Brexit begleitet die Verantwortlichen der GIG Fassaden GmbH seit einiger Zeit auf Schritt und Tritt. Man merke das in unterschiedlicher Art und Weise, sagt Franz Ecker. So sinkt auf den Baustellen, wo das österreichische Unternehmen die Montageleistungen seit einigen Jahren von lokalen Firmen zukauft, die Zahl der osteuropäischen Monteure. Diese Fachkräfte bevorzugen heute Arbeitsverhältnisse in anderen EU-Ländern. Gleichzeitig verlangen die irischen Kunden detaillierte Auskünfte über die Lieferstrategie von GIG Fassaden bei einem eventuellen „No Deal Brexit“. Dann werde man auf die direkten Fährverbindungen von Frankreich und Belgien nach Dublin ausweichen, lautet die Antwort. Vielleicht können die Irland-Lkw das Vereinigte Königreich zukünftig aber auch als Korridortransporte unter Zollverschluss transitieren.

Schon ohne den Brexit stellt die Gestellung der Verbundelemente von GIG Fassaden an den Zielorten in der City of London ein anspruchsvolles Unterfangen dar. Einerseits gelten hier klare Zeitvorgaben, deren Nichteinhaltung den gesamten weiteren Betriebsablauf beeinträchtigt und daher besser zu vermeiden ist. Laut Franz Ecker sind die Baustellen sehr durchorganisiert und erhalten die Lieferanten einstündige „time slots“ zugewiesen. Erschwerend hinzu kommen Zufahrtsbeschränkungen für die Frachtführer und Spediteure. Nur Logistikdienstleister im Besitz der Spezialgenehmigung FORS sind dazu berechtigt. Dem Vernehmen nach gibt es nur wenige Anbieter mit der entsprechenden Zulassung. Dazu gehören die österreichischen Unternehmen A. Ebner Internationale Transporte und Trawöger Transport, deren Dienste GIG Fassaden in der Mehrzahl der Fälle in Anspruch nimmt, wobei man grundsätzlich ein breiteres Angebotsspektrum begrüßen würde.

Franz Ecker bezeichnet die Auftragslage in England und Irland trotz der allgemein spürbaren Brexit-Verunsicherung in der Wirtschaft als gut. GIG Fassaden arbeitet derzeit an mehreren Projekten. Nach seiner Einschätzung der Sachlage bleibt der Bedarf zur Bedienung der Baustellen „just in time“ weiterhin gegeben. Für den Fall, dass hier durch eine eventuelle zukünftige Zollbarriere ein extremer Lieferdruck auftreten sollte, schwebt ihm die Einrichtung eines vorgeschobenen Lagerstandortes im Großraum London vor Augen. Der Umgang mit der Zollthematik ist dem Unternehmen aufgrund der früheren Projekte in Russland, Kasachstan, Albanien und in den USA geläufig „und sollte uns abgesehen von den längeren Transportabwicklungen wegen der Wartezeiten in den französischen und englischen Häfen vor keine größeren Probleme stellen“, wie Franz Ecker einräumt.

Grundsätzlich hat man bei GIG Fassaden die Hoffnung, dass die normalerweise sehr klaren Arbeits- und Handlungsanweisungen in England im Fall des Falles auch beim Themenkomplex Brexit Schule machen. Franz Ecker erklärt das am Beispiel der Vorschriften betreffend die Gesundheit und Sicherheit auf den Baustellen, deren genaue Einhaltung eingefordert und gegebenenfalls auch exekutiert wird. Ähnliches gilt für die Handhabung der statischen und bauphysikalischen Vorschriften. In dieser Hinsicht seien die englischen Architekten und Generalunternehmer sehr akribisch und pingelig, weiß man bei GIG Fassaden. Allerdings bilden das bei diesen Kundenkreisen stark ausgeprägte Stilbewusstsein und der Mut zu visionären Ansichten auch die Grundlage für die Absatzerfolge in Großbritannien, die noch dazu von einer tadellosen Zahlungsmoral begleitet werden!

JOACHIM HORVATH

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