„Die EU braucht dringend eine Strategie zur ‚Neuen Seidenstraße‘. Nur so kann Europa im weltweit größten Wirtschaftsprojekt seine Position gegenüber China sichern, seine enormen Chancen nützen und substanziellen Risiken vorbeugen“, schreibt der Zentralverband Spedition & Logistik in einer am 27. August veröffentlichten Presseaussendung.
Parallel dazu müsse Österreich konkrete Projekte auf nationaler Ebene vorantreiben. Dazu zählten die Verlängerung der Breitspurbahn von der Slowakei nach Österreich, die Schaffung eines Logistikzentrums im Großraum Wien-Niederösterreich-Burgenland und die bessere Anbindung an wichtige Südhäfen, heißt es in dem Schreiben.
Wolfram Senger-Weiss, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik: „Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung bedeutende Handelsthemen wie die ‚Neue Seidenstraße‘ und die Verlängerung der Breitspurbahn nach Österreich in ihr Programm aufgenommen hat. Nun gilt es aber, den Ratsvorsitz der Europäischen Union zu nutzen, um das Thema für Europa und Österreich voranzutreiben.“
Dieses für die gesamte europäische Wirtschaft zentrale Handelsthema müsse auf die Agenda der österreichischen Ratspräsidentschaft gesetzt werden. „Europa muss die Chancen und Risiken dieser Initiative Chinas unvoreingenommen analysieren und umgehend eine klare, gemeinsame Strategie für das Projekt ‚Neue Seidenstraße‘ entwickeln“, so der Zentralverband Spedition & Logistik.
Die offiziell als „One Belt, One Road“ (OBOR) bezeichnete Initiative und die damit verbundenen Handelsbeziehungen zu China betreffen nicht nur Österreich, sondern die gesamte EU. „Leider zeigt Europa hier aber noch ein sehr uneinheitliches Bild und schwächt so seine Position als Wirtschaftsmacht“, bedauert Wolfram Senger-Weiss. Europa sollte die Entwicklung der neuen Märkte entlang der Seidenstraße als Chance und nicht als Bedrohung für seine Unternehmen und Wirtschaftskraft sehen.
Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich bei der Seidenstraßen-/OBOR-Initiative um kein fertiges Gesamtkonzept, sondern um eine Initiative, die von China ausgeht und in die sich, wer möchte, einbringen kann. Sich vor China zu fürchten und dieses historisch größte Handelsprojekt der Geschichte zu boykottieren würde Europa nicht schützen, sondern beschädigen, so Wolfram Senger-Weiss. „Derzeit stehen auf chinesischer Seite geplante Investitionen in Höhe von 1,3 USD und auf europäischer Seite einander zuwiderlaufende Partikular-Interessen. Das muss sich ändern.“
Ziel einer gemeinsamen Strategie müsse sein, dass beide Seiten vom Projekt profitieren. Eine jüngst veröffentlichte, umfassende Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche habe erneut die großen Potenziale auch für Österreich aufgezeigt. Wolfram Senger-Weis: „Mit dem nötigen Weitblick und den richtigen Entscheidungen könnte Österreich ein Tor für Europa nach Asien schaffen“.