Budapest Airport fliegt in eine neue Luftfracht-Dimension

Auf dem Internationalen Flughafen Budapest Liszt Ferenc entsteht bis zum Jahresende die neue BUD Cargo City. Mit dem Großprojekt will sich der Airport der ungarischen Hauptstadt als Luftfracht-Drehscheibe für die Länder in Zentral- und Osteuropa etablieren. In den letzten Jahren sind die Umschlagmengen markant gestiegen.

Budapest Airport fliegt in  eine neue Luftfracht-Dimension Bild: Am Flughafen Budapest werden derzeit 13 Nurfrachter-Dienste pro Woche abgefertigt.

BUDAPEST. Endlich nimmt das Projekt BUD Cargo City Form an. Bis Ende 2019 erhält der Liszt Ferenc International Airport in Budapest ein 20.000 m² großes Gebäude für die Luftfrachthandlingdienste der Firmen Celebi und Menzies, einen Speditionsterminal mit 10.000 m² Hallenfläche sowie zwei zusätzliche Parkpositionen für B747- oder B777-Nurfachter. Die Gesamtkosten für den Ausbau des Cargo Business sind mit 46 Mio. Euro budgetiert. Damit wird die Grundlage für die Positionierung des Budapester Flughafens als Drehscheibe für die Abwicklung von Luftfrachttransporten mit Ausgangs- und Zielorten in den Ländern in Zentral- und Osteuropa geschaffen, wobei dieser Wirtschaftsraum in Zukunft bis nach Österreich und Süddeutschland reichen soll.

Aktuell arbeiten rund 500 Personen im Frachtbereich am Budapest Airport. Das vierköpfige Cargo-Team der Flughafenbetriebsgesellschaft stellt die Fazilitäten bereit und kümmert sich um die Marketingaufgaben. Für alle anderen Tätigkeiten in den Bereichen Luftfracht, Expressdienste und Handling tragen die darauf spezialisierten Dienstleister die Verantwortung. Das fängt bei den bereits genannten Handlingfirmen an und reicht über die global tätigen KEP-Riesen DHL Express, FedEx/TNT Express und UPS bis zu den internationalen Speditionen cargo-partner, DB Schenker, DHL Global Forwarding, Ekol Logistics und Kühne + Nagel. Die starke Präsenz der Nurfrachter von Expressdiensten und klassischen Fluggesellschaften à la AirBridgeCargo, Cargolux, Qatar Airways Cargo, Silk Way West Airlines und Turkish Cargo liegt im geöffneten Luftraum auch in den Nachtstunden begründet.

Durch dieses Gesamtpaket in Verbindung mit den Bellykapazitäten in den Großraumflugzeugen von Emirates (Dubai), LOT Polish Airlines (Chicago, New York) und Lufthansa ist der Luftfrachtumschlag am Budapester Flughafen in den letzten vier Jahren um 60 Prozent auf 146.113 Tonnen in 2018 gewachsen. René Droese, Director Property and Cargo, rechnet im laufenden Jahr mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung in einer leicht abgeschwächten Form. „Unsere bestehenden Anlagen für den Luftfrachtverkehr sind voll ausgelastet, und wir wollen die vorhandene Servicequalität auf jeden Fall halten“, sagt er im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Aber sofort nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Neubauten werde man wieder voll durchstarten.

BUD Cargo profitiert im Tagesgeschäft von der Paarigkeit der Luftfrachtverkehre. Importe und Exporte halten sich seit Jahren die Waage. Das ist ein Umstand, den alle Fluggesellschaften schätzen und der sich nach den jüngsten Entscheidungen der Automobilhersteller BMW und Mercedes-Benz für große Direktinvestitionen in Ungarn fortsetzen sollte. Ihrer Vorgehensweise leisten renommierte Zulieferbetriebe (Bosch, Continental, Knorr Bremse, Schaeffler) Folge, und deren Produkte „Made in Hungary“ gehen zu Abnehmern auf der ganzen Welt. Auch die internationalen Elektronik- und Pharmakonzerne machen sich den Vorteil der niedrigen Lohn- und Produktionskosten in Ungarn zunutze. Das fördert die Exporte zu den Kunden in Europa und Übersee, noch dazu wo die neuen Handlingfazilitäten am Budapest Airport auch gesonderte Abschnitte für die Abfertigung von temperatursensiblen Luft- und Expressfrachten umfassen.

„Wir sind hier am Budapester Flughafen schon sehr bald für ein deutliches Mengenwachstum in allen Kundensegmenten gerüstet, egal ob es sich um die klassische Luftfracht, um die Logistikketten für den boomenden E-Commerce oder um das Kerngeschäft der Kurier- und Expressdienste handelt“, betont René Droese. So gut wie alle der in den vorigen Absätzen genannten Carrier und SCM-Dienstleister betreiben globale Netzwerkstrukturen, womit von BUD Cargo ausgehend das ganze Jahr über schnelle Anschlüsse in die bedeutenden Wirtschaftszentren der Welt bestehen. Das gilt ab Juni 2019 erstmals auch für Shanghai in Form eines Airbus A330-Liniendienstes der China Eastern Airlines mit zunächst vier Wochenfrequenzen.

René Droese äußert in diesem Zusammenhang seine Zuversicht, „dass wir in Zukunft die derzeit noch mit Road Feeder Services über Wien, München und Frankfurt abgefertigten Luftfrachtverkehre direkt über Budapest routen“, was auch für die Umwelt von Vorteil wäre. Sein Fokus ist auf alle Regionen gerichtet, die man mit Lkw-Zügen in einer Fahrzeit von acht bis neun Stunden bedienen kann und reicht somit bis nach Bayern, Tschechien, Südpolen, Rumänien, Bulgarien und in die Staaten am Westbalkan (Ex-Jugoslawien). Man habe alles, was ein leistungsfähiger Frachtflughafen benötige, angefangen von den Direktverbindungen der Fluggesellschaften und Integratoren über gut geschulte Mitarbeitende und sehr bald schon brandneue Handling-/Logistikfazilitäten bis zu den Platzreserven für eventuell weitere notwendig werdende Zubauten.

Eigentlich sollte vieles davon schon jetzt realisiert sein. Nach der Privatisierung des Budapester Flughafens im Juni 2007 wollte der neue Eigentümer AviAlliance mit Sitz in Düsseldorf ursprünglich schon ein Jahr später die Realisierung der BUD Cargo City in Angriff nehmen. Doch dann gemahnte die globale Wirtschaftskrise die Verantwortlichen zur Vorsicht. Der zweite Anlauf für das Projekt startete im Jahr 2011 und wurde durch die Pleite der ungarischen Fluggesellschaft Malev im Februar 2012 brutal gestoppt. Damals schlitterte der internationale Flughafen der ungarischen Hauptstadt in eine Phase, in der es für alle Geschäftsbereiche um die wirtschaftliche Existenz ging. Doch weil aller guten Dinge drei sind, nehmen die Dinge jetzt wirklich ihren Lauf, und davon könnten sich die Kunden und Geschäftspartner einiges erwarten, stellt René Droese in den Raum.

JOACHIM HORVATH

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