Innovative Firmen sind in Krisenzeiten widerstandsfähiger

Neue Geschäftsmodelle entstehen häufig in besonders herausfordernden Situationen, befindet das AIT Austrian Institute of Technology

Innovative Firmen sind in Krisenzeiten widerstandsfähiger Bild: •Klimawandel und Urbanisierung erfordern neue Planungs- und Umsetzungskonzepte *City Inelligence Lab ein internationales KI-gestützes Vorzeigelabor •Digitale Technologien und künstliche Intelligenz rücken die Bedürfnisse der Bewohner*innen ins Zentrum der Stadtplanung

Wie lange die Corona-Krise noch dauern wird, weiß derzeit niemand. Dennoch ist schon klar, dass die Wirtschaft schwer unter den Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-19-Virus leiden wird. ÖkonomInnen sind sich einig, dass Betriebsschließungen, Nachfragerückgang und die Unterbrechungen der Lieferketten zu einer tiefen Rezession führen werden. Für Österreich sprach die Nationalbank bereits von einem Schrumpfen der heurigen Wirtschaftsleistung (BIP) um 3,2 Prozent, in Deutschland erwartete der Sachverständigenrat ein Minus von zumindest 2,8 Prozent.
ForscherInnen des AIT Austrian Institute of Technology und des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung machen nun darauf aufmerksam, dass die Folgen weit über den unmittelbaren Schaden hinausgehen könnten: In Zeiten der Krise investieren viele Unternehmen weniger in Forschung & Entwicklung (F&E) und verschieben Innovationsaktivitäten, erklären Bernhard Dachs (AIT) und Bettina Peters (ZEW). Dieses Verhalten zeigte sich zuletzt klar in der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/09, als zum Beispiel die Fahrzeug-, Elektronik- oder Pharmabranche ihre F&E-Ausgaben um mehr als zehn Prozent zurückfuhren.
Für dieses prozyklische Verhalten machen die AIT-Experten vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen gab es Schwierigkeiten, weitere Forschungsaktivitäten zu finanzieren, zum anderen verringert die gestiegene wirtschaftliche und politische Unsicherheit die Bereitschaft der Unternehmen, in F&E zu investieren.
„Unternehmen verschieben während der Rezession ihre Innovationsaktivitäten, weil die Nachfragebedingungen zu ungünstig sind und die Erträge der Innovationen in Phasen stärkeren Wachstums höher erscheinen“, so die ForscherInnen. Die Auswirkungen auf die Innovationsaktivitäten würden wesentlich davon abhängen, wie lange die Krise dauert, wann sich die Unsicherheit der Unternehmen abschwächt und sich die Wachstumserwartungen wieder verbessern.
In vergangenen Rezessionen habe sich allerdings auch gezeigt, dass manche Unternehmen gerade in Zeiten der Krise in Innovationen investiert haben: In Deutschland war das 2008/09 ungefähr jedes dritte Unternehmen. Nach Zahlen des Trend 500 haben 20 der 50 österreichischen Unternehmen mit den höchsten F&E-Ausgaben ihre F&E-Ausgaben in der Krise zwischen 2007 und 2009 erhöht. Diese innovativen Unternehmen erwiesen sich laut Studien in der Krise als widerstandsfähiger und haben deutlich weniger Beschäftigte verloren als Firmen ohne Innovationen. „Nur wenn Unternehmen neue Produkte am Markt einführen, können sie Verluste aus den Nachfrageeinbrüchen bei alten Produkten während einer Krise kompensieren“, betonen Bernhard Dachs und Bettina Peters.
Das Ziel der Forschungs- und Innovationspolitik in der Krise müsse es daher sein, zu verhindern, dass Unternehmen ihre Innovationsaktivitäten einstellen. Die InnovationsforscherInnen empfehlen direkte und indirekte Finanzierungsinstrumente: Diese könnten helfen, Liquiditätsengpässe für Innovationsprojekte zu überwinden – was insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen wichtig ist – und die Zukunftserwartungen zu stabilisieren.
Bernhard Dachs und Bettina Peters sind überzeugt, dass es auch in der aktuellen Corona-Krise Unternehmen gibt, die trotz der Krise Innovationen entwickeln, vielfach aus wirtschaftlicher Not heraus. „Innovation heißt, Probleme zu lösen, und tatsächlich sind viele Unternehmen durch die Krise gezwungen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ Als Beispiel führen sie digitale Onlineaktivitäten und Zustelldienste im Handel und in der Gastronomie an. „Die Reaktionen auf Covid-19 werden auch in anderen, unerwarteten Bereichen Innovationen hervorbringen.“
www.ait.ac.at

Liquiditätsengpass bei den KMU-Händlern spitzt sich zu

Ein Viertel der Unternehmen könnte bereits im April von Zahlungsunfähigkeit betroffen sein; Onlinehandel kompensiert nur Bruchteile

Handelsverband

Seit mehr als einem Monat befindet sich Österreich im Corona-Krisenmodus, der Internationale Währungsfonds hat für 2020 eine heftige globale Rezession prognostiziert. Wie es den heimischen klein- und mittelgroßen Unternehmen im Handel derzeit geht, mit welchen Herausforderungen sie besonders zu kämpfen haben und welche Maßnahmen ihnen am meisten helfen würden, hat der Handelsverband in einer Blitzumfrage analysiert.

In der Befragung geben drei Viertel der KMU-Unternehmen an, dass sich die Corona-Krise und der vorübergehende Shutdown negativ auf ihren Umsatz im stationären Handel ausgewirkt haben. Fast ein Drittel der Händler hat auch im Onlinehandel mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Im April erwarten – trotz der schrittweisen Öffnung im Handel seit 14. April – 80 Prozent der Händler eine negative Umsatzentwicklung. Fast 60 Prozent rechnen dabei mit einem starken Geschäftsrückgang von mehr als -50 Prozent.
Im Zuge der Corona-Pandemie haben 14 Prozent der heimischen KMU-Händler einen Webshop erstellt, weitere 24 Prozent haben ihren bestehenden Onlineshop ausgebaut. „Einen Teil der Umsatzverluste kann man damit schon auffangen, allerdings reden wir hier von maximal 50 Mio. Euro (bei einem wöchentlichen Umsatzverlust von bis zu einer Milliarde Euro im österreichischen Handel während des Shutdowns)“, so der Handelsverband.
42 Prozent der kleineren Händler mussten daher Teile der Belegschaft in Kurzarbeit schicken, 17 Prozent bereits Mitarbeiter entlassen. Neueinstellungen gab es im März lediglich in 4 Prozent der Betriebe. Es ist daher nicht überraschend, dass bereits mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen um finanzielle Hilfen aus dem Corona-Rettungsschirm angesucht haben beziehungsweise planen, dies noch zu tun.
Die angespannte Lage aufgrund von Covid-19 hat naturgemäß auch heftige Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität der heimischen Betriebe. „Ein Viertel unserer KMU-Händler sagt, dass sie innerhalb eines Monats von Zahlungsunfähigkeit betroffen sein könnten. 7 Prozent der Unternehmen mussten bereits schließen oder werden in Kürze den Betrieb einstellen“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Top 3 Empfehlungen der KMU-Händler an die Bundesregierung:

-) Leichtere, unbürokratischere Beantragung von Hilfen (62%)
-) Umfangreichere Unterstützungsleistungen (57%)
-) Schnellere Auszahlung der beantragten Hilfen (51%)
„Wir wissen, wie schwierig diese Krise für alle ist, vor allem auch für die Politikerinnen und Politiker, die sich unermüdlich einsetzen. Doch nun müssen substanzielle Mittel aus dem Corona-Rettungsschirm bei den betroffenen Unternehmen ankommen, um Arbeitsplätze zu retten und den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern. Der Goldschatz am Meeresboden hilft nichts, wenn der Rettungsring nicht rasch zugeworfen wird“, so Rainer Will.

Die Erhebung fand von 16. bis 20. April statt, 233 KMU-Händler (52 stationäre Händler, 41 Online-Händler und 140 Omnichannel-Händler) aus dem Kreis der 3.000 Mitglieder des Handelsverbandes nahmen an der Befragung zu den Auswirkungen der Corona-Krise teil.

www.handelsverband.at

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