Welthandel stagniert wegen Staus vor Containerhäfen

Das Frachtvolumen im Roten Meer liegt gegenwärtig 14 Prozent niedriger als unter normalen Umständen zu erwarten wäre.

Welthandel stagniert wegen Staus vor Containerhäfen Bild: ifw Kiel

Anhaltende Staus vor wichtigen Containerfrachthäfen führen zu einer Stagnation des globalen Handels. Für Deutschland, die EU und die USA zeichnet sich ein Handel nur auf Niveau des Vormonats ab. Das ergibt die jüngste Auswertung des Kiel Trade Indicator.

Demzufolge stauen sich in den Häfen von Ningbo-Zhoushan und Los Angeles derzeit jeweils etwa 3 Prozent der globalen Transportkapazitäten in den Hauptwartebereichen. Das Frachtvolumen im Roten Meer – der wichtigsten See-Handelsroute zwischen China und Europa – liegt gegenwärtig 14 Prozent niedriger als unter normalen Umständen zu erwarten wäre.

China selbst scheint aber einen Weg gefunden zu haben, die Schließungen seiner Terminals in den Häfen Ningbo-Zhoushan und Yantian zu überwinden. Trotz Staus vor der chinesischen Küste wurde in den vergangenen vier Wochen mehr Ware aus diesen Häfen und Shenzhen verschifft als im Vergleichszeitraum.

Für Chinas Exporte im September signalisiert der Kiel Trade Indicator ein Plus von 6,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat (nominal, saisonbereinigt), für die Importe mit einem Indikatorwert von 0,8 Prozent eine schwarze Null.

Der Welthandel dürfte im September stagnieren, der Indikatorwert liegt bei Null. Gleiches zeichnet sich für Deutschlands Handel ab (Exporte: +0,1 Prozent; Importe: +0,2 Prozent). In der EU dürften die Exporte nicht über das Niveau des Vormonats hinauskommen (-0,1 Prozent), die Importe könnten etwas darüber liegen (+0,7 Prozent). Für die USA weist der Kiel Trade Indicator in beide Handelsrichtungen leicht negative Vorzeichen aus (Exporte: -0,5 Prozent; Importe: -0,7 Prozent).

„Die Terminal-Schließungen in China hinterlassen ihre Spuren und dämpfen den Warenaustausch. Eine nachhaltige Entspannung der Lage zeichnet sich nicht ab, das trübt die Aussichten für den internationalen Handel. Dies dürfte sich über steigende Preise und anhaltende Engpässe bei bestimmten Waren bemerkbar machen, auch im Weihnachtsgeschäft“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator. Weihnachten falle nicht aus, aber gerade bei Produkten aus China und Asien seien fehlende Lieferungen oder höhere Preise zu befürchten.

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) für 75 Länder weltweit, die EU sowie des Welthandels insgesamt. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in nominale, saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

www.ifw-kiel.de/tradeindicator

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