Bayerische Holzindustrie verschifft jetzt auch über den Hafen Triest

Auf dem deutschen, österreichischen und italienischen Schienennetz fahren die kürzlich gestarteten Ganzzüge im Auftrag des Sägewerkes Schwaiger von Hengersberg nach Triest. In den ersten Wochen hat sich das neue Transportlogistik-Konzept für alle Beteiligten gelohnt. Jetzt verlängert die Holzindustrie ihr Anschlussgleis.

Bayerische Holzindustrie verschifft jetzt auch über den Hafen Triest Bild: Das Sägewerk Schwaiger verarbeitet ausschließlich Nadelholz.

WIEN. Es ist offenbar eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Sowohl bei Trieste Marine Terminal (TMT) als auch im Sägewerk Schwaiger zeigt man sich von den ersten Wochen der Zusammenarbeit angetan. Nur lobende Worte finden die Vertreter der beiden Unternehmen über die im Jänner 2019 gestartete Kooperation. Seither verbindet ein wöchentlicher Ganzzug im Rundlauf den Hafen Triest mit dem Anschlussgleis der süddeutschen Holzindustrie. Der Shuttleverkehr versorgt das Nadelholz-Sägewerk mit Leerequipment und verbringt die vollen Container in den Adriahafen. Das beschert dem Familienunternehmen bei Verschiffungen nach Asien einen Laufzeitgewinn von bis zu fünf Tagen im Vergleich zu den Logistikketten über die Nordhäfen.

Ausnahmslos 40‘ High Cube Container schickt das Sägewerk Schwaiger auf die Reise. Für die Exporte nach Nordamerika bleiben die deutschen Seehäfen die erste Wahl. Die Asien-Verkehre laufen neuerdings über das Trieste Marine Terminal. „Wir haben auch andere Optionen geprüft. Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten von Triest waren abgesehen vom Laufzeitvorteil in Richtung Fernost die in der Gesamtbetrachtung attraktive Preisgestaltung und die Gewährleistung von stabilen Logistikketten. Bisher hat alles einwandfrei funktioniert“, zieht Holger Wittmer, Manager Procurement des 1911 gegründeten Familienunternehmens, eine positive Zwischenbilanz.

Das Sägewerk Schwaiger profitiert im gegebenen Fall vom eigenen Anschlussgleis, das in 2019 auf 500 Meter Länge ausgebaut wird. Viel mehr benötigt man auf der Triest-Verbindung aufgrund der eingeschränkten Bruttonutzlasten nicht. Gefahren wird mit 64 TEU pro Bahntransport. Das rechnet sich für das Unternehmen dank der kurzen Distanz in den Adriahafen. Als weiteren wichtigen Punkt nennt Holger Wittmer die Bereitstellung von einer ausreichenden Anzahl an Leercontainern aus Triest. Dazu muss man wissen, dass sich der Firmensitz der Holzindustrie mit aktuell rund 250 Mitarbeitenden in einer sehr stark von den internationalen Automobilherstellern geprägten Region befindet. Hengersberg liegt zwischen Regensburg und Passau, in der Nähe von Deggendorf, und hier herrscht traditionell eine große Nachfrage nach Containern in der Dimension 40‘ High Cube.

Dadurch entsteht ein Preisdruck, den die Sägewerke nicht so ohne weiteres abfedern können. Ein Ausweg aus dieser Situation sind konventionelle Verschiffungen. Das funktioniert auf den Verbindungen zum Beispiel in das Vereinigte Königreich oder nach Nordamerika ganz gut. Jedoch stehen die Schnittholzindustrien damit bei den Fernost-Exporten auf verlorenem Posten gegenüber den Containerverkehren. Insofern schätzt man sich im Sägewerk Schwaiger glücklich über die Unterstützung durch das Trieste Marine Terminal bei der Beschaffung der Leercontainer. Dabei erfolgt die Stauung der Boxen direkt auf dem 35 Hektar großen Areal am Firmensitz in Südost-Bayern, wovon man bisher Abstand genommen habe, wie Holger Wittmer gegenüber der Österreichischen Verkehrszeitung einräumt.

Das Sägewerk Schwaiger erzeugt aus 1 Mio. Festmeter Rundholz rund 600.000 Kubikmeter Schnittholz und 235.000 Tonnen Holzpelltes im Jahr. Die Schnittware entspricht einem Äquivalent von 24.000 TEU. Ihr Absatzgebiet erstreckt sich über ganz Europa mit den Schwerpunkten Deutschland, Österreich und Schweiz. Etwa ein Drittel davon beziehen Abnehmer aus Nordafrika, Nordamerika und Asien, Tendenz steigend. Der eigene Gleisanschluss auf dem Werksgelände verschafft dem Unternehmen ein hohes Maß an Flexibilität bei der Auswahl der Verschiffungshäfen, wobei Privatbahnen die Durchführung der Traktionsleistungen übernehmen. Die Seefrachten bezieht der bayerische Traditionsbetrieb teilweise direkt bei den Linienreedereien oder über Partnerfirmen aus dem Kreis der internationalen Speditionen bei den transportlogistisch und zolltechnisch schwieriger zu bedienenden Länderrelationen.

JOACHIM HORVATH

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