WIEN. Wenn ein Hubwagen, zu denen auch die legendäre „Ameise“ zählt, Stapler, Kommissionier- oder Regalbediengerät von Jungheinreich Austria aus welchem Grund auch immer einmal den Dienst versagt, kommt eine bestens eingespielte Maschinerie in Gang. „Jeder Ausfall kostet unsere Kunden Geld und ist daher auf das absolute Minimum zu reduzieren“, lautet die klare Anweisung von Geschäftsführer Andreas Ausweger. Sein diesbezüglicher Strategieansatz dient der Absicherung der führenden Position des Unternehmens im Marktsegment der Intralogistik. Dem liegt eine abgestimmte Systematik von Flurförderzeugen, Logistiksystemen, Software Solutions und Dienstleistungen zugrunde, die zusammen Lösungen aus einer Hand ergeben.
Und natürlich ist da noch das Team. Unter den aktuell rund 320 Mitarbeitern an den Standorten Wien (Zentrale), Sattledt, Lieboch und Dornbirn befinden sich viele Stammkräfte mit langjähriger Betriebszugehörigkeit. Ihr Know-how samt der modernen Technologie der Gerätschaften und Logistiksysteme verschaffen Jungheinrich Austria einen Wettbewerbsvorsprung, den Andreas Ausweger in den nächsten Jahren festigen oder besser noch ausbauen will. Dafür sucht das Unternehmen mit zuletzt rund 100 Mio. Euro Jahresumsatz laufend ambitionierte Nachwuchskräfte. Ihre Rekrutierung gestaltet sich einigermaßen schwierig, auch weil viele junge Menschen den Industriezweig als Ganzes und die hier vorhandenen beruflichen Möglichkeiten im Speziellen falsch einschätzen.
Deshalb warnt Andreas Ausweger bei jeder Gelegenheit davor, „unsere Branche zu unterschätzen“. Für ihn ist die Logistik eine bereits sehr stark digitalisierte Disziplin mit einem breiten Spektrum an fortgesetzten Möglichkeiten zur Automatisierung von Prozessabläufen. Und je mehr Marktanteile der E-Commerce dem stationären Handel abnimmt, umso stärker kommt dieses Argument zum Tragen. Das zeigt sich auch bei der 2006 in Österreich unter der Marke Profi Shop gestarteten Jungheinrich-Vertriebsschiene im Internet, deren Jahresumsatz aktuell 10 Mio. Euro beträgt. Dahinter steht ein ausgeklügeltes Logistiksystem mit schnellen Lieferungen ab dem Zentrallager im Raum Hamburg beziehungsweise direkt von den Herstellern der Produkte.
Auch für Jungheinrich Austria ist der schnelle Lieferservice – wie bereits erwähnt – ein Kriterium, mit dem man sich von den Mitbewerbern unterscheidet, wie Andreas Ausweger im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung betont. In dieser Hinsicht traf die damalige Geschäftsführung im Jahr 2002 eine wegweisende Entscheidung. Weil die Warenverfügbarkeit bei den Ersatzeilen mit 97 Prozent nicht mehr zeitgemäß war, wurde die Auflösung des bis dahin in Österreich bewirtschafteten Lagerstandortes beschlossen. Die Erhöhung der Warenverfügbarkeit um einen einzigen Prozentpunkt hätte eine Verdoppelung der Lagerfläche erfordert. Darauf konnten und wollten sich die Verantwortlichen nicht einlassen.
Damals schlug die Geburtsstunde für einen seither laufend adaptieren Technikerservice mit Vorbildfunktion. An seinem Anfang steht die von einer speziellen Software gesteuerte Disposition der Servicetechniker. Sie vergibt jeden Auftrag an die dafür geeignete Außendienst-Fachkraft. Die Prozesse in der Intralogistik sind mittlerweile so kompliziert, dass sich die Techniker auf bestimmte Tätigkeitsfelder konzentrieren müssen. Dafür sind schnelle Abläufe sichergestellt, was die Kunden und Geschäftspartner schätzen. So werden nach einer Analyse des jeweiligen Problems noch am Tag A die benötigten Bauteile oder Komponenten bestellt und diese per Nachtexpress-Service in den frühen Morgenstunden in die Servicefahrzeuge zugestellt.
So können die Techniker gleich nach Dienstantritt an die Einsatzorte fahren und die Geräte oder Anlagen wieder in Gang setzen. Den damit erzielten Zeitgewinn im Vergleich zu den früheren Systematiken verdankt Jungheinrich Austria der Zusammenarbeit mit der Firma nox NachtExpress. „Unsere Techniker erstellen rund 100.000 Serviceberichte im Jahr. Dabei kommen auf jeden Geschäftsfall rund zwei bis drei Teile“, sagt Andreas Ausweger. Ausgangspunkt für den Ersatzteilversand ist in den meisten Fällen das von Ceva Logistics bewirtschaftete Logistiklager in Bratislava. Es kommen aber auch Sendungen aus dem globalen Ersatzteillogistik-Zentrum im Raum Hamburg.
Jede Komponente muss vor 7 Uhr in der Früh im Fahrzeug des Servicetechnikers eintreffen, lautet die Anweisung von Jungheinrich Austria. Die Bedeutung dieser Laufzeitvorgabe steigt mit der Anzahl der Gesamtprojekte, bei denen der Intralogistik-Spezialist alle Aufgaben ab der Fertigstellung der Gebäude übernimmt. Derzeit wird in Großebersdorf das Logistikzentrum einer bekannten Handelskette realisiert. „Auch das neue Zentrallager des Automobilzulieferers Pollmann in Vitis im Waldviertel trägt unsere Handschrift“, berichtet Andreas Ausweger. Als weitere Referenz nennt er den Ausbau der Logistikzentrale eines namhaften Sportartikelherstellers in Salzburg. Dabei erfolgt die Anlieferung der Hubwagen, Stapler und Regaltechnik immer direkt von den Werken in Deutschland unter der Zuhilfenahme von erfahrenen Partnerunternehmen aus der Transport- und Logistikbranche.
JOACHIM HORVATH