Nicht per Lkw, Jet oder Bahn, sondern per pedes und mit dem Rad machte sich Gebrüder Weiss-Mitarbeiter Wolfgang Fulterer am Montagmorgen auf den Weg, den Jakobsweg. Als Bote des Bischofs befördert er einen Brief. Als Botschafter der Schmetterlingskinder will er Spenden für die Selbsthilfeorganisation DEBRA sammeln.
Es war ein Werbespot der Selbsthilfeorganisation DEBRA, der Wolfgang Fulterer nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. „Ich habe das Bild vor mir gesehen, wie Stecknadeln aus einem Duschkopf kommen und in die nackte Haut eindringen“, erzählt er.
Schmerzen wie diese müssen sogenannte Schmetterlingskinder ertragen. Deren Haut ist ähnlich verletzlich wie die eines Schmetterlings. Für rund 500 Betroffene in Österreich setzten sich die Zuständigen der Selbsthilfeorganisation ein.
Und das will auch Wolfgang Fulterer, Disponent bei Gebrüder Weiss in Lauterach, tun. „Ultrasport ist mein größtes Hobby und so kam ich auf die Idee, den Jakobsweg zu gehen und um Spenden für den Verein zu bitten“, berichtet er. Bei den Verantwortlichen von DEBRA stieß die Idee auf Begeisterung. Ähnlich wie bei den meisten seiner Kollegen.
In der Vergangenheit hat der Lauteracher bereits einige sportliche Herausforderungen gemeistert – unter anderem hat er einen Ultramarathon über 160 Kilometer Länge in 22 Stunden und 28 Minuten bewältigt. „In meinem Alter bewegt man sich bei kürzeren Distanzen nicht mehr im Spitzenfeld“, sagt der 42-Jährige und lacht. Deshalb habe er sich für Langdistanzen entschieden. Diese seien eher gemütlich, aber konsequent zu absolvieren.
Allein wollte er jedoch nicht trainieren, deshalb schrieb er einige Vorarlberger Sportvereine an. Bei den meisten lag der Trainings-Fokus eher auf kürzeren Distanzen. Mit Florian Küng, der als Cheftrainer beim Bregenzer Triathlonverein Trigantium tätig ist, fand er schließlich den perfekten Ansprechpartner. „Er hat mich unter seine Fittiche genommen und erstellt alle Trainingspläne für meine Projekte – so auch den für den Jakobsweg.“
Seit einigen Monaten bereitet sich Fulterer nun auf die Distanz vor. 2.063 Kilometer und 26.860 Höhenmeter liegen in den kommenden zwei Wochen vor dem Ultrasportler. Im Schnitt muss Wolfgang Fulterer täglich rund 150 Kilometer zu Fuß oder mit dem Fahrrad meistern.
Begleitet wird der dreifache Familienvater von Michael
Stadelmann. Der Arbeitskollege ist als Disponent bei Gebrüder Weiss Lauterach
für den Export und Import nach Frankreich zuständig. „Er wird mit dem
Versorgungsauto Nummer 1 immer in meiner Nähe sein, schauen, dass ich genügend
esse, Zollformalitäten erledigen und auch fotografieren.“ Bis zu sechs Betreuer
werden den Boten und Botschafter nach Santiago de Compostela begleiten.
Auch logistisch ist die Reise eine Herausforderung. „Plätze in den Herbergen
können nicht reserviert werden. Und ehrlich gesagt, hat es uns auch ein wenig
abgeschreckt, mit bis zu 80 Mann in einem Schlafsaal zu übernachten“, meint
Wolfgang Fulterer. Von den Pfadfindern haben sich die Beteiligten ein großes
Zelt ausgeliehen. Ein weiteres Zelt sowie Liegestühle wurden über das
Unternehmen Gebrüder Weiss zur Verfügung gestellt.
Für seinen Arbeitgeber schlüpft der Disponent im Rahmen der Reise zudem in eine
ganz neue Rolle. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis zu 500 Jahre zurück.
Damals gab es den Mailänder Boten, der Schreiben und Güter zwischen Lindau und
Mailand überbracht hat.
Und als ein solcher Bote ist Wolfgang Fulterer jetzt
unterwegs: In einem orangen Gebrüder Weiss-Rucksack transportiert er während
der kommenden zwei Wochen einen Brief vom Vorarlberger Bischof Benno Elbs.
Diesen wird er in der Hauptstadt Galiziens an der dortigen Pfarrer übergeben.
„Ich bin quasi der Santiago de Compostela-Bote“, meint Wolfgang Fulterer.
Und als solcher reist er auch mit kirchlichem Segen. Bischof Benno Elbs und der
Pfarrer der Heimatgemeinde waren beim Start am Montagmorgen zwar nicht zugegen.
Jedoch Militärkaplan Dietmar Goop, den Wolfgang Fulterer noch aus seinen Zeiten
beim Bundesheer kennt, erteilte dem Lauteracher seinen Segen für gutes
Gelingen.
Deutsche Post: Start der Paketzustellung per Kahn
Im Spreewalddorf Lehde werden Briefe und Pakete wieder über die Wasserwege ausgeliefert
Ab sofort stellt die Deutsche Post im Spreewalddorf Lehde Briefe und Pakete wieder über die Wasserwege zu. Für Postbotin Andrea Bunar beginnt damit ihre achte Saison als Kahn-Zustellerin.
Pro Woche liefert sie mehr als 600 Briefe, Einschreiben und Postkarten sowie rund 70 Pakete und Päckchen über die Fließe aus. Viele der 65 Haushalte Lehdes haben keine direkte Anbindung zur Straße.
Pakete können bis zu 31,5 Kilogramm wiegen. Egal, ob Rasenmäher, Flachbildschirm, Hollywoodschaukel oder Gartenhecke – Andrea Bunar liefert all dies auch über die Fließe zu ihren Kunden.
„Den Kahn bewege ich auf meiner rund acht Kilometer langen Tour mit reiner Muskelkraft“, sagt die Postzustellerin. Die klimaneutrale und leise Kahn-Zustellung ist im UNESCO Biosphärenreservat Spreewald ideal. Die Deutsche Post spart damit pro Saison rund 350 Kilogramm CO2-Emissionen ein.
Andrea Bunar bringt nicht nur die Post, sondern bietet auch den Service einer kleinen Filiale an: Die Kunden können ihr Sendungen mitgeben sowie Brief-, Päckchen- und Paketmarken bei ihr kaufen. Auf der Tour durch Lehde leert die Postbotin außerdem zwei Briefkästen an Ausflugslokalen.
Morgens startet die 48-jährige ihre Zustelltour in Lübbenau und beliefert ihre Kunden zuerst dort mit dem Auto. Gegen Mittag steigt sie in ihren gelben Kahn um. „Meine Kahntour ist sehr idyllisch. Gerade zum Saisonstart explodiert die Natur, es ist noch ruhig auf den Fließen und das Gezwitscher der Vögel begleitet mich“, berichtet Andrea Bunar.
Wenn es windig ist, muss sie besondere Herausforderungen meistern: „Der Aluminiumkahn ist sehr leicht, so dass er bei Windböen abdriftet. Dann brauche ich besonders viel Kraft, um ihn auf Kurs zu halten“, erklärt sie. Muskelkater in den Armen ist in den ersten Wochen nach dem Saisonstart inklusive.