Der Logistikunternehmer und Nationenverbinder

Hinter der UnitCargo Speditions GmbH steht eine erstaunliche Erfolgsgeschichte. Firmengründer Davor Sertic leitet ein Unternehmen mit hochgesteckten ökonomischen und ökologischen Ansprüchen, das seine Spezialisierung auf internationale Full Trucks Loads (FTL) jetzt um Transportlösungen für Teilpartien ergänzt.

Der Logistikunternehmer  und Nationenverbinder Bild: Die Cross-Dock-Facility in Sofia soll bald in anderen Ländern Schule machen.

WIEN. Mag. Davor Sertic ist zwar in Wien aufgewachsen, doch er beherrscht die Muttersprache seiner Eltern. Wer sich in Serbokroatisch verständigen kann, der kommt damit sowohl in Kroatien als auch in Serbien gut über die Runden. Das stellte der Eigentümer und Gesellschafter der UnitCargo Speditions GmbH kürzlich in Novi Sad unter Beweis. Die Stadt im Norden des Landes liegt an der Donau. Hier herrscht laut zahlreichen Angaben ein multikulturelles Klima. Die meisten Bewohner sind mehrsprachig aufgewachsen. Etwas Besseres kann einem stark international ausgerichteten Unternehmen nicht passieren. UnitCargo erwirtschaftet nur fünf Prozent des Umsatzes am Heimmarkt Österreich. Die restliche 95 Prozent stammen von Logistikdiensten für Auftraggeber mit Bedarf an Transportlösungen im Korridor von Skandinavien über Deutschland und BeNeLux bis in die Balkan-Staaten und retour.

In Novi Sad betreibt die UnitCargo Spedition seit etwas mehr als einem Jahr eine Niederlassung. Sie beschäftigt aktuell sechs Mitarbeitende, aber das ist nur der Anfang. Jedenfalls sieht Davor Sertic das Potenzial für die rasche Verdreifachung des Personalstandes am Standort in der Region Woj-wodina gegeben. Das ließ er anlässlich einer Festveranstaltung im Gespräch mit den Vertretern der lokalen Medien (Zeitungen, Radio- und Fernsehsender) durchblicken. Die zeigten sich sowohl vom beruflichen Werdegang als auch von der Herkunft des Interviewpartners beeindruckt. „Sie sind in Kroatien geboren. Wie erklären sie vor diesem Hintergrund das Engagement in Serbien?“, lautete eine oft gestellte Frage. Davor Sertic antwortet daraufhin jedes mal: „Ganz einfach: Logistik hat keine Grenzen“.

Auf dieses Thema ist der seit 30 Jahren in der Speditionsbranche tätige Absolvent des Studiums der Betriebswirtschaftslehre vorbereitet. Seine Aufgabe als Unternehmer in der Logistikbranche bestehe darin, verschiedene Kulturen unter einen Hut zu bringen. Dabei liege das Hauptaugenmerk auf Ländern und Regionen mit den besten Chancen für die Entwicklung und Betreuung von Lkw-Rundlaufverkehren für Komplettladungen und neuerdings auch für Teilpartien, skizzierte er die auf den Säulen Laderaumoptimierung, Risk Management und Claim Management fußende Strategie der UnitCargo Spedition. Dazu gehört auch die Fokussierung auf multinationale Kundenkreise aus den Branchen Automotive, Stahl, Chemie und Holz, da man nun einmal in der „Logistics Champions League“ spiele.

Das sind ziemlich selbstbewusste Aussagen für ein Transport- und Logistikunternehmen mit aktuell 84 Mitarbeitenden an eigenen Standorten in Wien (Zentrale), Polen, Slowakei, Rumänien, Bulgarien und Serbien. Doch dieses Team hat große Ambitionen und erfüllt sie auch mit Leben. So will das Unternehmen in jedem der genannten Länder in den Kreis der Top-3-Anbieter von FTL-Speditionsdiensten im vorher beschriebenen Länderkorridor aufsteigen. In Serbien sieht Davor Sertic gute Chancen dafür, weil es hier unter anderem 400 österreichische Unternehmen mit rund 18.000 Beschäftigten gibt. Ihren Bedarf an Transportkonzepten in der Beschaffung und im Versand will der Spediteur abdecken, wobei man klarerweise auch für Firmen aus anderen Ländern bereitstehe, wie er es ausdrückt.

Wo das aus Gründen der fehlenden Paarigkeit der Ladungsströme nicht möglich ist, zieht sich die UnitCargo Spedition konsequent zurück. Das ist zuletzt in der Türkei geschehen, was kein dauerhafter Zustand bleiben muss. Aber derzeit präsentiert sich dieses Land als extrem schwieriger Markt für die Ausübung der Tätigkeiten einer europäischen Ladungsspedition. Umso besser läuft es in den anderen Ländern und Regionen des Wiener FTL-Spezialisten. So erwartet Davor Sertic in 2019 rund 50 Mio. Euro Umsatz, „womit wir den Vorjahreswert um ungefähr 25 Prozent übertreffen würden“. Dafür bewegt das Unternehmen rund 50.000 Komplettladungen.

Wie die meisten Speditionen im Segment der Lkw-Ladungsverkehre besitzt die vor 15 Jahren gegründete Firma UnitCargo eine stark ausgeprägte digitale Komponente. „Die IT beschleunigt und unterstützt unser Geschäft“, bemerkt Davor Sertic im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Deshalb tätige man gerade ein Investment in eine IT-Firma in Serbien. Ebenso wichtig seien aber die Mitarbeitenden, die sich in möglichst vielen Sprachen verständigen können sollten. Dafür hat er ein multikulturelles Team aufgebaut, dessen Mitglieder mit den internationalen Geschäftspartnern in so ziemlich jeder Sprache kommunizieren und auch über das entsprechende fachliche Know-how verfügen.

So plausibel sich das anhört, so sehr zählt für die Kunden am Ende des Tages die Bereitstellung der benötigten Kapazitäten zum attraktivsten Preis. Dafür erweitert die UnitCargo Spedition ihr Leistungsspektrum. Ergänzend zu den Services für Full Truck Loads werden jetzt auch Teilladungsverkehre (LTL) organisiert. Davor Sertic bezeichnet das als Instrument einerseits zur Ladungsoptimierung und andererseits zur Steigerung der Flexibilität bei den von kurzen Reaktionszeiten gekennzeichneten Kontrakten. Dafür wurde kürzlich ein Cross-Dock-Lager mit 1.000 m² Fläche und sechs Toren in Sofia eröffnet. Ähnliche Anlagen sollen bald in Serbien und Polen folgen. Ein Engagement in der Lagerlogistik schließt die Geschäftsführung mit dem Hinweis aus, „dass es uns aus ökologischen und ökonomischen Gründen nur um die optimale Auslastung der Lkw geht“.

Davor Sertic ist in die Logistikbranche in einer Zeit eingestiegen, in der sich die Versandleiter in der verladenden Wirtschaft noch über die Anrufe der Spediteure gefreut haben. Heute werden Lösungen mit Überzeugungskraft erwartet. Außerdem existierte Ende der 1980er Jahre noch die Republik Jugoslawien. Aus dem Einheitsstaat sind, hervorgerufen durch zwei bittere Kriege, mehrere eigenständige Länder entstanden. Es gibt hier jetzt mehrere Zollgrenzen. Dadurch ist die Bedienung der Region Balkan für alle Beteiligten in den Logistikketten komplizierter geworden. Doch das ergibt eine Faktenlage, die dem Know-how der internationalen Speditionen einen höheren Stellenwert verleiht.

JOACHIM HORVATH

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