„Mittlerer Korridor“ ist ein Stiefkind der Europäischen Union

Das hemmt die Entwicklung der Containertransporte auf der Schiene von China nach Europa.

„Mittlerer Korridor“ ist ein Stiefkind der Europäischen Union Bild: KTZ

In den aktuell turbulenten geopolitischen Zeiten ist abzusehen, dass China den Handel mit den EU-Staaten im Rahmen der Neuen Seidenstraßeninitiative (Belt and Road Initiative, kurz BRI) intensivieren wird. Diese wurde 2013 von Staatspräsident Xi Jinping ins Leben gerufen und gilt als das wichtigste außenpolitische und außenwirtschaftliche Projekt der zweitgrößten Volkswirtschaft auf dem Weg zur Weltspitze.

Damit haben die Verkehrsverbindungen zwischen China und der EU einen massiven Ausbau erfahren. Das insbesondere auf der Schiene („Iron Silk Road“), welche durch die Russische Invasion in der Ukraine jäh unterbrochen wurde. Seither stellt sich die Frage, welche Auswirkungen auf die einzelnen Verkehrsträger zu erwarten sind.

Darüber diskutierten Experten am 29. April beim GSV-Forum mit dem Titel „Jetzt erst recht? Die Neue Seidenstraße im Höhenflug?“ in der Wirtschaftskammer Österreich. Ihr Fazit lautet: Aktuell ist der Außenhandel für China von großer Bedeutung – und bei Verkehrsprojekten wird nicht gespart.

Die ÖBB Rail Cargo Group war frühzeitig auf der “Iron Silk Road“ – zunächst mit Fokus auf der Nordroute. „Seit 2022 nutzen wir den Südkorridor als Umfahrung von Russland. Das ist eine enorme Herausforderung“, berichtete Christoph Grasl, CCO bei der ÖBB Rail Cargo Group (RCG). Der Manager betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit chinesischen Plattformen, ohne die auf der „Iron Silk Road“ nichts funktioniere.

Ein Kernprojekt ist die Transkaspische Internationale Transportroute (Mittlerer Korridor), auf der etliches noch nicht funktioniert. So war der Hafen Aktau in diesem Winter phasenweise ein großer Containerparkplatz. Dazu kommen Zollbarrieren und Schlechtwetterphasen im Kaspischen Meer. Vor diesem Hintergrund erwartet China im Jahr 2025 ein Bahnaufkommen von rund 80.000 TEU.

Der Ausbau des Mittelkorridors durch Kasachstan sei dringend notwendig. „Wir haben letztes Jahr 1,5 Mio. TEU im Transit transportiert. Davon entfielen 50.000 TEU auf den Mittelkorridor“, berichtete Alexander Schierhuber, Member of the Board of Directors, JSC „NC „Kazakhstan Temir Zholy“ (KTZ). Was er vermisst, ist das aktive politische Engagement von Österreich und der Europäischen Union bei Maßnahmen zur Ertüchtigung des „Mittleren Korridors“.

China und Österreich haben rund 20 Mrd. EUR Handelsvolumen. Die beiden Länder verbindet eine freundschaftliche strategische Partnerschaft. Heimische Unternehmen profitieren davon, wenn die Infrastruktur ausgebaut wird. Chinesische Unternehmen siedeln sich bevorzugt in Ungarn und Serbien an, woraus sich weitere Chancen für österreichische Unternehmen ergeben.

www.gsv.co.at

www.railcargo.com

www.railways.kz

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