FELDKIRCH. Vorarlberg steht regelmäßig auf dem Reiseplan von Mag, Christopher Müller, dem Geschäftsführer der Rail Cargo Operator-Austria GmbH. Bei dem Unternehmen handelt es um eine von zwei Absatzgesellschaften der Rail Cargo Group. Auf das Konto des Operators für hochfrequente Langstreckenverkehre für Container, Wechselbrücken und kranbare Trailer auf der Schiene gehen täglich 65 Züge mit durchschnittlich 2.800 TEU und 440 Einheiten auf der Rollenden Landstraße. Die 430 Mitarbeitenden an Standorten in vier Ländern – darunter befinden sich eigene Containerterminals in Ungarn, Tschechien und in der Slowakei – bewegen über eine Million TEU im Jahr. Daraus resultierte in 2018 ein Umsatz in der Höhe von rund 300 Mio. Euro.
Im laufenden Geschäftsjahr verzeichnet Rail Cargo Operator eine gute Auftragslage. ,,Von Jänner bis Juni ist das Transportaufkommen im Unbegleiteten Kombinierten Verkehr im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gestiegen“, zitiert Geschäftsführer Christopher Müller aus seinen Aufzeichnungen. Nur bei der Rollenden Landstraße sei das Aufkommen rückläufig gewesen, aber das werde sich schon bald ändern. Ab Jahresanfang 2020 will die Tiroler Landesregierung noch mehr Transitverkehre von der Straße auf die Schiene verlagern und damit einen Beitrag zur Entlastung der lärm- und abgasgeplagten Bevölkerung leisten. Der Ausbau des Angebotes auf der Rollenden Landstraße von Wörgl zum Brennersee v.v. und die Aufstockung der RoLa von Wörgl nach Trento sind beschlossene Sache. Damit und mit weiteren Maßnahmen soll sich das Transportvolumen auf der Rollenden Landstraße bis Ende 2020 verdoppeln.
Aufgrund dieser Tatsache verbringt Christopher Müller momentan viel Zeit in Westösterreich. Während die Rollende Landstraße große Aufmerksamkeit verlangt, liegen im „Ländle“ die Containerverkehre in der Überzahl. Es gibt einen Hersteller von Getränken mit einem extremen Ausstoß und zahlreiche weitere Großverlader, die laut den Angaben von Terminal Service Austria im Vorjahr 64.505 TEU in Richtung der Nordhäfen abgefertigt haben. Hinzu kamen weitere knapp 10.000 TEU auf den Verbindungen nach Koper und Triest. Davon ging auf den Nordhafen-Verbindungen nach Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam der Löwenanteil von 52.494 TEU auf das Konto von Rail Cargo Operator, was Christopher Müller begrüßt.
Wenn den RCO-Manager an der starken Marktposition in Vorarlberg etwas irritiert, dann ist das die Unpaarigkeit der Verkehre. Nach wie vor verlassen deutlich mehr Vollcontainer das ,,Ländle“ als in der Gegenrichtung hereinkommen. Das ist insofern herausfordernd, weil die Bereitschaft der Reedereien zu Positionierungen – sei es aus den Seehäfen oder aus den von Importüberhängen gekennzeichneten Ländern im Wirtschaftsraum Zentral- und Osteuropa – sinkt. Deshalb arbeitet sein Team gemeinsam mit strategischen Partnern an neuen TransFER-Verbindungen, um durch die Verknüpfung von Märkten dem Problem der Unpaarigkeit entsprechend zu begegnen. So steht ein Dreiecksverkehr über die Schweiz in Planung.
Das passt gut in die Strategie von Rail Cargo Operator, gemeinsam mit strategischen Partnern das Angebot auf den hochfrequenten Verbindungen auszubauen. ,,Dabei spielen sowohl auf den maritimen Achsen als auch auf den kontinentalen Strecken kurze Transitzeiten eine wichtige Rolle“, betont Christopher Müller im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Diesbezüglich will er gemeinsam mit seinem Team die Bedienung der Strecken von Norditalien nach Österreich und Ungarn sowie die Verkehre ins Ruhrgebiet v.v. weiter ausbauen. Hier gibt es seines Erachtens nach viel Potenzial, dies auch weil die Kunden einerseits die Beschränkungen für den Lkw-Transitverkehr in Tirol satt haben und andererseits verstärkt zur Nutzung von umweltfreundlichen Transportlösungen tendieren, und da liegt die Bahn eindeutig vor der Straße.
Im maritimen Seehafenhinterlandverkehr schlägt für Christopher Müller das Pendel klar in die Richtung der Ports mit leistungsfähigen Anbindungen an den Verkehrsträger Schiene aus. Im Fall von Rail Cargo Operator sind das ganz klar Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam sowie Triest und Koper in der Adria.. Aber das hat weniger mit dem Marktauftritt des Unternehmens als vielmehr mit den Fahrplänen der Linienreedereien zu tun. Je größere Containerschiffe dabei zum Einsatz kommen, umso wichtiger ist für ihre Verantwortlichen die Qualität der Hinterlandverkehre auf der Schiene. Im Import müssen die Containersendungen so schnell wie möglich aus den Häfen hinaus, und bei den Exporten sollen die Durchlaufzeiten so kurz wie möglich ausfallen.
In dieser Hinsicht haben bei RCO derzeit Triest mit 4.000 Zügen pro Jahr und Hamburg mit wöchentlich 24 Rundläufen auf den Verbindungen von und nach Österreich, Tschechien sowie in die Slowakei die Nase vorne. ,,Triest hat in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht, aber Koper ist auch weiterhin ein relevanter Hafen für die österreichische Wirtschaft. Umso wichtiger ist ein rascher Ausbau der Schieneninfrastruktur im Hafenzulauf. Aber auch die Verkehre von Piräus spielen in der Wachstumsstrategie des Operators eine wichtige Rolle, momentan vor allem für den ungarischen Markt. Grundsätzlich benötigen alle Häfen starke und effiziente Hinterlandkonzepte auf der Schiene, so wie sie von Rail Cargo Operator seit vielen Jahren betrieben werden.
JOACHIM HORVATH