Dieseltraktion bleibt im Schienengüterverkehr weiter ein Faktor

Derzeit beträgt der Anteil alternativ angetriebener Lokomotiven an der weltweiten Gesamtflotte nicht einmal ein Prozent.

Dieseltraktion bleibt im Schienengüterverkehr weiter ein Faktor Bild: Deutsche Bahn

Angesichts der Covid-19-bedingten weltweiten Unsicherheiten in der Bahnindustrie erwartet die Unternehmensberatung SCI Verkehr einen starken Rückgang des Neugeschäfts von Diesellokomotiven (-24% in den Jahren 2020-2024). In vielen Ländern werde die Pandemie anvisierte Beschaffungen obsolet machen, oder zugunsten von Modernisierungen verwerfen und so die Reduzierung der Dieselflotte weiter beschleunigen, lautet die Prognose in der Marktstudie „Deisel and alternative driven locomotives – Global Market Trends 2020“, die ab sofort in englischer Sprache erhältlich ist.

Der weltweite Markt für neue, dieselbetriebene und alternativ angetriebene Lokomotiven befand sich im Jahr 2019 auf einem außerordentlich geringen Niveau von etwa 2,75 Mrd. Euro. Das Neufahrzeuggeschäft für Diesellokomotiven ist zuletzt aus vielfältigen Gründen stark unter Druck geraten.

In Ländern mit bedeutenden Flotten wie China (steigende Elektrifizierung des Netzes) und den USA (neues Betriebskonzept der Güterbahnen erlaubt Flottenreduktion) sind die Auslieferungen massiv eingebrochen. In Europa vermeiden Betreiber zunehmend die langfristige Investition in Diesellokomotiven. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie verstärken diese Trends – anders als im Personenverkehr erreichen Konjunkturpakete die Güterverkehrsbetreiber nicht.

Während SCI Verkehr bei Triebzügen im Personenverkehr eine deutliche Abkehr von der Dieseltraktion erwartet, kann davon im Schienengüterverkehr für die meisten Weltmarktregionen keine Rede sein. In Ländern wie den USA mit einem Elektrifizierungsgrad von einem Prozent setzen die fast ausschließlich privaten Güterbahnbetreiber auf Dieseltraktion mit moderner Technologie. Angesichts teurer und langwieriger Elektrifizierungsvorhaben kündigten zuletzt auch Länder wie Russland für die kommenden Jahre umfangreiche Investitionen in fahrdrahtunabhängige Traktion an.

Weltweit wurden in den Jahren 2015 bis 2019 etwa 8.300 D-Loks und alternativ angetriebene Lokomotiven ausgeliefert. Der nordamerikanische Hersteller Wabtec war mit einem Anteil von 40 Prozent deutlich Marktführer, gefolgt von der russischen Transmashholding (14%) und dem indischen Diesel Locomotive Works (13%). Aufgrund strikterer Emissionsnormen beobachtet SCI Verkehr seit Jahren ein steigendes Preisniveau in vielen Regionen.

Weltweit wird die Emissionsminderung der D-Lok-Flotte im Schienengüterverkehr überwiegend durch Motor-Nachrüstungen und die Integration moderner Diesellokomotiven vollzogen. In einem Umfeld geprägt von preissensitiven Betreibern und hohen Leistungsanforderungen haben es alternative Antriebstechnologien vor allem im Streckenverkehr noch schwer und sind in nennenswerter Stückzahl lediglich in Europa zu finden.

Derzeit beträgt der Anteil alternativ angetriebener Lokomotiven an der Gesamtflotte nicht einmal ein Prozent. Vor allem im Rangiersegment werden alternativ angetriebene Lokomotiven (beispielsweise Diesel-Loks mit Traktionsbatterie) in den kommenden Jahren allerdings deutlich zum Neufahrzeuggeschäft beitragen und Betreibern lokal emissionsfreien Betrieb und Energieeinsparungen bescheren.

www.sci.de

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