Die Forderung der WHO nach einer erneuten Verschärfung der Feinstaub-Grenzwerte war der Anlass zur Erhebnung des aktuellen Standes der Abgastechnik bei Euro VI Lkw und Bussen. Eine Vergleichsmessung am Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU Graz (IVT) hat gezeigt, dass die Partikelemissionen bei modernen Lkw deutlich unter den derzeit gültigen Grenzwerten liegen.
Mit dem Emissionsniveau heutiger Lkw liegt der Beitrag zum Partikel-Luftgütegrenzwert an extrem stark befahrenen Straßen bei weniger als 3 Prozent, was nach Immissionsschutzgesetz als „irrelevant“ eingestuft wird. Es erfolgt demnach kein nennenswerter Beitrag von Feinstaub durch Diesel-Lkw in die innerstädtischen Schadstoffbilanz.
Messungen im realen Straßenverkehr zeigen, dass die ersten Generationen von Euro VI Fahrzeugen Stickoxid um 86 Prozent im Vergleich zu Euro V reduzieren. Die neuesten Fahrzeuge, die die Emissionsstufe Euro VI D erfüllen, verringern die Stickoxidemissionen nochmals um 33 Prozent.
Dies sei auf die sehr gut funktionierenden SCR-Katalysatoren („selektive katalytische Reduktion“) zurückzuführen. „Bei der Partikelanzahl ist dank der mit Euro VI eingesetzten Partikelfilter sogar eine Reduktion von 99,9 Prozent von Euro V zu Euro VI zu erkennen”, erklärt der Leiter der Emissionsforschung am IVT Stefan Hausberger.
Er und sein Team forschen seit mehr als 20 Jahren in diesem Bereich und erarbeiten am Institut gemeinsam mit internationalen Partnern den aktuellen Vorschlag für die Emissionsnorm Euro VII sowie Methoden und die Software für die CO2-Gesetzgebung für schwere Nutzfahrzeuge (VECTO).
„Mit Inkrafttreten von Euro VII – voraussichtlich im Jahr 2026 oder 2027 – werden die Schadstoffemissionen neuer Lkw, egal mit welchem Antrieb, keinen nennenswerten Umwelteinfluss haben,“ lautet seine vielversprechende Prognose.
Aktuell werden unter Mitwirkung der TU Graz-Forschenden weitere Testverfahren und Antriebskonzepte zur CO2-Minderung entwickelt. Stefan Hausberger sieht in Dieselkraftstoffen aus erneuerbaren Energiequellen – den sogenannten „eFuels“ – enormes Potenzial. „Mit eFuels wird der Dieselmotor auch in Zukunft eine wichtige und dann auch klimaneutrale Antriebsart von schweren Nutzfahrzeugen sein.“
„Nach dreißig Jahren Abgasgesetzgebung für Dieselmotoren von schweren Nutzfahrzeugen sind wir jetzt auf einem Punkt angelangt, wo keine nennenswerten Feinstaubemissionen mehr aus dem Auspuff eines Lkw kommen. Wir nähern uns mit der Abgasstufe Euro VI bereits den Grenzen der technischen Messbarkeit angesichts der hoch dynamischen Vorgänge im Fahrzeugbetrieb,“ so Franz Weinberger, Sprecher der österreichischen Nutzfahrzeugimporteure und Initiator des Versuchs.
„Die Zeit, in der man den schweren Lkw oder Bus als „Stinker“ bezeichnen konnte, sind eindeutig vorbei. Ersetzt man im nächsten Schritt den fossilen Treibstoff durch CO2 neutralen, Synthese-Kraftstoff oder Elektrolyse-Wasserstoff, dann sind die Verbrennungs-Motoren schwerer Nutzfahrzeuge auch klimaneutral zu betreiben,“ ist Franz Weinberger zuversichtlich.
Christian Spendel, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Lkw Friends on the Road: „Ich wollte heute von der Wissenschaft bestätigt haben, ob ein moderner Euro VI Lkw-Motor wirklich so sauber ist, wie es uns von unseren Fahrzeugherstellern kommuniziert wird? Müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir unsere Motoren starten, um unserer Arbeit – der Versorgung der österreichischen Bevölkerung – nachzugehen? Umwelt- und Klimaschutz ist auch uns ein sehr großes Anliegen und wir wollen auch unseren Beitrag zu einer vernünftigen Klimabilanz leisten.“
Der Ausschuss der Nutzfahrzeuge befasst sich mit den besonderen Anliegen der Nutzfahrzeugbranche (ab 3,5 t) in Österreich. Mitglieder sind die führenden Vertreter der Lkw- und Omnibusmarken DAF, IVECO, MAN, Mercedes-Benz, Renault Trucks, Scania, Tatra sowie Volvo Trucks. Lkw Friends on the Road engagiert sich für objektive Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege für den Lkw und seine Dienstleistungen.