Welche Auswirkungen hat die Coronavirus-Epidemie auf die Liefer- und Logistikketten der österreichischen Industrieunternehmen? Darüber diskutierten Fachleute am 25. Februar auf einer vom Verein Netzwerk Logistik (VNL) und von der Fachhochschule des BFI Wien kurzfristig organisierten Informationsveranstaltung in Wien.
Dabei berichteten sowohl Alexander Till, Österreich-Repräsentant von Hafen Hamburg Marketing, als auch die Logistikexperten von RHI Magnesita, Myriam Glatz, und Semperit Technische Produkte, Mag. Günter Gruber, von derzeit noch funktionierenden Abläufen. Zwar sei der Aufwand für die Organisation und Abwicklung der Transporte gestiegen. Jedoch könnten die Unternehmen und ihre Logistikdienstleister damit noch umgehen.
Schwieriger wiegt für die Diskussionsteilnehmer die ungewisse Zukunft. Niemand kann mit Gewissheit sagen, ob und wie sich die Logistikketten in vier bis sechs Wochen präsentieren. Myriam Glatz stellt sich darauf ein, „dass wir uns mit dem drohenden alltäglichen Wahnsinn arrangieren müssen“. Günter Gruber nimmt gerne jeden guten Vorschlag der Unternehmen aus dem Kreis der Speditionen und Containerreedereien entgegen.
Aus heutiger Sicht steuert Österreich auf Engpässe bei den Zulieferungen aus Ostasien und bei den Containern für die Exportindustrie zu. Die Linienreedereien haben in den letzten Wochen rund die Hälfte aller Dienste von China nach Europa gestrichen. Eng mit diesen Loops verknüpft sind teilweise auch die Importe aus Japan, Südkorea, Malaysia und Thailand. Die derzeit den Suezkanal in Richtung Europa passierenden Großcontainerschiffe sind teilweise nur zu einem Drittel ausgelastet.
Wie stark die Containerknappheit in Österreich ausfällt, hängt vom weiteren Verlauf der Coronavirus-Epidemie in China ab. Wenn die Behörden die Lungenkrankheit bis Mai 2020 in den Griff bekommen, könnten die Containerreedereien die drohenden Engpässe mit Positionierungen aus dem Nahen/Mittleren Osten und Nordamerika abfangen.
Das wäre zwar mit höheren Kosten verbunden, würde den Seefrachtenmarkt aber nicht komplett aus den Angeln heben. Noch dazu sind die europäischen Seehäfen in der Lage, die dann zu erwartenden Mengensteigerungen bei den Containerimporten zu bewältigen.
Trotzdem sollten manche Unternehmen ihre Lieferketten kritisch hinterfragen und resilienter gestalten, räumten Alexander Till und Prof. (FH) Dr. Andreas Breinbauer, Rektor der FH des BFI Wien, in ihren Erläuterungen ein. Als positive Beispiele nannten sie einige österreichische Großverlader, die bestimmte Zugsysteme entlang der Transsibirischen Achse bewusst fördern und unterstützen, um in Notfällen auf Bypass-Systeme zurückgreifen zu können.