METRANS bringt noch mehr Schwung auf die „Silk Road“

Als erster Anbieter am Markt hat die METRANS am 10. März einen offenen Rundlaufzug für Container zwischen Malszewicze und Ceska Trebova gestartet. Damit will der Bahnoperateur die auf der „Neuen Seidenstraße“ tätigen Spediteure und Reedereien mit Bedarf an sehr schnellen Transporten nach Zentraleuropa ansprechen.

METRANS bringt noch mehr Schwung auf die „Silk Road“

WIEN. In den zahlreichen Diskussionen über die steigenden Mengen im Containerverkehr auf der Schiene von China nach Europa gerät ein Sachverhalt oft in Vergessenheit. Spätestens an der weißrussisch-polnischen Grenze in Brest / Malaszewicze kommen die bis dahin zügig abgewickelten Bahntransporte ins Stocken. Hervorgerufen durch das stetig wachsende Aufkommen und den Bedarf an Ausbaumaßnahmen im Bereich der Schieneninfrastruktur hat sich hier ein Nadelöhr entwickelt, das die Weiterleitung der Sendungen um bis zu eine Woche verzögern kann. Das war und ist so ziemlich der schlimmste Fall, den man sich für ein in erster Linie auf den Zeitfaktor gestütztes Produkt vorstellen kann.

Es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass die auf der Schiene über den „Transsibirischen Korridor“ abgewickelten Transportmengen trotzdem weiterhin Zuwächse verzeichnen und vorerst kein Ende dieser Entwicklung in Sicht ist. Vielmehr entstehen in China laufend neue Plattformmodelle für Containerzüge nach Europa. Schon so ziemlich jede relevante Wirtschaftsregion im Reich der Mitte – und derer gibt es viele – vermarktet eigene Zugprodukte für Geschäftspartner aus dem Kreis der internationalen Speditionen, globalen Containerreedereien und Großverlader. Die Abwicklung dieser Verkehre erfolgt über verschiedene Routen, von denen etwa 90 Prozent einen Punkt in Europa ansteuern, nämlich Brest / Malaszewicze.

An der Bahngrenzstelle zwischen Weißrussland und Polen werden die mit Waren aus China beladenen Container von Breitspur- auf Normalspurwagen umgeladen, und das dauert seine Zeit. Allein der Bahnoperateur METRANS übernimmt in Malaszewicze schon mehr als 30 Blockzüge im Monat zur Traktion nach Hamburg und Duisburg. Über das zuletzt genannte „Gateway“ läuft der Großteil der für die Empfänger in den Ländern Tschechien, Slowakei, Österreich und Ungarn bestimmten Sendungen. Es gäbe wahrhaftig kürzere Leitungswege, doch die haben sich für die Beteiligten in der Logistikkette bisher nicht gelohnt. Entweder fehlten die Mengen oder es gab ungeklärte Fragen betreffend die Vorgehensweise mit den Leercontainern.

Jetzt erst wagt der erste Anbieter den Sprung ins kalte Wasser. Die METRANS hat am 10. März einen Direktverkehr von Malaszewicze nach Ceska Trebova in Tschechien eröffnet. Der neue Rundlauf-Service startet mit wöchentlich zwei Frequenzen und steht allen Spediteuren und Reedereien als neutrale Plattform zur Nutzung offen. Er bietet über die Drehscheibe in Ceska Trebova hinausgehend Anschlussverbindungen im weitverzweigten Netzwerk des Bahnoperateurs. Das bringe bei Transporten nach Zentraleuropa Laufzeitvorteile von durchschnittlich zwei Tagen im Vergleich zu den bisher genutzten Routen, schätzt Peter Kiss, Vorstandsvorsitzender der METRANS Gruppe. „Außerdem können die Kunden die Leercontainer an jedem unserer momentan 14 Bahnterminals zurückgeben“, ergänzt er.

Für die potenziellen europäischen Kundenkreise des neuen Zugproduktes heißt das, dass die Reise ihrer Container auf den Zügen der chinesischen Plattform-Betreiber in Brest / Malszewicze endet und sie dort in das unter der Verantwortung von Martin Koubek stehende Silk Road-Produkt der METRANS einfließen. Damit das einen Sinn ergibt, erfolgt der Boxenumschlag an einem Standort, an dem laut den offiziellen Beteuerungen keine Verzögerungen auftreten werden. Die Rede ist vom Agrostop-Terminal in Terespol, dessen Betreiber sich zu einer schnellen Be- und Entladung der Containerzüge verpflichtet haben. Das passt gut in die METRANS-Strategie, deren eigene Lokomotiven, Containertragwagen, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Bahnterminals von einem regen Verkehrsfluss bei gleichzeitig hohen Auslastungswerten profitieren.

„Es liegt in unserem eigenen Interesse, dass die Abwicklung der Containerströme am Agrostop-Terminal rasch über die Bühne geht“, bekräftigt Robert Groiss in der Funktion als Business Development Manager der METRANS im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Im Wettbewerb mit den internationalen Containertrucking-Unternehmen sieht er das neue Produkt seines Arbeitgebers wegen dessen Umweltfreundlichkeit im Vorteil. Damit könnten die Kunden der Speditionen und Reedereien ihren ökologischen Fußabdruck verbessern, argumentiert man bei der METRANS. Dieser Faktor gewinnt insbesondere für die Einkaufsstäbe der multinationalen Konzerne zusehends an Relevanz.

METRANS zählt zu den führenden Anbietern von Containertransporten im Seehafenhinterlandverkehr auf der Schiene mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Das Unternehmen der Hamburger Hafen und Logistik AG betreibt hochfrequente Bahnverbindungen mit den Seehäfen an der Nordsee (Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam) und der Adria (Koper, Triest). Das hohe Maß der Eigenproduktion ist für Peter Kiss Garant für flexible, zuverlässige und pünktliche Zugprodukte, die wiederum in einen Full Service bis hin zu Verzollungen und Truckingdiensten eingebettet sind. Das im Jahr 2012 gestartete Österreich-Programm umfasst aktuell rund 15 Rundlaufverkehre pro Woche nach Salzburg, Linz und Krems an der Donau. Lubos Kuchar trägt die Verantwortung für die Salzburg-Züge, sein Kollege Richard Lepi managt die Verkehre von / nach Linz und Krems an der Donau.

Das Terminal-Netzwerk der METRANS erhält per 1. April 2019 Zuwachs in Form eines 15. Standortes. Beim TIP Terminal in Zilina in der Slowakei handelt es sich um einen von der Europäischen Union geförderten Neubau mit zwei Gleisanlagen und zwei Portalkränen, über den in Zukunft die Containerströme der slowakischen Industrie laufen könnten. Zwar gibt es in Zilina bereits eine vergleichbare Anlage, jedoch herrscht bei den METRANS-Verantwortlichen Zuversicht im Hinblick auf den zukünftigen Auslastungsgrad der neuen „Station“. In der Startphase wird der Terminal in Zilina durch die METRANS über tägliche Antennen-Rundlaufverkehre mit Dunajska Streda in das Gesamtsystem des Bahnoperateurs integriert.

JOACHIM HORVATH

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