ENNSDORF. In den für sie relevanten Segmenten genießt die Salvagnini-Gruppe einen gewaltigen Bekanntheitsgrad. Etwa 70 Prozent des Weltmarktes besetzt der auf die Planung, Entwicklung, Konstruktion und den Verkauf von Maschinen und flexiblen Systemen für die Blechbearbeitung spezialisierte Leitbetrieb mit Hauptsitz in Italien. Unternehmen in jeder Größe und aus verschiedenen Branchen bilden den Kreis der Geschäftspartner, darunter Aufzughersteller, Klimatechnikspezialisten, Schaltschrankbauer, Produzenten von Landmaschinen und Lohnfertiger. Auf der Kundenreferenzliste stehen die Namen Kone, Rittal, Viessmann und Zumtobel. Für sie und viele andere Auftraggeber wurden bisher 7.000 Installationen in 75 Ländern realisiert.
Die weltweit rund 1.800 Mitarbeitenden der Salvagnini Gruppe verteilen sich auf fünf Produktionsstätten in Italien, Österreich, Deutschland und in den USA sowie auf 35 Servicecenter. Das zur Jahrtausendwende im ecoplus Wirtschaftspark Ennsdorf eröffnete Werk besitzt den Status als Kompetenzzentrum für automatisches Biegen und weltweit größte Produktionsstätte von Biegeautomaten. Hier konstruieren und realisieren 420 Fachkräfte Biegeautomaten in 14 verschiednenen Modellen, von denen rund 60 Prozent in Europa abgesetzt werden. Der Rest verteilt sich in etwa zur Hälfte auf die Wirtschaftsräume NAFTA (USA, Kanada, Mexiko, Brasilien) und Asien (China, Japan, Malaysia, Vietnam). Für 2019 weist das im äußersten Westen von Niederösterreich angesiedelte Werk einen Umsatz in der Höhe von 130 Mio. Euro aus.
Salvagnini Maschinenbau war lange Zeit in Linz Auwiesen ansässig. In den 1990er Jahren entstand dort ein akuter Platzmangel, hervorgerufen durch die Errichtung von Wohnhausanlagen. Deren Bewohner hatten wenig Freude mit dem stetig expandierenden benachbarten Industriebetrieb. Aus dieser Entwicklung heraus startete das Management die Suche nach alternativen Standorten und landete schlussendlich in Ennsdorf. „Das war damals ein EU-Fördergebiet mit attraktiven Konditionen für Betriebsansiedlungen“, erläutert der technische Leiter und Prokurist der Salvagnini Maschinenbau GmbH, Wolfgang Kunze, im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung.
Schon damals erachteten die Verantwortlichen die Trimodalität des Standortes Ennsdorf als Wettbewerbsvorteil. Allerdings dominierte bei der Versandabwicklung der Maschinen lange Zeit der Straßentransport. Spezialisten wie die Johann Strauss GmbH oder die Hofmann Transport-Service GmbH zählen auch heute noch zum Kreis der „Stammfrächter“. Hingegen hat sich die Nutzung der Binnenschifffahrt in Testversuchen als nicht praktikabel erwiesen und fristete die Bahnlogistik lange Zeit aus Kostengründen ein Schattendasein. Die Transporte auf der Schiene waren zu teuer und unflexibel, um eine ernsthafte Gefahr für die Geschäftstätigkeit der Lkw-Spezialisten darzustellen.
Doch im Jahr 2019 habe sich das Blatt gewendet, berichtet Wolfgang Kunze. Das verdankt die Salvagnini Maschinenbau GmbH einem Logistikkonzept der Spedition DB Schenker, bei dem die Containerfrachten per Bahn in die Verschiffungshäfen Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam verbracht werden. Es liegt von der Preisgestaltung her betrachtet unter den Frachtraten für die durchgängigen Straßentransporte und ersetzt bei rund 300 TEU Versandaufkommen zumindest 200 Lkw-Fahrten im Jahr. Noch dazu funktioniert es einwandfrei und beeinträchtigen die eventuell auftretenden Verschubstöße in keiner Weise die Technologie der Maschinen. Wolfgang Kunze: „Wir haben das mit Sensoren getestet. Dabei sind keine Einwände gegen die Nutzung der Bahnlogistik aufgetreten.“
Man spüre schon, dass den Logistikdienstleistern Klimafreundlichkeit zunehmend ein Anliegen ist, verlautet seitens des Unternehmens. Bei Salvagnini Maschinenbau unterstützt man das mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. So werden Lieferungen im Umkreis von 500 Kilometer ab Ennsdorf seit geraumer Zeit vorzugsweise mit LNG-Lkw (Liquid Natural Gas) durchgeführt. Die Vorteile gegenüber Fahrzeugen mit Dieselantrieb sind unter anderem eine Reduktion von Feinstaub um 95 Prozent sowie eine Verminderung von CO2 um bis zu 95 Prozent. Der Betreiber des bisher einzigen regelmäßig genutzten LNG-Fahrzeuges verzeichnet eine große Kundennachfrage und überlegt deshalb bereits die Anschaffung einer zweiten LNG-Zugmaschine, was Wolfgang Kunze als ein starkes Signal für den Klimaschutz lobt und dementsprechend fördern will.
JOACHIM HORVATH