POLEN. Die Röhlig Group ist global aktiv in den Bereichen Straßen-, See-, Luft- und intermodale Schienentransporte (entlang der Seidenstraße und bis nach Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan und in die Mongolei) und erbringt konventionelle Transporte sowie Zolldienstleistungen. Kernprodukte in Polen und Europa sind der Straßentransport und die Kontraktlogistik. In der Niederlassung in Stettin wird Luft- und Seefracht abgewickelt. Über das nationale Verteilnetz mit 250 Nachtverbindungen und 17 Terminals erfolgt die Zustellung der Güter in ganz Polen innerhalb von 24 Stunden. Zu den beförderten Gütern zählen Baumaterialien, Nahrungsmittel, Möbel, Autoteile, Maschinen, Bekleidung und Textilien.
Das seit 2006/07 zu 100 Prozent polnische Unternehmen beschäftigt rund 1.400 Mitarbeitende (darunter 60 Zollexperten) in 24 Niederlassungen in Polen und Europa. ,,Wir erweitern unsere Organisation mit Sitz in Stettin weil diese Region großes Potenzial für uns birgt. Die Woiwodschaft Westpommern ist einer der Hauptpartner deutscher sowie skandinavischer Unternehmen, die entweder Anlagen in Polen betreiben, oder hier ihre Waren vertreiben“, so der Leiter der Röhlig Suus Niederlassung in Stettin Marcin Grzelak. Der Standort liegt einerseits unweit der deutschen Grenze (die A6 ist die Verlängerung der deutschen A11 die Stettin mit Berlin in rund zwei Stunden Fahrzeit verbindet), und andererseits an einem Knotenpunkt von Transportrouten von Fernost Richtung West- und Nordeuropa.
Weitere Standorte der Röhlig Suus-Gruppe befinden sich in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Russland (St. Petersburg), ergänzt um See- und Luftfrachtbüros, sowie ein weltweites Partner-Netzwerk. Das internationale Sammelgutnetz umfasst über 200 wöchentliche Verbindungen. 2018 wurden in Europa 221.612 Komplettladungen befördert. Darüber hinaus beschäftigt sich eine eigene Abteilung mit komplexen IT-Lösungen für Kunden.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Kontraktlogistik; daneben wird derzeit vor allem auch in die beiden Bereiche Automatisierung und Innovation investiert. Die Kontraktlogistik verzeichnete 2019 am polnischen Markt ein Wachstum von 6 Prozent, und im Jahr davor sogar plus 31 Prozent. Dementsprechend wurde die Lagerkapazität auf aktuell insgesamt 200.000 m² ausgebaut; 7.000 m² davon befinden sich am Standort Stettin.
Hochbetrieb herrscht hier an den 20 Ladetoren vor allem in der Früh und am Abend, und so eignet sich die Mittagszeit perfekt um eine Delegation internationaler Journalisten gefahrlos durch die engen Gänge zwischen den Hochregallagern zu führen. Gerade wird hier eine Paletten-Ladung Kaffee aus Kolumbien kurz zwischengelagert und für die Abholung am selben Abend kommissioniert.
Kleine, aber auch schwere oder hohe Güter werden für unterschiedliche Kunden aus Deutschland, der Slowakei, China, Indien, Bangladesch oder Polen abgewickelt. Die Transporte erfolgen auf der Straße, im Seecontainer (vor allem aus China), multimodal auf der Schiene oder als Luftfracht.
In puncto Automatisierung ist derzeit das sogenannte VNA-System für Gabelstapler im Einsatz. Damit spare man nicht nur bis zu 40 Prozent Platz im Lager sondern auch Zeit, wie Niederlassungsleiter Marcin Grzelak unterstreicht. Beliebt bei den Mitarbeitern sind außerdem die ,,Spiderman-Handschuhe“: die intelligenten Handschuhe mit integriertem Scanner sparen pro Jahr und Stück rund 600 Arbeitsstunden.
Etwas weniger beliebt bei den Mitarbeitern ist die intelligente Keycard, deren Einsatz derzeit in Schlesien getestet wird. Anhand von Bewegungsmustern werden Personen erkannt; die Karte kann daher nicht weiter gegeben werden. Die Karte speichert aber nicht nur die Arbeitszeit automatisch, sondern dient auch der Aufgabenverteilung und erfüllt Sicherheitsfunktionen im Fall eines Unfalls oder Alarms. Die geplante Einführung soll in rund 1,5 Jahren erfolgen. Die Karten werden von einer italienischen Firma angemietet. Die Kosten belaufen sich auf 80 PLN pro Karte/Monat.
2018 wurde ein Umsatz von 910 Mio. PLN (über 213 Mio. Euro) erwirtschaftet. Damit zählt das Unternehmen zu den top fünf TSL-Firmen (Transport, Shipping, Logistics) in Polen. Die TSL-Industrie ist gleich hinter der Bauindustrie der am schnellsten wachsende Wirtschaftszweig im Land und steht für 6 Prozent des BIP gut; Tendenz steigend.
Beim Ausbau der Geschäftsaktivitäten setze man auf rein natürliches Wachstum. Generell werden die Standorte wie im Panattoni Park langfristig angemietet, mit der Ausnahme des Standortes in Posen. Laut einem Bericht von Cushman & Wakefield hat Röhlig Suus Logistics in Polen einen Marktanteil von 14 Prozent. Neu sind die Niederlassungen in Budapest, in Prag und am Flughafen Ostrava.
BARBARA SCHUSTER