Mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen, Medikamenten und Verpackungsmaterial: Durch die Corona-Pandemie oder den Krieg in der Ukraine hat es in der Vergangenheit immer wieder Probleme bei den Lieferketten und Produktionsnetzwerken gegeben. Genau mit dieser Problematik setzt sich das vor knapp einem Jahr gegründete Forschungsinstitut Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) auseinander.
„Durch die Forschungsergebnisse des ASCII sollen drohende Engpässe möglichst frühzeitig erkannt und die Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten erhöht werden“, erklärt Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Wie wichtig das ist, würden derzeit die Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer zeigen.
Denn damit seien Umleitungen von Schiffen auf Alternativrouten verbunden, was zu höheren Kosten und längeren Fahrzeiten führt. „Besonders für Oberösterreich als Wirtschafts- und Industriebundesland ist Logistik von zentraler Bedeutung, weshalb wir uns ganz bewusst als Bundesland an dem Institut beteiligt haben“, betont Markus Achleitner. Oberösterreich hat jetzt den ASCII-Vorsitz übernommen.
Im ersten Forschungsjahr hat sich das ASCII mit zentralen Themen wie dem Medikamentenmangel, der Transformation der Mobilität, der Halbleiter-Thematik und dem Lieferketten-Gesetz befasst. Letzteres müsse laut Markus Achleitner überarbeitet werden, weil die derzeitigen Vorgaben von den Firmen kaum umsetzbar seien.
Die Grundfrage des ASCII lautet: Wie lassen sich widerstandsfähigere Lieferketten gestalten? Die Antwort darauf will man durch die Schaffung datengestützter Analyseinstrumente finden. „Diese Daten sollen zur Bewertung und Ableitung von Handlungsempfehlungen verwendet werden“, erklärt ASCII-Präsident Franz Staberhofer. Insgesamt wird das Institut mit zehn Millionen Euro über fünf Jahre vom Wirtschaftsministerium und dem Land OÖ finanziert.
WIFO-Direktor und ASCII-Vizepräsident Prof. Gabriel Felbermayr verweist im Zusammenhang mit der EU-Richtlinie zur Lieferkettensorgfaltspflicht darauf, dass sich das ASCII wissenschaftlich fundiert für eine möglichst effiziente und effektive Lieferkettensorgfaltspflicht in Europa einsetzt: „Das letzte, was gerade auch Oberösterreichs international agierenden Unternehmen jetzt brauchen, ist eine überbordende Bürokratie aus Brüssel“, stellt Gabriel Felbermayr fest.
Das ASCII habe konkrete Änderungsvorschläge auf den Tisch gelegt. Einerseits sollten sich die Gesetzgeber auf das direkte Monitoring von Zulieferern anstelle bilateraler Lieferbeziehungen konzentrieren. Andererseits sollten Negativ- und Positivlisten eingeführt werden, um die Monitoringprozesse zu vereinfachen. „Das steigert die Effektivität und senkt die Kosten für EU-Importeure“, unterstreicht der WIFO-Direktor.