SALZBURG. So schnell geht das. Kaum dass die SETG Salzburger Eisenbahn Transportlogistik GmbH als Ergänzung zur Verkehrslizenz die Sicherheitsbescheinigung für Bahntransporte in Österreich erhalten hat, fährt sie schon die ersten Ganzzüge in Eigentraktion. Damit bekräftigt das private Eisenbahnverkehrsunternehmen seine Befähigung zur raschen Umsetzung von neuen Projekten. „Dieser Eigenschaft verdanken wir unser kontinuierliches Wachstum“, betont Firmeneigentümer und Geschäftsführer Gunther Pitterka im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Daher werde man den eingeschlagenen Weg fortsetzen.
Die Kennzahlen bestärken den Unternehmer in seiner Ausrichtung. Aktuell beschäftigt die SETG 112 Mitarbeitende an den Standorten Salzburg (Zentrale) und Freilassing. Die Fahrzeugflotte bestehend aus 42 eigenen und gemieteten Lokomotiven sowie ungefähr 550 Stück Containertrag- und Rundholzwagen hat im Vorjahr rund 4,5 Mio. Tonnen Güter befördert. Daraus resultierte ein Umsatz in der Höhe von 65,4 Mio. Euro. Beide Werte werde man im laufenden Jahr leicht übertreffen, lautet die Prognose des Firmenchefs. Nach seiner Vision befragt, nennt er die Bereitstellung einer noch schnelleren Reaktionsfähigkeit, begleitet von einem eventuellen Ausbau der Eigenproduktion nach Tschechien und in die Länder in Südosteuropa.
Bei der SETG bekommt jeder Kunde einen „Key Accounter“ zugeteilt. Diese Fachleute stehen den Speditionen und Großverladern exklusiv zur Seite. Ihr Aufgabengebiet ist mannigfaltig und alles andere als einfach zu betreuen. Denn wenn das Salzburger Eisenbahnverkehrsunternehmen etwas beherrscht, dann ist das die Lösung von herausfordernden Aufgabenstellungen in der nationalen und internationalen Bahnlogistik. Dazu zählt Gunther Pitterka die kurzfristige Umstellung von Zugsystemen und die Abwicklung von anspruchsvollen Projekten unter Einschluss von Zugteilungen oder Vor- und Nachlauftransporten in Dieseltraktion als Ergänzung zu den Langstreckenverkehren mit E-Lokomotiven als Triebfahrzeugen.
Eine weitere Spezialität des Salzburger EVUs liegt in der Durchführung von Werkverkehren für große Transportmengen. „Bei diesen Projekten würde die Zahl der Lkw-Anlieferungen den Wareneingang der Kunden überfordern“, weiß Gunther Pitterka aus vielen Gesprächen. Allerdings wollen die Auftraggeber die Flexibilität der Straßengüterverkehre nicht ganz missen. Daher vergeben sie ihre diesbezüglichen Aufträge vorzugsweise an Bahnlogistiker mit einer schnellen und flexiblen Reaktionsfähigkeit. Hier kommen die bereits beschriebenen Vorzüge der im Jahr 2001 gegründeten Firma SETG Salzburger Eisenbahn Transport Logistik GmbH zum Tragen.
Vor allem in der Forstproduktebranche hat das SETG-Team einen Stein im Brett. Mit dieser Metapher ist ein Partner gemeint, auf den sich die holzverarbeitende Industrie in jeder erdenklichen Situation verlassen kann. Nach Windwürfen, Sturmschäden und bei kritischen Borkenkäfer-Szenarien brauchen die Forstverwaltungen, Säge-/Zellstoffwerke und Papierindustrien rasche Unterstützung in Form von gut funktionierenden Bahntransporten. In solchen Situationen sind wir mit unserem flexiblen Geschäftsmodell zu jeder Zeit umgehend handlungsfähig“, sagt Gunther Pitterka. So befördert das Unternehmen in 2019 deutlich größere Mengen Rundholz im innerdeutschen Verkehr, während die Importe aus Polen sowie aus dem skandinavischen Raum spürbar gesunken sind.
Die Holzindustrie honoriert die Flexibilität des privaten EVUs auf ihre Art und Weise. Ihren Anteil am Gesamtaufkommen der SETG beziffert Gunther Pitterka mit über 50 Prozent. Dazu leisten auch die vor kurzem gestarteten Bahntransporte in Eigenproduktion in Österreich einen Beitrag, etwa bei den Ganzzügen mit Hackschnitzeln aus der Oberpfalz zum Zellstoffwerk in Hallein oder bei den Rundholzzügen von Passau nach Lenzing. Außerdem traktioniert das Unternehmen die Containerzüge der TFG Transfracht von Salzburg nach Koper und von dort zurück nach Enns. Dabei stützt man sich auf die Partnerschaft mit dem Joint Venture Ten Rail für die Abwicklung der Bahnverkehre auf dem slowenischen Streckenabschnitt.
In Deutschland führt die SETG seit 18 Monaten Bahntransporte in Eigenproduktion durch. Das geschieht mit zwei Unternehmen, die als S-Rail und K-Rail firmieren. Sie verhelfen dem EVU zu einem hohen Maß an Flexibilität, was bei den Geschäftspartnern offenbar gut ankommt. Jedenfalls ist Deutschland der größte Einzelmarkt für das Unternehmen, wobei abgesehen von der Flexibilität auch die Planbarkeit und die Zuverlässigkeit der Transporte für die Kunden einen hohen Stellenwert besitzt. Das alles beherrscht das SETG-Team. Umso mehr Kopfzerbrechen bereitet Geschäftsführer Gunther Pitterka die Situation am Stellenmarkt. Der ist auf so ziemlich allen für sein Unternehmen relevanten Positionen leer gefegt.
JOACHIM HORVATH